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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz
Autoren: Amanda Cross
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war noch immer entsetzlich elend, aber jetzt, da sie aktiv werden konnte, ging es ihr etwas besser.
    Toni fuhr fort: »Wir haben noch eine Menge weiterer Pläne, aber es scheint mir wenig sinnvoll, sie bereits jetzt alle auszubreiten. Ich komme wieder in Ihre Sprechstunde. Ich habe mich nachträglich für eine Ihrer Veranstaltungen eingeschrieben, so daß ich ein Recht habe, hier zu sein, insbesondere, weil ich, um das Versäumte nach-zuholen, Sie häufig konsultieren muß.«
    »Welche Veranstaltung?« fragte Kate.
    »Die große Vorlesung. Ich will keine Scheine, also muß ich keine Seminararbeiten schreiben oder irgendein Repetitorium besuchen.
    Ich will nicht, daß ich den Leuten hinter diesem Coup als Studentin auffalle, aber wenn doch, dann können wir das für unsere eigenen Zwecke nutzen. Ich habe hier einen Decknamen, klar, aber ich habe die Vorlesungsgebühr bezahlt, also wird man nicht so bald meine Immatrikulation überprüfen. Glauben Sie mir, Geld ist alles, hier wie überall.« Sie sprach weiter, bevor Kate irgendwelche Zweifel anmel-den konnte. »Unser vorrangiges Problem ist dieser Artikel oder die Annonce, die die von Ihnen veröffentlicht sehen wollen. Womöglich kommen Sie da nicht drum rum, aber erst mal wollen wir sie hinhalten, teils, weil sie irgendwas unternehmen müssen, wenn wir sie hinhalten – und solche Schritte sagen einem immer etwas –, teils, weil wir möglichst vermeiden wollen, daß Sie überhaupt etwas ver-
    öffentlichen müssen. «
    »Aber gefährdet das nicht Reed?«
    »Das bezweifle ich. Vergessen Sie nicht, Kate, daß er denen nur von Nutzen ist, wenn er lebt und wohlauf ist. Es gibt zwei Strategien, die sie verfolgen können, jedenfalls vermuten Harriet und ich das.
    Entweder wollen sie ihm eine Gehirnwäsche verpassen und ihn dazu bringen, die Ansichten seiner Entführer zu teilen, was in der Tat oft ziemlich gut funktioniert, oder sie versuchen, ihn zu verführen –
    sowohl intellektuell als auch physisch, also machen Sie sich darauf gefaßt. Wenn Reed nur halb so klug ist, wie ich höre, wird nichts von beidem klappen, das ist klar, aber er wird so tun als ob.«
    »Und die Abtreibungsärzte, die man erschossen hat, die Bombenanschläge auf die Kliniken und all das?«
    »Kate, vergessen Sie die Abtreibungsärzte und die Kliniken. Da fühlen sich die Attentäter moralisch im Recht. Die glauben, sie retten menschliches Leben. Sie können Fanatiker für ihre dreckige Arbeit einsetzen. Aber mit diesen Leuten hier ist das etwas anderes. Die sind nicht wie die islamischen Terroristen – sie können schwerlich behaupten, ihr Gott hätte sie aufgefordert, den Feind in die Luft zu jagen, auch um den Preis von Menschenleben. In ihrer Bibel heißt es noch immer: Du sollst nicht töten, und während die Moral, Abtreibungsärzte zu töten – die in ihren Augen auch töten – oder das Töten in Kriegszeiten noch diskutiert werden kann, stehen Entführung und Mord auf einem anderen Blatt. Können Sie mir folgen?«
    »Ich versuche es. Aber ich denke auch an Jizchak Rabin.«
    »Der, wie die Abtreibungsärzte, an einem öffentlichen Ort getötet wurde. Versuchen Sie, die Fassung zu bewahren, Kate. Sie nützen weder Reed noch uns, wenn Sie ständig in Panik sind, glauben Sie mir. «
    »Ich werd mich bemühen. Wie soll ich also meinen Feminismus-Widerruf hinauszögern?«
    »Wir dachten an eine leichte Herzattacke – nichts Lebensbedroh-liches, aber doch so, daß mindestens zwei Wochen Bettruhe erfor-derlich sind. Sparen Sie sich Ihren Protest. Wir haben den Plan ver-worfen, nicht weil wir mit Ihrem Protest nicht notfalls fertiggeworden wären, sondern weil zwei Wochen Unterrichtsausfall ein falsches Signal wären. Außerdem brauchen wir Sie hier für unsere Besprechungen; wir können nicht zu Ihnen nach Hause kommen, oder nur Harriet könnte kommen, als Freundin, die ihre Unterstützung anbietet, aber höchstens ein- oder zweimal. Nein, wir werden direkt und bis zu einem gewissen Grad offen sein. Sie werden eine Annonce in die Zeitung setzen, weil Sie nicht wissen, wie Sie mit ihnen in Verbindung treten sollen, und zwar folgenden Inhalts:
    ›Brauche mindestens eine Woche, um zu schreiben, was Sie verlan-gen‹. Unterschreiben Sie mit Mrs. A. Die werdend kapieren, und mit etwas Glück niemand sonst.«
    »Und wenn die Woche vorbei ist?«
    »Haben wir Reed entweder zurück, oder wir entwerfen eine neue Strategie. Hören Sie zu. Ich habe die Annonce für die Zeitungen fertig. Sie werden sie
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