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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges
Autoren: Bernard Cornwell
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Gasthaus namens The Bull zu.
    «Das ist Sir Martin», sagte Snoball, als würden seine Leute den Priester nicht erkennen, auf dessen Gesicht, wie sie bei seinem Näherkommen bemerkten, ein breites Grinsen lag. Ein hasserfüllter Schauder überlief Hook beim Anblick des aaldünnen Mannes mit seinem feierlichen Gang, dem schiefen Gesicht und den merkwürdigen, eindringlichen Augen, von denen manche glaubten, sie könnten ins Jenseits sehen - wenn auch die Meinungen darüber auseinandergingen, ob Sir Martin dabei in die Hölle oder in den Himmel blickte. Hooks Großmutter allerdings hegte keinerlei Zweifel. «Er ist vom Höllenhund gebissen», sagte sie gern, «und wenn er nicht adlig wäre, dann baumelte er schon längst am Galgen.»
    Die Bogenschützen erhoben sich mit widerwilligem Respekt, als der Priester an ihren Tisch kam. «Gottes Werk erwartet euch, Leute», grüßte sie Sir Martin. Sein dunkles Haar war an den Schläfen ergraut und oben schon recht dünn. Er hatte sich seit Tagen nicht rasiert, und sein spitzes Kinn war mit weißen Stoppeln bedeckt, die Hook an Raureif erinnerten. «Wir brauchen eine Leiter», sagte Sir Martin, «und Sir Edward bringt die Stricke. Schön, wenn man den Adel auch einmal arbeiten sieht, nicht wahr? Wir brauchen eine lange Leiter. Es wird bestimmt irgendwo eine aufzutreiben sein.»
    «Eine Leiter», sagte Will Snoball, als habe er noch nie im Leben von solch einem Ding gehört.
    «Eine lange», sagte Sir Martin, «lang genug, um an diesen Balken zu kommen.» Er zuckte mit dem Kinn in Richtung des Holzstieres über ihren Köpfen. «Lang, lang.» Er wiederholte das Wort abwesend, als habe er schon vergessen, was er eigentlich wollte.
    «Sucht eine Leiter», befahl Snoball zweien seiner Bogenschützen, «und zwar eine lange.»
    «Gottes Werk kann nicht mit kurzen Leitern getan werden», sagte Sir Martin, dessen Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf die Bogenschützen gerichtet war. Er rieb sich die knochigen Hände und betrachtete Hook mit seinem Grimassenlächeln. «Du siehst krank aus, Hook», sagte er freudig, als hoffe er auf Nick Hooks baldiges Ableben.
    «Das Ale schmeckt merkwürdig», sagte Hook.
    «Das liegt daran, dass heute Freitag ist», sagte der Priester, «und du mittwochs und freitags Enthaltsamkeit üben solltest, was das Ale angeht. Dein Namenspatron, der gebenedeite Nikolaus, hat mittwochs und freitags die Milch seiner Mutter abgelehnt, und daraus hast du etwas zu lernen! Für dich, Hook, darf es mittwochs und freitags keine Wonnen geben. Kein Ale, kein Vergnügen, keine Titten, das ist dein Schicksal für alle Zeit. Und warum, Hook, warum?» Sir Martin hielt inne, während sich sein Gesicht zu einem böswilligen Grinsen verzog. «Weil du an den Hängebrüsten des Bösen gesaugt hast! , sagt die Schrift, »
    Tom Perrill kicherte. «Was haben wir zu tun, Pater?», fragte Will Snoball schicksalsergeben.
    «Gottes Werk, Master Snoball, Gottes heiliges Werk. Macht euch daran.»
    Sir Edward Derwent überquerte mit vier Stricken, die er über seine breite Schulter gehängt hatte, den Marktplatz. Er war Soldat und trug den gleichen Kittel wie die Bogenschützen, wenn auch sein Wappenrock sauberer und die Farben darauf leuchtender waren. Er war ein gedrungener Mann mit breiter Brust, dessen Gesicht bei der Schlacht von Shrewsbury entstellt worden war. Eine Kampfaxt war in seinen Helm gefahren und hatte dabei einen Wangenknochen zerschmettert und ein Ohr abgerissen. «Glockenseile», sagte er und warf die schweren Tauschleifen auf den Boden. «Müssen oben an den Balken geknotet werden, und ich steige bestimmt auf keine Leiter.» Sir Edward führte den Befehl über Lord Slaytons schwere Reiter, seine stark gerüsteten Feldkämpfer, und seine Männer respektierten ihn ebenso, wie sie ihn fürchteten. «Hook, du machst es», befahl Sir Edward.
    Hook stieg auf die Leiter und befestigte die Glockenseile an den Balken. Er benutzte denselben Knoten, mit dem er eine Schlinge in eine Hanfsehne knüpfte, um sie in die Kerbe des Bogens einzuhängen, wenn auch diese Stricke dicker und schwieriger zu handhaben waren. Als er fertig war, glitt er am letzten Strick auf den Boden hinunter, um zu überprüfen, ob der Knoten hielt.
    «Machen wir, dass wir mit dieser Sache fertig werden», sagte Sir Edward schlecht gelaunt, «vielleicht können wir dann endlich weg von diesem gottverdammten Ort. Wessen Ale ist das?»
    «Meins, Sir Edward», sagte Robert Perrill.
    «Ab jetzt ist es meins»,
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