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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien
Autoren: Zoi Karampatzaki
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waren, spürte ich unsichtbare Augen.
    Ich hatte mir beinahe den Nacken verrenkt, um ihn zu finden. Meinen Dämon. Und da stand er, den Blick hart und forschend auf mich gerichtet.
    „Ich habe keine Schwächen“, sagte ich kühl, ohne die Stimme zu erheben.
    „Lauri?“, fragte Bobby verwirrt.
    „Ist dein Dämon hier irgendwo?“, keuchte Linda erschrocken.
    „Äh, hallo?“ Der Händler hörte sich amüsiert an.
    Der Späher stand weit weg von mir und hörte mich dessen ungeachtet. Sein Grinsen war breit und trieb mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Aus dem Nichts glitt seine Stimme als zarter, grauer Nebel durch mein Bewusstsein.
    Ich habe dich im Blick , dachte das Monster leise. Immer im Blick .
    In dem Moment, als Bobby ihn entdeckte und voller Verzweiflung und Angst aufstöhnte, winkte mir der Dämon lässig. In dem Sekundenbruchteil meines Blinzelns verschwand er.
     
    ***
     
    Mir blieb nichts anderes übrig, als Em zu erzählen, dass mir der Dämon unmissverständlich gedroht hatte. Da ich Billy informiert hatte, hätte er es ohnehin bald erfahren. Em machte sich Sorgen um mich. Er wollte mir nicht glauben, dass mir nichts zustoßen konnte. Um die Sicherheit aller zu gewährleisten, zwang ich ihn zu dem Versprechen, niemandem davon zu erzählen. Erstens war mir nach wie vor schleierhaft, wer der Dämon war und was er bezweckte. Er bevorzugte das Spiel mit mir, es war nicht sein Wunsch, mich sein Ziel wissen zu lassen. Zweitens wollte ich unbedingt verhindern, dass sich die Menschen, die ich inzwischen als meine Freunde bezeichnete, um mich sorgten. Drittens hätten sie mir ohnehin nicht helfen können. Ich war auf mich allein gestellt. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich mit einem solchen Gedanken einsam.
    Hatte der Dämon im Hafen Pupillen gehabt? Es machte mich rasend vor Wut, dass er so weit entfernt gewesen war – ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
    Ich fuhr zu David nach Kirribilli, um in seinen Armen zu vergessen. Sein Geruch und seine lustvollen Geräusche hüllten mich ein. Ich konnte nicht genug bekommen von seinen Lippen, die sich in verzweifeltem Hunger auf meinem Mund bewegten. Er schien ebenso bedürftig wie ich. Dass nichts geschah, vertrieb meine panische, wenn auch unterschwellige Angst, das Wesen im Hafen könne tatsächlich der Reißer gewesen sein, der mich für den Rest meines Lebens belauern würde.
    Schweren Herzens nahm ich mir vor, in den nächsten Tagen zu verschwinden. Das Risiko, jemanden aus Sydney in Gefahr zu bringen, wurde zu groß.
    Ich ließ mich ausziehen und auf dem Sofa nehmen. Es war nicht gemütlich und hatte im Zusammenspiel mit Davids unerklärlicher Trauer etwas Wildes und Rohes.
    Schwitzend und zittrig stöhnend erschlaffte David am Ende auf mir. Jeder Muskel in meinem Körper tat mir weh. Ich schlang zusätzlich zu den Beinen meine Arme um ihn. Sein Kopf lag heiß und schwer auf meiner Brust, und ich streichelte durch sein feuchtes Haar, atemlos und befriedigt. David wirkte ebenso zufrieden, die Verzweiflung war fort, als er mich anlächelte und heiser sagte: „Du warst dran. Tut mir leid.“
    „Kein Problem“, erwiderte ich und grinste müde. „Du wolltest es, ich wollte es. Da gibt es nichts, wofür du dich entschuldigen musst.“ Ich zupfte an seinem Ohrläppchen, und er schnurrte lächelnd. Ich seufzte. „Du bist seltsam.“
    „Du nicht weniger“, sagte er und schmiegte die Wange an meine feuchte Brust. „Und ich kann dich gut leiden.“
    Ich lachte. „Ich dich inzwischen auch.“
    „Schön. Dieser Sex eben … damit hast du mich umgebracht“, sagte David lachend. Er bebte leicht auf mir.
    Erneut gähnend tätschelte ich seinen warmen Rücken. „Und du liebst es, auf diese Art zu sterben.“
     
    ***
     
    Es war absolut düster in seinem Schlafzimmer, deshalb knipste ich meine Lampe an und musterte aufmerksam sein Gesicht. Er war ein süßer kleiner Junge, wenn er schlief, unschuldig und vertrauensvoll zu einer Kugel zusammengerollt. Ich beobachtete ihn gern im friedlichen Zustand seines komatösen Schlafes.
    Er murmelte meinen Namen und schmatzte genießend.
    Ich lächelte und schaltete das Licht aus.
    Selbst im nächtlichen Dunkel konnte ich sein entspanntes Gesicht vor mir sehen. Ich spürte seine Wärme dicht an meinem Körper und hörte seinen regelmäßigen Atem. Ein kleiner, intensiver Impuls brachte meinen Körper dazu, sich auf die Seite zu drehen und sich an Davids schlafwarmen Rücken zu schmiegen. Ich
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