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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien
Autoren: Zoi Karampatzaki
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tatsächlich in seinen Gedanken zu formulieren. Und es war befriedigend – ein wohliger heißer Schauer rann angenehm prickelnd seine Wirbelsäule hinab, in einer fremden, faszinierenden Mischung aus Liebe und sexueller Begierde.
    David hätte nie gedacht, dass er einmal jemanden lieben würde. Richtig lieben, nicht schwärmen. Kein Verliebtsein, sondern das Bedürfnis, die drei größten Worte herauszuschreien, sodass es die ganze Welt hören konnte. Zwar hatte er immer im Hinterkopf gehabt, dass er seinen Eltern bald einmal eine Frau präsentieren und sie heiraten und mit ihr Kinder haben sollte. Da er solche Vorstellungen nicht mit schönen Empfindungen verband, hatte er es verdrängt. Schließlich liebte er sexuelle Abenteuer mit unbekannten, weiblichen Schönheiten.
    Hatte geliebt. Nach der Erfüllung, die er in Lauris Armen erfahren hatte, könnte ihn wohl niemals wieder eine Frau wahrhaft befriedigen.
    Er ließ sich auf das Kissen zurückfallen, die Faust fest um den Anhänger geschlossen. Das spitze, filigrane Geweih stach in seine Handfläche, schwielenbedeckt vom Surfen und von harter Arbeit an seiner sich langsam verwandelnden Bruchbude im Outback. Sein Herz fühlte sich wund an. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass Lauris Flucht ihn verletzte. So viel hatten sie gestern geteilt ... er schmeckte Lauri auf der Zunge und griff sich leise stöhnend zwischen die Beine, wo sein morgensteifer Schwanz lustvoll zu pochen begann.
    Es dauerte nicht lange, einsam und allein zum Höhepunkt zu finden, und er schwang anschließend die Beine aus dem Bett, um zu duschen. Danach nahm er schmunzelnd, ein Handtuch um die Hüften, sein Handy vom Nachttisch. Zügig drückte er sich durch das Kontakte-Menü. Einhändig, mit der Linken betastete er zärtlich den Anhänger zwischen seinen Fingern. Er wollte wissen, was die Kette ihm sagen sollte. Ob sie ein schüchterner Liebesbeweis sein könnte? Oder eine Geste der Verbundenheit ... in einem rein sexuellen Sinne?
    Genervt von sich selbst und seinen Spekulationen stoppte er dieses Gedankenkarussell, denn jetzt hatte er die Kontakte mit L erreicht. Lana, eine Tante mütterlicherseits; Lizzy, eine Kollegin; Lex, ein Kollege; Levi, ein Kumpel aus Brisbane; Linda –
    David hielt inne; ihm wurde eiskalt. Lauri stand nicht länger im alphabetisch geordneten Verzeichnis. Er tauchte ebenso wenig auf, nachdem David sechsmal alles durchgelesen hatte. Er lockerte mit pulsierenden Schläfen seinen Griff um den Anhänger und starrte das silberglänzende Rentier an.
    In rasender Verwirrung glaubte er eine Sekunde lang, es habe Lauris kornblumenblaue Augen. Er begann zu zittern, seine Bewegungen waren fahrig und ihm schwindelte, als er seine Nachrichten aufrief.
    Alle von Lauri und alle, die David ihm geschrieben hatte, waren gelöscht.
    Er sog scharf die Luft ein vor Schmerz. Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Knie wurden ihm weich, als er seine Handy-Fotos nach jenem durchsuchte, das er heimlich am Strand gemacht hatte: Lauri, die langen tiefschwarzen Locken zum Zopf gebunden, wie er versunken das Meer an seinen Füßen lecken ließ. Eine Flasche Tooheys Old in der einen Hand und die andere im Nacken. Den hypnotischen Blick fasziniert auf den Horizont in Bondi Beach gerichtet.
    Dieses Bild, das er Tausende Male angestarrt hatte, darauf lauschend, wie sich etwas in seinem Herzen für den Rest seines Lebens veränderte, war ebenfalls nicht mehr da.
    Ein Reißen fuhr durch seine Brust und hinterließ Trümmer.
    Er sah verschwommen, als er durch seine Kommode mit der Unterwäsche wühlte, und wusste längst, dass Lauri gründlich gewesen war. David fand die Kamera, wollte das Video von Lauris unerwartetem Vegemite-Abenteuer aufrufen und musste feststellen, dass es gelöscht war.
    Was auch immer Lauri mit diesem Raub bezweckte: Seine Erinnerungen konnte man David nicht nehmen. Lauri ist nicht –
    Hemmungslos liebte er diesen Mann, und es wäre zu viel gewesen, verdammt noch mal einfach zu viel, diesen Gedanken jetzt abzuschließen.
    Er sprang auf. Er fühlte ein schmerzhaftes Quetschen in der Brust, hatte das Handy in der einen und Lauris Anhänger, seine letzte Botschaft, in der anderen Hand. Rasch ging er nach unten, riss eine Küchenschublade auf und kramte den gelben Klebezettel heraus, auf dem in Ems verschnörkelter Schrift Lauri Holopainen und eine Handy-Nummer stand.
    Zitternd hackte er die Zahlen ein, gefangen in einem Tornado, der ihn jederzeit erfassen konnte, sollte er
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