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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel
Autoren: A. E. van Vogt
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Grab wieder und müssen erneut warten. Möglicherweise landen wir aber auf dem untergehenden Kontinent. Es steht nicht fest, was geschehen würde.«
    Hudman ließ eine Weile verstreichen und sagte dann: »Seit meinem sechzehnten Lebensjahr bin ich auf See. Jetzt bin ich achtundzwanzig. Unser Schiff ist ein umgebauter Frachter. Den jetzigen Auftrag führen wir seit fast zwei Jahren durch.«
    »Oh!« Etwas von dem unglücklichen Gesichtsausdruck Lluuans verschwand. »Wann gehen Sie das nächstemal in ein Dock?«
    »Kommende Woche hier in Askara.«
    »Es ist unser Problem«, antwortete Lluuan freimütig, »Sie zu schützen und dafür zu sorgen, daß Sie nicht durchdrehen. Ich glaube«, fuhr er mehr zu sich selbst gewandt fort, »daß das Schiff für Sie der sicherste Platz ist. Vor uns stehen große Aufgaben. Wir müssen uns darum kümmern, wie die Welt nun aussehen soll. Wir müssen Schwierigkeiten vermeiden. Wenn Sie in das Dock gehen, kommen Sie mich besuchen.«
    Hudman hatte genug von der Diskussion. Er rannte zur Tür hinaus, vorbei an einer kleinen Gruppe der Blauhosen, die Straße hinab zur Little Italy Bar.
    Sputoni wartete dort noch auf ihn.
    »He, du«, sagte er. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Was meint der Doc?«
     
    Es war schon dunkel, als sie mit dem Hubschrauber auf dem hell erleuchteten Deck des riesigen Frachtschiffs landeten. Hier war ihr Zuhause.
    Nach dem Abendessen beschloß Hudman, noch ein paar Runden Karten zu spielen. Aber bald wurde er müde. Auf dem Weg zu seiner Koje hörte er Sputoni rufen, der in dem Raum neben der Bar noch mit den anderen Karten spielte.
    »He, Hud. Erzähle doch mal den Jungs von den Seeleuten, die wir gesehen haben.«
    Es dauerte eine Weile, bis Hudman das ins Friesische übersetzt hatte. Dann erkannte er, daß mit den Seeleuten die Blauhosen Lluuans gemeint waren.
    »Der alte Grue meint«, fuhr Sputoni fort, und Hudman wußte, daß er von dem bärbeißigen Chefelektriker sprach, »daß er noch nie von einem Land gehört habe, dessen Seeleute so gekleidet sind. Aber wir haben sie doch wirklich gesehen, nicht wahr?«
    Hudman hatte den Nachmittag und den Abend damit verbracht, um Lluuans Einschätzung seiner Person als nicht gefährlich zu widerlegen, weil dies für ihn bedeuten würde, daß seine Entscheidungen nichts mehr wert wären. Er ging weiter und warf nur ein kurz ausgestoßenes »Ja« zu den Männern zurück.
    Am nächsten Morgen hörte er die Stimme des Kapitäns über die Bordsprechanlage. »Wir werden in der nächsten Woche nicht auf der Tengu-Insel ins Dock gehen. Dort spielen sich eigenartige Dinge ab, eine Revolution oder etwas Ähnliches.«
    Das Meer hatte seine eigene Sprache. Sie war ein ständiges Plätschern und Murmeln, ein Zischen und Flüstern, ein Gurgeln und Stoßen. Hudman hatte diese Sprache im Lauf der Jahre gelernt, und er hatte entdeckt, daß sich trotz der Einfachheit der Laute nichts wiederholte. Sie war mehr als Musik für ihn. Sie regte seine Gefühle an und schärfte seine Sinne, und er brauchte sie nicht ins Friesische zu übersetzen.
    Die Tage vergingen. Er saß an seinem Steuerpult auf dem Deck, lauschte auf den Gesang der See und versenkte ein Pumpsystem nach dem anderen. Der Arbeitsablauf wirkte beruhigend in seiner Gleichmäßigkeit. Das endlose Meer trug ebenfalls dazu bei, daß der Sinn und die Bedeutung von Lluuans Worten in seinem Bewußtsein immer mehr zwischen Wirklichkeit und Phantasie verschwammen. Nach acht Tagen war nur noch ein kleiner Rest der Idee von der drohenden Gefahr vorhanden.
    An diesem Tag befahl der Kapitän die gesamte Mannschaft in den Aufenthaltsraum. Als Hudman eintrat, sah er, daß sich die anderen vor dem Fernsehgerät versammelt hatten. Auf dem Bildschirm war eine Flußszene zu sehen. Blaues Wasser mit weißen Schaumkronen schlängelte sich durch eine herrliche, unberührte Landschaft. Die Aufnahmen wurden von einem Hubschrauber aus gemacht, und der Fluß erstreckte sich bis zu einem fernen Horizont.
    Hudman zog die Stirn kraus. Nebeneinander versuchte er zwei Gedanken zu verarbeiten. Einerseits war es erstaunlich, daß der Kapitän die Mannschaft von der Arbeit wegholte, um sie vor das Fernsehgerät zu holen. Anderseits war die Szene mit dem Fluß nicht gerade etwas, was die Mannschaft während der Arbeitszeit sehen mußte.
    Noch während er darüber nachdachte, hörte er Sputonis Stimme.
    »He, wo kommen denn all diese Leute her?«
    Leute!
    Hudman setzte sich auf einen Stuhl und starrte mit
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