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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges
Autoren: Bernard Cornwell
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wenn es ihm nur gelänge, die Perrills umzubringen. Er war nicht ganz sicher, worin dieser Fluch bestand - vielleicht ja in dem beunruhigenden Verdacht, dass das Leben mehr zu bieten haben müsse als den Dienst auf diesem Herrensitz. Doch schon bei dem Gedanken daran, seinem Dienstherrn Lord Slayton wegzulaufen, überfiel ihn die düstere Angst, von einem unsichtbaren und unbegreiflichen Verhängnis erwartet zu werden. Das war die Wirkung des Fluches, und er wusste nicht, wie er ihn anders loswerden sollte als durch Mord. Dennoch nickte er gehorsam. «Ich habe gehört, was Ihr gesagt habt, Mylord.»
    «Du hast es gehört, und du wirst gehorchen», sagte Seine Lordschaft. Er warf den Pfeil ins Feuer, wo er einen Moment lang lag, bevor er hell aufloderte. Ein guter Breitkopf verschwendet, dachte Hook. «Sir Martin mag dich nicht, Hook», sagte Lord Slayton mit gesenkter Stimme. Er sah an die Decke, und Hook verstand, dass Seine Lordschaft sich fragte, ob seine Frau immer noch auf der Galerie war. Hook schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. «Weißt du, warum er dich hasst?», fragte Seine Lordschaft.
    «Ich glaube, er mag ohnehin kaum jemanden, Mylord», antwortete Hook ausweichend.
    Lord Slayton sah Hook nachdenklich an. «Und was Will Snoball angeht, hast du recht», sagte er schließlich. «Seine Kräfte lassen nach. Wir werden alle alt, Hook, und ich werde einen neuen Centenar brauchen. Verstehst du, was ich meine?»
    Ein Centenar war der Mann, der eine Kompanie Bogenschützen befehligte. William Snoball hatte dieses Amt innegehabt, solange sich Hook erinnern konnte. Snoball war zugleich der Verwalter des Herrensitzes, und diese beiden Ämter hatten ihn zum reichsten unter Lord Slaytons Männern gemacht. Hook nickte. «Ich verstehe, Mylord», murmelte er.
    «Sir Martin ist der Ansicht, dass Tom Perrill mein nächster Centenar werden soll. Und er befürchtet, dass ich dich ernenne, Hook. Ich kann mir nicht denken, wie er darauf kommt. Kannst du es?»
    Hook sah ihm ins Gesicht. Er dachte an seine Mutter und war versucht, danach zu fragen, wie gut Seine Lordschaft sie gekannt hatte, aber dann tat er es doch nicht. «Nein, Mylord», sagte er stattdessen demütig.
    «Wenn du also nach London gehst, Hook, dann sei vorsichtig. Sir Martin wird mit euch kommen.»
    «London!»
    «Ich habe einem Aufruf zu folgen», erklärte Lord Slayton. «Ich soll meine Bogenschützen nach London schicken. Warst du schon einmal in London?»
    «Nein, Mylord.»
    «Nun, jetzt wirst du hingehen. Der Grund für den Aufruf wurde nicht genannt. Aber meine Bogenschützen gehen, weil der König es befohlen hat. Gibt es vielleicht Krieg? Ich weiß es nicht. Aber wenn es Krieg gibt, Hook, dann will ich nicht, dass sich meine Männer gegenseitig umbringen. Bei Gott, Hook, zwing mich nicht, dich hängen zu lassen.»
    «Ich werde mich bemühen, Mylord.»
    «Und jetzt geh. Und sag Snoball, dass er zu mir hereinkommen soll. Geh.»
    Und Hook ging.
    ***
    Es war ein trüber Tag im Januar und immer noch kalt. Die Wolken hingen tief. Obwohl es erst Vormittag war, herrschte Dämmerlicht. Im Morgengrauen hatte es leicht geschneit, doch der Schnee war nicht liegen geblieben. Auf den Strohdächern lag Reif, und die paar Pfützen, in die noch niemand getreten war, waren mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Nick Hook saß mit seinen langen Beinen, seiner breiten Brust, dem schwarzen Schopf und finsterer Miene zusammen mit sieben Gefährten, zu denen sein Bruder und die Perrill-Brüder gehörten, vor einem Gasthaus an einem Tisch. Hook trug kniehohe Stiefel mit Sporen, zwei Paar Kniehosen gegen die Kälte, ein Wollhemd, eine gefütterte Lederjacke und einen ärmellosen Leinenkittel, der mit Lord Slaytons goldenem Halbmond und drei goldenen Sternen geschmückt war. Alle acht Männer waren mit Ledergürteln ausgerüstet, an denen ein Beutel, ein langer Dolch und ein Schwert hingen, und alle trugen den gleichen Wappenrock, wenn ein Fremder auch genau hinsehen musste, um den Mond und die Sterne zu erkennen, denn die Farben waren ausgeblichen und die Kittel schmutzverkrustet.
    Doch es sah keiner genau hin, denn bewaffnete Männer in Uniform bedeuteten Ärger. Und diese acht Männer waren Bogenschützen. Sie hatten weder Bögen noch Pfeiltaschen bei sich, doch ihre breite Brust verriet, dass sie die Sehne eines Kriegsbogens mühelos ein Yard weit zurückziehen und das noch dazu ganz leicht aussehen lassen konnten. Sie waren Bogenschützen, und damit einer der Gründe
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