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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien
Autoren: Zoi Karampatzaki
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empfindliche Menschen. Es gibt einen Lehrplan und Prüfungen, aber nur die Besten erhalten die Erlaubnis, tatsächlich Dämonen zu jagen.“
    Billy Walker schluckte, und David wappnete sich für den schlimmsten Teil, obwohl alles, was Lauris Chef bisher erzählt hatte, albtraumhaft klang.
    „Sie können sich nicht vorstellen, wie gierig Lauris Reißer auf sein Leid ist. Deshalb hat Lauri Australien in den vergangenen Minuten verlassen. Bestimmt erinnern Sie sich an die Nächte, in denen Lauri zu Ihnen kam, atemlos von der Jagd? Er hat seinen eigenen Reißer verfolgt, ohne es zu wissen. Dieser Dämon war dermaßen kräftig, dass er ins Wasser des Hafens entkommen konnte. Letzte Nacht, als Sie beide friedlich schlummerten, klebte er an Ihrem Fenster. Lauri hatte das Glück, zu erwachen und ihn zu entdecken. Der Dämon bebte und sabberte vor lauter Begierde, durch das Glas zu springen und Sie zu zerfleischen. Das ist die Schwäche eines jeden Reißers: die Gier.
    Er hatte sein eigenes Spiel zu weit getrieben, sich zu viel zugemutet, und griff in dieser Besinnungslosigkeit nicht an. Das verschaffte Lauri genügend Zeit, zu packen und mich zu kontaktieren. Er nahm den Jet, mit dem ich ankam, und verließ diesen Kontinent, um zu jagen. Ein Reißer kann lediglich durch sein erwähltes Opfer getötet werden, und niemand kann helfen. Er würde Lauri notfalls bis ans Ende der Welt folgen.“
    Walker rieb sich mit einer Hand über das dunkle Haar. „Mehr werde ich Ihnen von mir aus nicht erzählen. Wenn Sie allerdings Fragen haben, beantworte ich sie.“
    Davids Kopf schwirrte, er fühlte sich benommen. Nicht in den grausigsten Albträumen hätte er sich solche Szenarien ausmalen können.
    Die Taubheit seines Schocks verhinderte, dass er an Ort und Stelle zusammenbrach, und deshalb sagte er tatsächlich, hörbar gereizt: „Ob ich Fragen habe? Ich habe Unmengen an Fragen! Erstens: Alles, was mich an ihn erinnern könnte, ist weg! Warum?“
    Walker räusperte sich. Offenbar hatte er diesen Satz befürchtet. „Ihre Gefühle für Lauri ernähren, stärken und befriedigen den Reißer. Aus diesem Grund hat Lauri gewisse Dinge vernichtet, bevor er Australien verließ. Deshalb wird er sich nicht melden. Er lässt ausrichten, Sie ... ähm ... Sie sollen jemanden finden, den Sie lieben, und ohne Lauri ein glückliches Leben führen. Sie sollen ihn schnellstmöglich vergessen und ihn als ein Kapitel in Ihrem Leben abschließen.“
    Die Empörung über diese Antwort brachte David dazu, sich unwillkürlich zu seiner vollen Größe aufzurichten. Er spürte, wie ihm die Brust anschwoll. „Das verlangt er von mir? Ach, wie schön! Dieser verdammte Finne! Warum muss ich das machen und nicht er? Raus mit der Sprache, Ketchup!“
    „Weil er es nicht kann“, erwiderte Walker mit einer Sanftheit, die David den Wind aus den Segeln nahm. „Elin war seine erste Liebe, deshalb war dieses Gefühl intensiv. Sie hingegen sind die Liebe seines Lebens. Das ist die mächtigste Empfindung, die ein Mensch ohne Kinder in sich tragen kann. Er wird niemals aufhören, Sie zu lieben – und sein Reißer weiß das.“ In Walkers Blick flackerte Zärtlichkeit auf. „Offenbar brachte er es nicht übers Herz, Ihnen alles zu nehmen. Er vergöttert diese Kette. Bedenkt man, wie entsetzlich stark dieser Reißer bereits ist, bezweifle ich, dass Ihre Liebe jemals verschwinden wird.“
    Davids Mund drohte erneut aufzuklappen, und seine Knie wurden puddingweich. Deshalb ließ er sich schwer neben Miles auf das Sofa fallen. Seine Freunde hatten bisher kein Wort gesagt – Billy hatte sie offenbar längst eingeweiht. Miles schluchzte auf und schlang die Arme fest um David, und der erwiderte die liebe Umarmung.
    „Eine zweite Frage“, murmelte David. Die Verzweiflung und Sehnsucht machten ihn müde. Er schloss die Augen. „Wie viele Männer haben es bisher geschafft, ihren Reißer zu töten?“ Weil langes Schweigen folgte, schaute er Walker an. Der Gesichtsausdruck des Mannes ließ seinen Atem stocken. „Was? Was? “
    Walker wich seinem Blick aus. „Bisher ist es niemandem gelungen“, flüsterte er mit tränenschwerer Stimme. „Ich schätze, dass Lauri in etwa einem Jahr tot ist. Sobald das geschieht, wird der Reißer sich um Sie kümmern können – und wollen. In diesem Fall werde ich Sie kontaktieren, um Ihnen Bescheid zu sagen und Sie in Sicherheit zu bringen. Bis dahin können wir eines tun: Dieses Jahr hinter uns bringen und auf Lauris Tod warten.“
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