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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges
Autoren: Bernard Cornwell
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feiner, kalter Regen hatte eingesetzt. Nick Hook fühlte sich plötzlich vollkommen kraftlos. Er hatte einen Priester geschlagen, einen hochgeborenen Priester, einen Edelmann, einen aus Lord Slaytons Familie. Die Perrill-Brüder verhöhnten ihn, doch Hook hörte ihre Worte nicht, stattdessen hörte er, wie Sarahs Kittel zerrissen wurde, und er hörte ihren Schrei, und er hörte, wie der Schrei erstickt wurde, und er hörte das Rascheln von Stroh, und er hörte Sir Martin grunzen und Sarah wimmern, und Hook betrachtete die niedrigen Wolken und den Rauch der Holzfeuer, der wie eine weitere Wolke über der Stadt lag, und er wusste, dass er Gott enttäuscht hatte. Sein ganzes Leben lang hatte man Nick Hook gesagt, er sei verflucht, und dann, an einem Ort des Todes, hatte ihn Gott um eine einzige Tat gebeten, und er hatte versagt. Ein lautes Geräusch erklang vom Marktplatz herüber, wie ein Seufzer, und Nick dachte, dass das Feuer angezündet worden sein musste, um einen Häretiker in die ewigen Flammen der Hölle zu schicken, und er fürchtete, selbst dorthin fahren zu müssen, weil er nichts getan hatte, um einen Engel mit blauen Augen vor einem Priester mit schwarzer Seele zu retten. Dann aber sagte er sich, dass das Mädchen eine Häretikerin war, und er fragte sich, ob es die Stimme des Teufels gewesen war, die in seinem Kopf gesprochen hatte. Das Mädchen keuchte jetzt, und dann ging ihr Keuchen in Schluchzer über, und Hook hob sein Gesicht in den Wind und den Regen.
    Sir Martin kam grinsend wie ein sattes Wiesel aus dem Stall. Er hatte seine Robe hoch über die Schenkel gerafft und ließ sie nun wieder fallen. «So», sagte er, «das hat nicht lange gedauert. Willst du sie, Tom?», fragte er den älteren der Perrill-Brüder. «Du kannst sie haben, wenn du willst. Ist ein saftiger Bissen, die Kleine! Schneid ihr einfach die Kehle durch, wenn du fertig bist.»
    «Soll ich sie nicht lieber aufhängen, Pater?», fragte Tom Perrill.
    «Bring das liederliche Ding einfach um», sagte der Priester. «Ich würde es selbst tun, aber die Kirche tötet keine Menschen. Wir übergeben sie den weltlichen Mächten, und heute bist du das, Tom. Also nimm dir die Häretikerdirne vor, und dann schneidest du ihr die Kehle durch. Und du, Robert, du hältst Hook fest. Michael, geh weg! Du hast mit dieser Sache nichts zu tun, geh!»
    Michael zögerte. «Geh», sagte Nick Hook mit schwacher Stimme zu seinem Bruder. «Geh einfach.»
    Robert Perrill hielt Hook die Arme auf dem Rücken fest. Hook hätte sich leicht befreien können, doch er war immer noch von der Stimme erschüttert, die er gehört hatte, und von seiner eigenen Dummheit, die ihn dazu gebracht hatte, Sir Martin zu schlagen. Für dieses Vergehen konnte er gehängt werden. Doch Sir Martin genügte sein Tod nicht, und während Robert Perrill Hook festhielt, begann er, ihn zu schlagen. Der Priester hatte nicht viel Kraft, ihm fehlten die Muskeln eines Bogenschützen, doch er war boshaft und hatte spitze Knöchel, die er Hook immer wieder ins Gesicht rammte. «Du elendes Stück Hurenscheiße», spie er und versuchte, ihm die Augen in den Kopf zu drücken. «Du bist ein toter Mann, Hook. Ich sorge dafür, dass du genauso aussiehst wie der dort!» Sir Martin deutete auf das Feuer. Rauch wälzte sich um den Pfahl, und am Fuße des Scheiterhaufens loderten helle Flammen. Durch den grauen Rauch war eine Gestalt zu erkennen, die sich anspannte wie ein Bogen. «Du Bastard!», sagte Sir Martin und schlug wieder zu. «Deine Mutter hat für jeden die Beine breit gemacht, und dann hat sie dich auf die Welt geschissen, wie es eine Hure eben tut.» Der nächste Hieb traf Hooks Gesicht, und dann wuchs eine Feuersäule in den Rauch, der den Pfahl umhüllte, und ein Schrei wie das Kreischen eines Ebers beim Kastrieren erfüllte den Marktplatz.
    «Was zum Teufel geht hier vor?» Sir Edward hatte das wütende Brüllen des Priesters gehört und war in den Hof der Stallung gekommen, um den Grund dafür herauszufinden.
    Der Priester zitterte vor Wut. Seine Knöchel waren blutig. Er hatte Hook zwar eine Platzwunde an der Lippe beigebracht, und auch seine Nase blutete, aber mehr nicht. Sir Martins Augen waren vor Wut und Empörung weit aufgerissen. Hook glaubte, das Flackern des Wahnsinns darin zu entdecken. «Hook hat mich geschlagen», sagte Sir Martin. «Dafür muss er sterben.»
    Sir Edward ließ seinen Blick von dem wütenden Priester zu dem blutenden Bogenschützen wandern. «Das hat Lord Slayton
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