Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
sagte er leise, «der gute Pater will mit dir beten. Also komm mit. Niemand wird dir etwas tun.»
    Snoball lachte in sich hinein, als Michael das Mädchen ohne Widerstand durch das Hoftor zum Stall führte, in dem die Bogenschützen ihre Pferde angebunden hatten. Es war kalt und staubig dort drinnen, und es roch nach Stroh und Dung. Nick folgte den beiden. Er sagte sich, dass er den beiden folgte, um seinen Bruder zu beschützen, doch in Wahrheit trieben ihn die Worte des sterbenden Bogenschützen voran. Als er durch die Stalltür trat, entdeckte er weit darüber ein Giebelfenster. Plötzlich, wie aus dem Nichts, erklang eine Stimme in seinem Kopf. «Bring sie weg», sagte die Stimme. Es war eine Männerstimme, aber Nick kannte sie nicht. «Bring sie weg», sagte die Stimme erneut, «und der Himmel wird es dir lohnen.»
    «Der Himmel?», fragte Nick laut.
    «Nick?» Michael, der immer noch den Ellbogen des Mädchens umfasst hielt, drehte sich zu seinem älteren Bruder um, doch der sah wie erstarrt zu dem Fenster hinauf, durch das jetzt ein heller Lichtstrahl fiel.
    «Rette das Mädchen», ertönte die Stimme wieder. Außer den Brüdern und Sarah war niemand in dem Stall, doch die Stimme war real, zumindest in seinem Kopf, und Hook begann zu zittern. Wenn er das Mädchen doch nur so einfach retten könnte! Ein unbekanntes Gefühl erfüllte ihn. Er hatte sich immer für verflucht gehalten, gehasst sogar vom eigenen Namenspatron, doch plötzlich wusste er: Wenn es ihm gelänge, dieses Mädchen zu retten, würde Gott ihn lieben, und Gott würde alles ungeschehen machen, was Sankt Nikolaus dazu gebracht hatte, ihn zu hassen. Gott bot ihm seine Erlösung an. Von jenseits dieses Fensters versprach er ihm ein neues Dasein. Es würde vorbei sein mit dem Hook, auf dem ein Fluch lag. Er wusste es, doch er wusste nicht, was er tun sollte.
    «Was zum Teufel machst du hier?», knurrte Sir Martin.
    Er antwortete nicht. Er starrte auf die Wolken jenseits des Fensters. Sein Pferd, ein Schimmel, bewegte sich unruhig und stampfte mit dem Huf auf. Wessen Stimme hatte er da gehört?
    Sir Martin schob sich an Nick vorbei und schaute das Mädchen an. Er lächelte. «Hallo, kleine Dame», sagte er mit heiserer Stimme. Dann wandte er sich an Michael. «Zieh sie aus», befahl er knapp.
    «Sie ausziehen?», fragte Michael stirnrunzelnd.
    «Sie muss nackt vor ihren Schöpfer treten», erklärte der Priester, «so kann unser Herr und Heiland sie nach ihrem wahren Wesen beurteilen. In der Blöße liegt die Wahrheit. Das sagt die Schrift, in der Blöße liegt unsere Wahrheit.» Das stand nirgendwo in der Schrift, doch für Sir Martin hatte sich dieses erfundene Zitat schon häufig als sehr nützlich erwiesen.
    «Aber ...» Noch immer runzelte Michael die Stirn. Nicks jüngerer Bruder war zwar schon von jeher etwas begriffsstutzig gewesen, doch selbst ihm schwante, dass irgendetwas in diesem winterlichen Stall nicht stimmte.
    «Tu es!», fauchte der Priester.
    «Das ist nicht recht», sagte Michael widerspenstig.
    «Oh, Herr im Himmel», zischte Sir Martin wütend, schob Michael aus dem Weg und packte das Mädchen am Kragen. Sarah stieß einen verzweifelten Laut aus, es war mehr ein Jaulen als ein Schrei, und versuchte sich aus dem Griff des Priesters zu befreien. Michael starrte entsetzt auf die Szene. Durch Hooks Kopf spukte das Echo der geheimnisvollen Stimme, und so trat er einen Schritt vor und rammte dem Priester die Faust mit solcher Kraft in den Magen, dass Sir Martin mit einem erstickten Laut nach vorne kippte.
    «Nick!», schrie Michael fassungslos.
    Hook hatte das Mädchen am Ellbogen gefasst und sich halb in Richtung des Fensters umgedreht. «Zu Hilfe!», rief Sir Martin. Seine Stimme war rau vor Atemlosigkeit und vor Schmerz. «Hilfe!» Hook machte eine Bewegung, als wolle er ihn zum Schweigen bringen, doch Michael stellte sich ihm in den Weg.
    «Nick!», wiederholte Michael, und in diesem Moment stürzten die beiden Perrill-Brüder in den Stall.
    «Er hat mich geschlagen!», sagte Pater Martin ungläubig. Tom Perrill grinste, während sein jüngerer Bruder ebenso verwirrt wirkte wie Michael. «Packt ihn!», befahl der Priester und straffte sich. «Packt den Bastard!» Er rang um#
    Atem. «Bringt ihn hinaus», schnaubte er, «und haltet ihn fest!»
    Hook ließ sich in den Hof hinausführen. Sein Bruder folgte ihm und starrte unglücklich durch das offene Tor auf den Marktplatz, wo die erhängten Männer an ihren Stricken baumelten. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher