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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges
Autoren: Bernard Cornwell
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plötzlich wieder in die Gegenwart zurückkehrte, platzte er mit seinen Worten so schnell heraus, als wolle er die verlorene Zeit einholen. «Bewiesen», sagte er erneut, «bewiesen.»
    «Nein!», widersprach Lord Slayton seinem Schwager, und um seinem Standpunkt Nachdruck zu verleihen, schlug er mit der Hand auf die hölzerne Armlehne seines Stuhls.
    «Wenn irgendeiner von euch vieren stirbt, dann hänge ich den Rest von euch! Ganz einfach! Wenn einer von euch in den Mühlenbach fällt und ertrinkt, ist das für mich ein Mord. Habt ihr verstanden? Ich will, dass diese Fehde augenblicklich beendet wird!»
    «Es wird keinen Mord geben, Mylord», sagte Tom Perrill demütig.
    Lord Slayton sah Hook an, von dem er das gleiche Versprechen erwartete, doch Nick Hook sagte nichts. «Ein paar Peitschenhiebe werden ihn Gehorsam lehren, Mylord», schlug Snoball vor.
    «Er ist schon oft genug ausgepeitscht worden!», sagte Lord Slayton. «Wann war das letzte Mal, Hook?»
    «An Michaeli, Mylord.»
    «Und was hast du daraus gelernt?»
    «Dass Master Snoballs Arm schwächer wird, Mylord», sagte Hook.
    Ein unterdrücktes Kichern lenkte seinen Blick nach oben, wo Ihre Ladyschaft aus den Schatten der Galerie heraus die Szene beobachtete. Sie war kinderlos. Ihr Bruder, der Priester, zeugte einen Bastard nach dem anderen, doch Lady Slayton war unfruchtbar. Hook wusste, dass sie auf der Suche nach einem Heilmittel heimlich seine Großmutter besucht hatte, doch ihre Zauberkünste hatten es nicht geschafft, ein Baby hervorzubringen.
    Snoball hatte bei Hooks Dreistigkeit wütend geknurrt, doch Lord Slayton hatte seine Belustigung durch ein unvermitteltes Grinsen verraten. «Raus!», befahl er jetzt. «Alle raus, bis auf dich, Hook. Du bleibst.»
    Lady Slayton sah zu, wie die Männer den Saal verließen, und verschwand in einem Zimmer, das hinter der Galerie lag. Ihr Gatte betrachtete Nick Hook ohne ein Wort, bis er schließlich auf den graubefiederten Pfeil deutete, der auf dem Eichentisch lag. «Woher hast du den, Hook?»
    «Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen, Mylord.»
    «Du bist ein Lügner, Hook. Du bist ein Lügner, ein Dieb, ein Gauner und ein Bastard, und ich habe keinen Zweifel daran, dass du auch ein Mörder bist. Snoball hat recht. Ich sollte dich bis auf die Knochen auspeitschen. Oder vielleicht sollte ich dich einfach hängen. Damit würde ich der Menschheit einen großen Gefallen tun, sie müsste sich dann nämlich nicht mehr mit Nick Hook abgeben.»
    Hook sagte nichts. Er sah Lord Slayton einfach nur an. Ein Holzscheit im Kamin zerbrach und ließ einen Funkenregen niedergehen.
    «Aber du bist auch der verdammt beste Bogenschütze, den ich je gesehen habe», fuhr Lord Slayton grimmig fort. «Gib mir den Pfeil.»
    Hook nahm den graubefiederten Pfeil und reichte ihn Seiner Lordschaft. «Hat sich beim Flug die Befiederung gelöst?», fragte Lord Slayton.
    «Sieht danach aus, Mylord.»
    «Du bist kein Pfeilmacher, oder, Hook?»
    «Ich mache schon welche, Mylord, aber sie werden nicht so gut, wie sie sein sollten. Ich kann die Schäfte nicht ordentlich verjüngen.»
    «Dafür brauchst du ein gutes Abziehmesser», sagte Lord Slayton und zupfte an den Federn. «Also, woher hast du den Pfeil?», fragte er noch einmal. «Von einem Wilderer?»
    «Ich habe letzte Woche einen getötet», sagte Hook wachsam.
    «Du sollst sie nicht töten, Hook, du sollst sie zum Herrenhaus bringen, damit ich sie töten kann.»
    «Der Bastard hatte im Drosselwald eine Hirschkuh geschossen», erklärte Hook, «und dann ist er weggelaufen. Also habe ich ihm einen Breitkopf in den Rücken gejagt und ihn hinter Cassell's Hill begraben.»
    «Wer war es?»
    «Ein Vagabund, Mylord. Ich vermute, er ist einfach nur hier durchgezogen, und er besaß nichts außer seinem Bogen.»
    «Einen Bogen und eine Tasche voll graubefiederter Pfeile», sagte Seine Lordschaft. «Du kannst dich freuen, dass das Pferd nicht draufgegangen ist. Dafür hätte ich dich gehängt.»
    «Caesar hat kaum einen Kratzer abbekommen, Mylord», sagte Hook wegwerfend, «er hat nichts als eine kleine Schramme.»
    «Und woher weißt du das, wenn du nicht dort warst?»
    «Ich höre so manches im Dorf, Mylord», sagte Hook.
    «Ich höre auch so manches, Hook», sagte Lord Slayton, «und du lässt die Perrills in Frieden! Hast du verstanden? Lass sie in Ruhe!»
    Hook besaß wenige Überzeugungen, doch er lebte in der festen Überzeugung, dass er von dem Fluch erlöst würde, der über seinem Leben lag,
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