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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz
Autoren: Amanda Cross
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Klarheit zu schaffen. Er kapierte und versuchte wegzulaufen, aber sie packte ihn, und ich hielt ihn fest, während sie losrannte, um die Polizei zu alarmieren. Ein Vergewaltiger weniger im Park, so hofften wir jedenfalls. Es gefiel mir ganz gut, ihn mit der Knarre festzuhalten, während er überlegte, ob er mich angreifen sollte. ›Denk nicht mal dran‹, sagte ich. ›Das Ding hier geht verdammt leicht los!‹ Also, irgendwoher mußte ich meinen Part des Dialogs ja schließlich nehmen. An der Schuyler war ich vielleicht eine Art Spionin gewesen, aber die Rolle der Detektivin war mir neu.
    Unser Auftraggeber gab uns eine Extraprämie, doch seine Freundin war absolut sauer, was ich ziemlich unsinnig fand, aber schließ-
    lich ging uns das nichts an. Zu dieser Zeit stieg ich als Partnerin ein, obwohl die Kanzlei nach wie vor Tonis Namen trug, Giomatti. Ich sah keinen Sinn darin, meinen Namen an die Tür zu schreiben.«
    »Anonymität hat dir schon immer gefallen«, sagte Kate freundlich, aber sie warf dabei einen Blick auf ihre Uhr. Genau in diesem Moment klingelte das Telephon. Kate nahm sichtbar beklommen ab, doch es war Toni. Kate gab das Telephon weiter.
    »Sie will, daß du morgen ganz normal in die Uni gehst«, sagte Harriet nach einem Augenblick. »Entweder Toni oder ich kommen während deiner Sprechstunde vorbei; wir werden uns schon einen Grund ausdenken. Toni hält nicht viel davon, mit einem Klienten allzu oft gesehen zu werden, vor allem am Anfang. Na ja, sie scheint zu wissen, was sie tut – wie bei der Pistole. ›Eine ungeladene Pistole hätte es auch getan‹, hatte ich eingewandt, doch Toni meinte, ›Nein, das stimmt nicht, weil du gewußt hättest, daß sie nicht geladen ist, und das wäre etwas anderes gewesen‹, und damit hatte sie recht.
    Kate«, fuhr Harriet fort, »laß uns was trinken. Ich weiß, es ist noch früh, aber du kannst etwas brauchen, und ich auch. Reed hätte nichts dagegen; ich bin sicher, er hofft, daß du all den Mut, den du brauchst, aufbringst, selbst wenn ein kleines bißchen davon aus einer Flasche kommt. «
    Kate stand auf, um die Drinks zu holen. Harriet saß da, wartete und glaubte an die kräftigende Wirkung selbst der allerbescheidens-ten Aktivität.
    So saß Kate also am nächsten Tag in ihrem Büro und gab sich mit ihren Studenten ab. Es strengte sie an, sich auf deren Belange zu konzentrieren, aber wenn es ihr gelang, ließ die Anspannung wegen Reed manchmal für ein paar Minuten nach. Die sechste Studentin –
    eine Frau, die so genuin studentisch aussah, daß sogar Kate ein paar Minuten darauf hereinfiel, war Toni, an die Kate sich von der Schuyler Law School her noch vage erinnerte. Offensichtlich war Harriets Partnerin eine Verkleidungskünstlerin, die es verstand, jede Kostü-
    mierung, jedes Verhalten, das ihrem Alter und ihrem Geschlecht einigermaßen entsprach, plausibel erscheinen zu lassen. Sie sah genau wie eine Doktorandin aus.
    »Ich glaube, ich bin die letzte heute«, sagte sie, setzte sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch und spielte ihre Rolle, bis die Tür geschlossen war. »Ein Glück, daß Sie nicht an einem dieser kleinen Colleges unterrichten, wo jeder jeden persönlich kennt. New York, I love you.«
    Kate schaute fragend.
    »Okay«, sagte Toni. »Kommen wir zur Sache. Ich wollte gerade sagen, daß wir eigentlich vorhatten, Harriet als Putzfrau zum Staub-wischen herzuschicken, doch dann erfuhren wir, daß eine Putzfrau, die tagsüber oder zu jeder anderen Zeit Staub wischt, fast zwangsläufig verdächtig wirkt. Also bin ich gekommen, aber Harriet läßt herzlich grüßen. Wir haben die ganze Nacht über Ihren Fall nachgedacht.
    Folgendes kam bis jetzt dabei heraus:
    Erstens Verhaltensregeln. Nie telephonieren. Wenn Sie uns unbedingt erreichen müssen, rufen Sie von einer Telephonzelle auf der Straße an, geben Sie uns die Nummer, dann gehen wir ebenfalls zu einer Zelle auf der Straße und rufen zurück. Warten Sie also dort.
    Falls in der Zwischenzeit jemand anders das Telephon benutzen will, stehen Sie einfach mit dem Hörer in der Hand da, den Finger unauffällig auf der Gabel. Falls jemand Sie aus der Zelle rausdrängt, bleiben Sie dort, bis Sie wieder rein können. Wir probieren es weiter. Ist das klar?«
    Kate nickte und überlegte, ob in der Nähe ihrer Wohnung und der Uni Telephonzellen waren. Ihr wurde bewußt, wie selten sie welche benutzt hatte, und sie beschloß, auf dem Heimweg darauf zu achten.
    Unauffällig, versteht sich. Ihr
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