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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz
Autoren: Amanda Cross
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sehen, und sie können kaum Einwände erheben, wenn sie wollen, daß Ihr Übertritt zum fundamentalistischen Christentum glaubhaft wirkt. Wir geben damit auch Reed Gelegenheit, etwas von sich aus zu unternehmen.«
    »Wie denn? Er ist ein Gefangener.«
    »Das stimmt. Aber er ist nicht das, was sie wollen, außer inso-fern, als er sich bemühen wird, Sie zu beeinflussen. Feminismus ist das, worauf die es abgesehen haben, Kate, die neuen Gesetze über Gewalt in der Familie, das Programm gegen die Diskriminierung von Minderheiten, der Grundsatz, ›Gleiche Rechte für alle‹, die Legali-sierung der Abtreibung, und zählen wir die Evolution und die Vorstellung, daß Gott vielleicht kein Mann war, der die Welt schuf und wollte, daß die Männer in ihrem Mittelpunkt stehen, ruhig dazu.
    Wenn Reed es schafft, hinreichend beeindruckt von ihren Argumenten zu wirken, dann wird er von innen her agieren. Können Sie mir noch folgen?«
    »Ich höre zu«, sagte Kate. »Sie meinen aber nicht, Reed könnte von ihren Argumenten überzeugt werden?«
    »Nein, das meine ich nicht. Kate, wir sprechen von einem Mann, mit dem Sie seit vielen Jahren verheiratet sind. Was fragen Sie mich?«
    »Ich frage Sie ja gar nicht«, erwiderte Kate, aber selbst in ihren eigenen Ohren klang das nicht überzeugend.
    »Während Sie Ihr normales Leben weiterleben und angeblich ü-
    ber dem Artikel brüten, den Sie zu schreiben haben«, fuhr Toni fort und ließ dabei die Frage nach Reeds Willfährigkeit in der Schwebe,
    »werden Harriet und ich versuchen, die Gruppe, die Reed entführt hat, zu identifizieren. Das ist womöglich gar nicht so schwierig, wie Sie glauben, auch wenn es nicht einfach sein wird.«
    »Womit beginnen Sie?«

    »Wir beginnen, nachdem wir ja irgendwo beginnen müssen, bei einem Brief, der in der Universitätszeitung erschienen ist und in dem Feministen, die multikulturelle Gesellschaft, die Evolution und der Verlust der familiären Werte in Grund und Boden verdammt wurden.
    Sie erinnern sich vielleicht, es gab einen ziemlichen Aufruhr. «
    »Ich erinnere mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie irgend jemand so blöd sein konnte, das veröffentlichen zu wollen. Es wurde diskutiert, warum die Zeitung das publizierte, aber das Recht auf freie Meinungsäußerung gewinnt als Ideal immer, und in diesem Fall ist das ja wahrscheinlich auch richtig so. Wenn es um rassistische Verunglimpfungen geht, bin ich mir da nicht so sicher, aber das ist ein Thema für ruhigere Zeiten.«
    »Stimmt«, sagte Toni. »Aber es freut mich zu sehen, daß sich Ihr Verstand noch mit etwas anderem als Reeds Verschwinden herum-schlägt. «
    »Entführung. Damit werde ich nicht fertig. Daß man einen Mann entführt, um mit einer Frau abzurechnen, deren Ideen man nicht besonders mag. «
    »Wir wollen nicht wieder damit anfangen. Nicht jetzt – okay, Ka-te? Ich muß gehen. Sie wissen, was Garrison Keillor jede Woche im Rundfunk sagt: ›Lassen Sie sich’s gut gehen, und machen Sie Ihre Arbeit gut‹; wir hören voneinander.« Und weg war Toni, stolzierte aus dem Büro in überragender Imitation einer Studentin, deren Hausarbeit nicht den Beifall geerntet hatte, den sie für angemessen hielt.
    In dieser Nacht tauchte Harriet in Kates Wohnung auf. »Wir sind schließlich Freundinnen«, erklärte sie. »Du sollst niemandem irgendwas erzählen, also geht das Leben einfach weiter, und deine alten Freunde kommen vorbei, um dich zu besuchen, stimmt’s? Und obwohl es so aussehen soll, ist dies nicht nur ein Freundschaftsbesuch. Ich will dir den nächsten Schritt mitteilen. Wir bleiben in Verbindung, meist durch Toni-die-Studentin, also maule nicht. Ja ja, ich weiß, du kannst nicht anders als maulen, aber maule nicht darüber, daß wir in Verbindung bleiben. Hast du zufällig einen Single Malt da?«
    Kate ging ihn holen, ihr selbst war jedoch nicht nach Whisky zumute – ein bedenkliches Zeichen. Harriet beschloß jedoch, es zu ignorieren. Sie selbst nahm dankbar einen großen Schluck.
    »Wir haben uns den Hintergrund dieses Studenten, der den Brief an die Zeitung geschrieben hat, angesehen. Das Offensichtliche immer zuerst. Mit dem Hintergrund muß man anfangen und vielleicht auch aufhören. Er ist, wie sich zeigt, der pflichtbewußte Sohn einer Witwe, die jedes Gesetz, das Frauen, Armen, Schwarzen oder irgendwem hilft, der nicht ein weißer christlicher frommer Mann dieser Welt ist, für ein Werk des Teufels hält. Der Satan spielt bei all dem eine ziemlich
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