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Davina

Titel: Davina
Autoren: Anthony Evelyn
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vorsichtig ausgedrückt, eher abweisend wirkte. Aber sie hatte schöne Augen, sie waren groß und grün, und jetzt lag so viel Mitgefühl in ihnen, daß er sich zusammennehmen mußte.
    »Vielen Dank«, wiederholte er. »Ich hol' dir noch einen Drink.« Er schob seinen Stuhl zurück und ging zur Bar. Davina wollte den Drink gar nicht, aber sie wußte, daß er Zeit brauchte, um sich wieder zu sammeln. Er zog seinen Stuhl etwas näher an den ihrigen, als er zurückkam.
    »Was wirst du hier jetzt machen?« fragte sie ihn.
    Er schnitt eine Grimasse. »Ich bin in die Personalabteilung versetzt«, antwortete er. »Mit anderen Worten – White hat mich in die Wüste geschickt. Personalabteilung …« Er stieß einen leisen Fluch aus.
    »Dort bleibst du nicht ewig«, sagte Davina. »Dazu kannst du zu viel, Peter. Bleib am Drücker und halte die Augen offen – vielleicht ergibt sich irgendwo eine Chance.«
    »Erzähl mir von dir«, bat er. »Ich habe deinen meteorhaften Aufstieg aus der Ferne verfolgt. Du hast Sasonow geworben, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte sie, »das stimmt. Es war der Auftrag, hinter dem dein Freund Spencer-Barr her war.«
    »Wundert mich nicht«, sagte er, »es war ein wichtiger Auftrag. Ich habe ja immer behauptet, daß du ein schlaues Kerlchen bist, Baby. Meinen Glückwunsch. Darf ich fragen, wie die Sache läuft?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »… Und nenn mich nicht Baby. Ich verspreche dir, dich dafür auch nicht Pete zu nennen.«
    Er grinste. »Verzeihung. Ich hatte vergessen, daß du das nicht magst. Aber darf ich fragen, was für ein Mensch er ist, oder verstößt das gegen die Geheimhaltungsbestimmungen?«
    »Ich glaube nicht«, meinte sie. »Gib mir bitte eine Zigarette – ich besorge mir gleich selber welche –, vielen Dank. Was er für ein Mensch ist? Das habe ich mich seit fast fünf Wochen beinahe jeden Tag selber gefragt, und ich bin der Antwort nicht näher gekommen. Er ist ein merkwürdiger Mann, Peter. Er paßt in keine Schablone. Manchmal weiß ich nicht, ob er mit mir spielt oder ich mit ihm. Das wird erst die Zeit klären …«
    »Du wirst gewinnen«, sagte er. »Kein vernünftiger Mann hat dir bis jetzt widerstehen können.« Er grinste sie an, und sie lachte und schüttelte den Kopf.
    »Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, wie vielen es schon gelungen ist«, sagte sie. »Um Gottes willen, es ist schon spät. Ich muß gehen.« Sie stand auf und streckte ihm die Hand hin. Er nahm die Hand und zog Davina an sich. Er küßte sie auf die Wange.
    »Vielen Dank für die Schulter, sag mir Bescheid, wenn du wieder mal da bist, dann essen wir zusammen zu Mittag.«
    »Abgemacht«, versprach sie. »Und sorg dich nicht … Ich nehme dich mit dem Mittagessen beim Wort! Auf Wiedersehen.«
    Er sah ihr nach, bis sie durch die Tür gegangen und draußen auf der Straße verschwunden war. Sie hatte den zweiten Wodka nicht angerührt, deshalb trank er ihn aus. Iwan Sasonow … Sie hatte es in fünf Jahren wirklich zu etwas gebracht.
    »Armer Peter.« Sie sprach die Worte leise vor sich hin und wich mit ihrem Ford Cortina einem Lastwagen aus, der auf der mittleren Spur der Autobahn fuhr. In diese Richtung von Sussex kam man nur langsam voran, und sie fuhr so schnell, wie sie konnte. Aber sie hielt sich stets an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Menschen wie sie durften nicht vor Gericht erscheinen oder irgendwie sonst Aufmerksamkeit erregen. »Armer Peter«, sagte sie wieder zu sich selbst, »es ist eine Gemeinheit, ihn so zu behandeln …«
    Nach 15 Dienstjahren hatte der Brigadier ihn in die Personalabteilung abgeschoben, die man verächtlich die ›Hundehütte von Battersea‹ nannte. Das war das Ende seiner Laufbahn. Zu gegebener Zeit würde man ihn taktvoll in den Ruhestand versetzen oder ihm Gelegenheit geben, selbst seine Pensionierung zu beantragen. Es war herzlos und typisch für den Brigadier. Menschen zählten für ihn einfach nicht. Nur Resultate. Sie runzelte die Stirn und dachte an die beiden wichtigen Kontakte, die Peter Harrington in der UNO hergestellt hatte. Ein Rumäne und ein Ostdeutscher. Monatelange geduldige Arbeit schien sich allmählich bezahlt zu machen, und dann berief man ihn plötzlich ab. Jeremy Spencer-Barr würde ihn ablösen.
    »Es ist nicht nur die Tatsache, daß er mich ablöst, sondern die Art und Weise, wie er mich behandelt.« Sie konnte sich gut vorstellen, wie ein Mann wie Spencer-Barr mit Leuten wie Peter umging. Beim
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