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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Craig DiLouie
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angrinste wie die legendäre Katze aus Alice im Wunderland. Er weigerte sich, seinen Namen zu nennen, weil er Todd Paulsen heißt und Todd Paulsen in der Highschool immer die Null war, die einen Haufen Gemeinheiten und Demütigungen über sich ergehen lassen musste. Todd Paulsen ist tot; der Bengel hat den Versager eigenhändig umgebracht. Manchen Menschen bietet die Apokalypse offenbar eine zweite Chance. Die Überlebenden haben sich ihm gegenüber dankbar erwiesen und bewundern seine Anpassungsfähigkeit. Sie luden ihn zum Mitkommen ein, und er nahm die Einladung an. Zwar fühlte er sich auch allein stets sicher und kam recht gut klar, aber es macht keinen Spaß, wenn niemand sehen kann, wie gut man klarkommt.
    Der außerhalb von Cliquen aufgewachsene Bengel hatte sich immer gefragt, wie es wohl ist, einer von » uns « statt einer von » denen « zu sein. Selbst im eng miteinander verbundenen Stamm der Überlebenden war er der Neuling, der damit rechnete, schikaniert zu werden, und zwar schon deswegen, weil er der Jüngste war. Doch die Mühe machte sich niemand: Alle waren zu sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt. Dann passierte eine wunderbare Sache: Vor zwei Tagen, als sie mit dem Bradley unterwegs waren, putzte Anne ihm die Brille; eine rührend mütterliche Geste, die dazu geführt hat, dass er sich nun wie ein vollwertiger Angehöriger der Gruppe fühlt.
    Vor einem Jahr hob ein hünenhafter Oberstufler namens John Wheeler den Bengel in der Pause in der Cafeteria vor vierzig anderen Schülern, die mit einer Mischung aus Spannung und Schadenfreude zusahen und offen erleichtert waren, dass es nicht sie traf, hoch und ließ ihn kopfüber über einem Mülleimer baumeln. Wer sich vor so etwas schützen wollte, tat gut daran, stets in der Mitte der Herde zu bleiben. Der Kniff bestand darin, dass man nie ausscherte. In Sachen Duckmäusertum waren seine Mitschüler gut. Leider stach Todd Paulsen aufgrund seiner guten Noten und seiner ungelenken halbwüchsigen Magerkeit überall heraus. Die Lehrer nannten ihn klug. Deswegen war er bei manchen anderen Jungs unbeliebt. Einige hassten ihn sogar. Warum, wussten sie nicht, aber es war halt sicherer.
    Als die Brüllerei angefangen hatte, war John Wheeler zu Boden gefallen, was bedeutet, dass er zu den Infizierten gehört. Viele der Schüler, die an diesem Tag eine Freistunde hatten, die damals johlten oder aus Angst nichts taten, sind jetzt tot oder werden vom Virus gesteuert. Soweit der Bengel weiß, ist er der einzige überlebende Zeuge dessen, was Todd Paulsen in jenen schrecklichen fünf Minuten passierte. Und doch kann er nicht aufhören, es erneut zu durchleben; ebenso wenig, wie er alle zuvor erlebten Demütigungen vergessen kann. Es ist einfacher, seinen Namen abzulegen als sein Gepäck.
    Er wünscht sich, die anderen wären alle noch am Leben und könnten ihn jetzt sehen: mit einer Gruppe von Erwachsenen unterwegs, die alle bis an die Zähne bewaffnet sind und sich einen Weg durch ein apokalyptisches Ödland bahnen. Sie würden sämtliche Erniedrigungen vergessen und ihm Bewunderung und Respekt entgegenbringen. Sie würden auch wissen, dass sie nie wieder die Chance bekämen, ihn zur Schnecke zu machen. Weil er jetzt nämlich eine Knarre hat.
    Wendy findet an der Kasse einige Plastiktüten und gibt sie an die anderen weiter. Bevor die Seuche der Konsumgesellschaft das Ende bereitet hat, haben Panikkäufe den größten Teil der Regale zwar geleert, aber hier gibt es noch immer nützliche Dinge. Wendy entdeckt hinter der offenen Kasse auf dem Boden einen zerdrückten Kunststoffbehälter voller Trockenfleischpäckchen. Ein toller Fund. Irgendein Idiot hat die Registrierkasse wegen ihres Inhalts aufgeschossen, das Fleisch aber nicht angerührt. Es landet in ihrem Rucksack. Sie findet auch ein ganzes Paket Zündhölzer, einen großen Sack mit Salz, Vitamine für Kinder, Klebeband, Insektenspray, eine Schachtel Kondome und eine Flasche Sonnenöl. Alles landet im Rucksack. Sie entdeckt einen Flaschenöffner, den sie in die Tasche steckt. Eine Packung Bazooka-Kaugummi, die sie sofort und mit Freuden aufreißt, um den alten Klumpen, den ihre schmerzenden Kiefer zermahlen, auszuspucken und sich einen frischen einzupfeifen. Sie findet eine Schachtel Tampons und stellt sie vor Anne wie eine Trophäe zur Schau. Anne nickt aber nur, geht weiter und sammelt Dosen vom Boden auf.
    Ethan pausiert in einem Gang und hebt einen Spiralblock auf. Er blättert die Seiten um und
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