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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel
Autoren: A. E. van Vogt
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aber nicht mehr so aufdrängend.
    Je mehr sich die Verwirrung legte, um so mehr fand er wieder zu sich selbst. Die Umwelt wurde wieder normal und blieb es. Er fühlte, daß er wieder Entscheidungen treffen konnte, obwohl es im Augenblick nichts zu entscheiden gab. Er hatte diese fixe Idee mit dem Entscheiden seit seiner frühen Jugend sein eigen gemacht und sich immer daran gehalten. Andererseits war er zuvor noch nie in einer körperlichen Krise gewesen, in der er nicht mehr wählen oder entscheiden konnte …
    Bei dem, was auf dem Schiff geschehen war, hatte ich nichts zu sagen, nichts zu entscheiden. Es lief alles automatisch ab.
    Er haßte alles, was automatisch ablief und sich seinem Einfluß entzog. Während er so auf dem Boden lag, überlegte er, was er zu tun habe. Nach einigen Minuten war er sich darüber im klaren. Alles, was er tun mußte, war warten. Warten und herausfinden, was falsch war.
    Seit einem Monat hatten sie in der näheren Umgebung der Tengu-Inseln gearbeitet. Auf dem Flugplatz von Askara, der Hauptstadt der Tengu-Inseln, hatten sie eine eigene Landstation. Nichts Weltbewegendes, nur ein eingezäuntes Stück Land mit ein paar Hütten und der Aufschrift: U.S. Government – Zutritt für Unbefugte verboten!
    Der Hubschrauber setzte sanft auf. Sputoni ging zur nächsten Hütte und holte ein Fahrzeug. Dann fuhren sie durch die Hauptstraße von Askara zur Praxis von Dr. Kyet.
    Zunächst saß Hudman teilnahmslos neben dem Italiener. Aber dann verzog er die Stirn und rutschte unruhig in seinem Sitz hin und her, als er sich umblickte und seine Umgebung wahrnahm.
    Er brauchte nur drei oder vier Blicke, um die Straßenszene aufzunehmen. Die Häuser standen auf beiden Seiten so dicht zusammen, als ob sie den Fußgängern den Platz mißgönnten. Es gab nur Platz für die Geschäfte und eine zweispurige Fahrbahn, die die Kunden benutzen konnten.
    Als er die Menschen betrachtete, fuhr er verwundert zusammen und blickte noch einmal genauer hin.
    »He. Spute«, sagte er zu dem Italiener, »schau dir einmal diese Typen in den blauen Hosen und den komischen weißen Hemden an.«
    »Ja«, nickte Sputoni. »Ich habe sie auch schon bemerkt. Vielleicht sind sie von einem fremden Kriegsschiff, das im Hafen für einen Besuch angelegt hat.«
    »Ja, natürlich«, antwortete Hudman. Woher sollten sie auch sonst sein, überlegte er. Er registrierte den einzigen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Die Frauen trugen das blonde Haar zu einem Knoten gebunden oben auf dem Kopf. Irgendwie kam ihm das bekannt vor, so als ob er das schon früher gesehen hätte.
    Die Erklärung mit dem fremden Schiff erschien ihm ausreichend. Zum erstenmal seit dem Herzanfall – er nahm nun an, daß es einer war – übersetzte er wieder ins Friesische. Somit war auch in seinem Innern wieder alles normal.
    Sputoni begleitete ihn in das Wartezimmer der Arztpraxis, aber er setzte sich nicht hin. Er stand da und blickte unruhig, trat von einem Bein auf das andere und bewegte seine Lippen, als ob er etwas sagen wolle. Aber er schwieg.
    Hudman lächelte dem kleinen, untersetzten Mann verständnisvoll zu und sagte schließlich: »He, Spute. Ich bin hier ja in guten Händen. Warum schaust du nicht inzwischen in das Little Italy, nimmst einen Drink, quatschst italienisch mit dem Barkeeper und wartest auf mich?«
    »O ja. Eine gute Idee von dir.« Eine deutliche Erleichterung lief über sein breites Gesicht. Während Sputoni zur Tür eilte, rief Hudman ihm nach: »Es wird nicht lange dauern.«
    Dr. Kyet war ein ansehnlicher, braungebrannter Eingeborener. Er sprach akzentfreies Amerikanisch. Nachdem seine Krankenschwester die erforderlichen Tests und Untersuchungen durchgeführt hatte, kam er mit einer kleinen Karte zu Hudman und sagte: »Ich kann keine Anzeichen eines Herzanfalls erkennen, also war es auch keiner. Sie sind in der gleichen guten Verfassung, in der ich Sie im vergangenen Jahr gesehen habe.«
    »Dat iss gooet. Doe bist bedaanked!« murmelte Hudman leise und freudig erregt. Dann übersetzte er laut: »Das ist prima. Danke.«
    Hudman fühlte sich wieder ausgezeichnet. Lächelnd trat er forsch hinaus auf die Straße und rannte mitten in eine Gruppe der Männer in den blauen Hosen, die er zuvor bemerkt hatte.
    Hudman entschuldigte sich. »Ich bitte um Verzeihung, Gentlemen. Ich war etwas zu stürmisch …«
    Er verharrte plötzlich. Sie starrten ihn an. Alle! Und nur ihn. Und alle hatten purpurrote Augen, die hell und groß aus den
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