Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir
Autoren: Y Woon
Vom Netzwerk:
Schal gewickelt und beugte sich über Cecilia, streichelte ihr Haar. Sie weinte.
    Auf einmal hörten wir ein Krachen. Das unregelmäßige Surren der sich verlangsamenden Propeller. Dann die Schreie meines Vaters, als wir nach unten stürzten. »Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.«
    Die Welt wurde dunkler und nun war ich unter Wasser. Dies war mein letzter Moment auf Erden, das wusste ich. Die Wellen waren gewaltig, ich sank tiefer. Meine Augen und mein Hals brannten von dem Salzwasser, das mich immer weiter nach unten drückte. Ich versuchte, die Oberflächezu erreichen, aber es gelang mir nicht. Als ich die Augen öffnete, war um mich herum nur ein nebliges Blau und Blasen stiegen neben mir auf, schwirrten umher wie Fischschwärme. Ich griff nach ihnen, versuchte, sie mit meinen Händen einzufangen, und dann versank alles, ganz langsam.
    Zwei Hände, die mich wegstießen, rissen mich aus meinen Träumen. Mein Körper bäumte sich auf, als ich spürte, wie Dante aus mir trat, wie seine Erinnerungen aus mir herausgezogen wurden wie eine Filmrolle von der Spule. Unsere Lippen lösten sich voneinander und ich keuchte.

Zwanzigstes Kapitel
    Wiedergeburt
    W iedergeboren werden. Ich hätte wissen müssen, dass das mein Schicksal war. Sogar die Bedeutung meines Namens verhieß nichts anderes. Renée. Renaissance. Die Wiedergeburt. Mit einem Schlag öffnete ich die Augen.
    Ich wurde den Flur entlanggetragen und dann hinaus in einen blauen, sonnigen Tag, der so hell war, dass ich die Augen vor ihm verschließen musste. War ich tot? War Dante tot?
    Langsam hob ich ein Augenlid. Wieder war ich im Krankenhaushemd. Jemand trug mich den Weg zur Kapelle entlang. Ich hob meinen Kopf und sah auf. Es war Dante.
    »Hallo«, sagte ich mit unsicherer Stimme.
    Dante schaute hinab und lächelte. »Hallo.«
    Ich schluckte. »Bin ich tot?«
    Dante bog nach links ab. Der Weg war verlassen. Es muss noch früh sein, dachte ich. »Nein.«
    »Bin ich lebendig?«
    Dante seufzte. »Nein.«
    Meine Augen wurden immer größer, als ich meine neueWelt in mich aufsog. Blumen wuchsen wild aus der Erde und an den Bäumen zeigten sich die Knospen der Blätter. Die ersten Anzeichen des Lebens nach einem langen, dunklen Winter. »Wie lange –?«
    Ich musste gar nicht zu Ende sprechen. »Zehn Tage.«
    »Und du? Du bist –?«
    Dante wandte den Kopf ab.
    Ich seufzte erleichtert. Also hatte der Kuss seinen Zweck erfüllt. »Wo gehen wir hin?«
    »Wirst du gleich sehen.«
    Er sah jetzt älter aus, männlicher. Er reife gut, sagte ich ihm, wie ein teurer Käse.
    Er lachte. »Hab ich dir schon mal gesagt, was für eine romantische Ader du hast?«
    Ich lächelte.
    Dante brachte mich zum Friedhof hinter der Kapelle, der jetzt mit Mohnblumen überwachsen war.
    »Streck die Hände aus«, sagte er, und als die Kühle meiner Finger am Rand der Blüten entlangstrich, schlossen sich ihre Kelche.
    Ich blinzelte und konnte nicht glauben, dass dies mein Leben sein sollte. Dass das hier echt war. Dass das Leben so schön sein konnte.
    Er legte mich in der Mitte des Felds ab und rückte ganz nah an mich heran. Unsere Hände berührten sich kaum, als wir die Spiegelbilder der Wolken in den Augen des anderen betrachteten.
    »So könnte ich jeden Tag aufwachen«, sagte ich.
    »Wer nicht schläft, kann auch nicht aufwachen.«
    Ich sah an mir hinunter und begriff, was er meinte. Eswar mir noch nicht völlig klar gewesen, dass ich untot war. Ich hob die linke Seite meines Nachthemds und betrachtete meinen Bauch, wo der Holzsplitter sich in meinen Körper gebohrt hatte. Zu meiner Überraschung war schon alles verheilt und nur eine unregelmäßige rosa Narbe zurückgeblieben. Dante fuhr sie mit dem Finger nach.
    »Heute kommt dein Großvater, um dich abzuholen«, sagte er.
    »Weiß er Bescheid?«
    Dante schüttelte den Kopf. »Das ist bedeutungslos.«
    »Warum?«
    »Renée, das hier will ich nicht.«
    »Uns?«
    Dante lächelte mich traurig an. »Nein, das hier. Ich habe dich hergebracht, damit wir allein sein können. Damit wir uns verabschieden können.«
    »Was meinst du mit verabschieden?«
    »Nur für den Sommer. Aber du musst mir versprechen, dass du mich hier liegen lässt, wenn du weggehst.«
    »Damit meinst du nicht etwa, dass du mich küssen wirst?«
    Dante nickte.
    »Das kannst du nicht! Ich lass dich nicht!«
    »Ich weiß«, sagte er und verwob seine Finger mit meinen, während er seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher