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Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel

Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel

Titel: Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel
Autoren: Mary Janice Davidson
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schlimme Sachen im Ozean tun zu sehen. Wie bitte?“
    „Keine Geheimnisse mehr“, sagte ihre Mutter und segelte so dramatisch durch die Küche, dass die Decke flatterte. „Als wir diese ganzen Formulare für die Adoption ausfüllten, bin ich nachdenklich geworden. Es ist an der Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Sam Bimm ist nicht dein leiblicher Vater.“ „Naja, Mora, das weiß ich.“
    Ihre Mutter setzte sich ihr gegenüber und nahm Freds kalte Hände (Freds Hände waren immer kalt) in ihre warmen. Selbst heute noch fand Fred es beruhigend, wenn ihre Mutter sie berührte. Wie oft hatten diese Hände ihre Bettdecke festgesteckt, sie getröstet, ihren Rücken gestreichelt? Ihre Mutter war wie eine lebendige, nach Jasmin duftende, in ihrer Wärme nie nachlassende Heizdecke.
    „Ich weiß, du wirst Zeit brauchen, um das zu verdauen“, sagte sie mit anrührender Ernsthaftigkeit. „Und es tut mir leid, dass du mit einer Lüge leben musstest.“
    „Mom. Ich weiß, dass Sam nicht mein Vater ist.“
    „Und es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe!“ Sie vergrub die Hände in ihren blonden Haaren und ballte sie zu Fäusten. Für einen Augenblick sah sie aus wie die 70er-Jahre-Version der Ophelia – nachdem sie wahnsinnig geworden war. „Aber damals wurde man noch schief angesehen. Ich konnte nicht nach Hause zu meinen Eltern gehen, auch wenn es ganz natürlich und mein Körper dafür wie geschaffen und es wunderschön war, ein kleines Wunder, habe ich mich geschämt.“
    „Ein Hippie, der sich schämt?“, staunte Fred laut. „Und dann kam Sam und …“
    „Und alles wurde nur noch schlimmer?“, vermutete Fred. Ihre Mutter warf ihr einen strafenden Blick zu und fuhr fort: „Und ich war so glücklich, ihn wiederzusehen, und er …“
    „Und er stand auf schwangere Blondinen und morgendliche Übelkeit?“ „Fred, ich glaube nicht, dass du …“
    „Mom. Ich verstehe, dass du dir das von der Seele reden willst und so, aber …“ Fred versuchte, nicht auf die Brüste ihrer Mutter zu schielen, und wünschte, sie würde sich endlich etwas Ordentliches anziehen – am besten einen Rollkragenpullover. „Aber das habe ich alles bereits ganz alleine herausgefunden, als ich fünf war. Nicht, dass es mir deswegen leichter fallen würde, so zu tun, als wäre seine Zunge noch vor zehn Minuten nicht dort gewesen, wo sie gewesen ist. Natürlich wusste ich es.“
    „Tatsächlich?“, fragte Sam und rutschte unruhig hin und her, als Erbsenwasser in seine Poritze lief.
    „Dad. Sam. Wie auch immer. Sieh dich doch an. Und dann sieh mich an. Ich bin eine Meerjungfrau, und du bist noch nicht einmal Mitglied im Jachtclub.“
    Ihre Mutter warf die Hände in die Luft, und der Sofaüberwurf klaffte auseinander. Fred starrte zur Decke hinauf. „Dass solch ein wunderbares Wesen so unnötige Komplexe haben kann, geht über meine …“
    „Mom, ich bin überzeugt, da kannst jeden auf diesem Planeten fragen: Fänden Sie es merkwürdig, wenn Sie Ihre Mutter auf allen vieren überraschen würden? Ich garantiere dir, ob Meerjungfrau, Mensch, Blauwal, Krallenaffe, Kobold, Heinzelmännchen, Zombie, sie würden alle mit Ja antworten.“ Sie wandte sich an ihren sich windenden Vater. „Erinnerst du dich, wie du einmal in dem Gezeitenbecken in Panik geraten bist und ich dich herausholen musste? Ich war sieben, und das Wasser ging mir nur bis zu den Knien.“
    „Da war etwas im Wasser“, sagte Sam, und die Erinnerung ließ ihn erschaudern.
    „Ja, Sam. Elritzen. Das war das vierte oder fünfte Mal, dass ich dich retten musste, und dabei hatte ich keine einzige Schwimmstunde in meinem Leben gehabt. Außerdem hast du braune Augen, und meine haben die Farbe von Rosenkohl. Und du hast … hattest braunes Haar, und meins hat die Farbe des Meeres. Und dir wächst kein Schwanz, du bist Rechtshänder, während ich – und jetzt hör gut zu! – eine Meerjungfrau und Linkshänderin bin!“
    „Kein Grund, gleich so laut zu werden“, sagte ihre Mutter leicht pikiert.
    „Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm verkauft.“ „Niemand tut das“, sagte ihre Mutter besänftigend – wie eine Mutter, die ihr Kind für dumm hält.
    „Jeder in diesem Raum ist ein Lebewesen, das unsere Liebe und unseren Respekt verdient.“
    „Wenn wir uns jetzt an den Händen fassen und einen Heilkreis bilden sollen“, drohte Fred, „dann bringe ich dich um.“
    Unglücklicherweise war für Fred und ihre geistige Gesundheit der Albtraum noch
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