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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters
Autoren: dtv
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etwas anderes, das ihn verwirrte.
    Was hat Hannes verwirrt?

3
Eine seltsame Entdeckung
    H annes schreckte von seiner Strohmatratze in der Ecke neben dem großen Küchenkamin hoch. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war, aber dann gab es keinen Zweifel mehr: Er war in der Burgküche und irgendetwas hatte ihn geweckt. Obwohl er nicht so genau wusste, was. Ganzallmählich wurde es ihm klar.
    »…   und er ’ört mich nicht einmal! Was für eine faule Pelz!«
    Pierre hockte höchstpersönlich vor dem großen Kamin, schürte das Feuer, bis es hell loderte, und schimpfte vor sich hin.
    »Der Feuer brennt nicht, die Suppe ist nicht ’eiß, und der ’err liegt auf der Strohsack ’erum, als ’ätte er nichts zu tun! Er war noch nicht einmal in die Kapelle für die Morgenmesse.«
    Verwirrt blickte Hannes in die belustigten Gesichter der Küchenjungen. Er hatte verschlafen! Und er hätte doch das Feuer entzünden müssen! Das war ihm noch nie passiert. Aber er hatte auch noch nie mitten in der Nacht für einen Kranken sorgen müssen.
    |39| Der Fremde mit dem fünfzackigen Stern! Hannes wurde schlagartig hellwach und sprang auf. Was war mit dem Fremden? Er musste so schnell wie möglich zu ihm. Aber das ging nicht. Er musste sich ja zuerst um die Fleischsuppe kümmern. Wie sollte er es nur schaffen, den Fremden zu sehen?
    Pierre warf Hannes einen entrüsteten Blick zu, rief einen Gehilfen und ließ ihn statt Hannes in der Suppe über dem Feuer rühren. Auch die anderen machten sich an ihre Arbeit.
    Kurzentschlossen holte Hannes tief Luft und erzählte allen, was in der Nacht geschehen war.
    »Ah, mon Dieu! Mein Gott!«, rief Pierre und zerfloss vor Mitleid. »Die arme Mann! Und auch noch an der Tag von Noël! Geht es ihm gut jetzt?«
    Auch die anderen bestürmten Hannes mit Fragen, aber er zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was tust du ’ier noch? Ab mit dir zu die Kammer. Und sag uns dann, was ist los mit der Kranke. Er braucht ein warme Suppe in seine Magen. Vite, vite!«
    Genau das hatte Hannes erreichen wollen. Er nickte und lief sofort aus der Küche.
    Als er die Tür zur Kammer öffnete, wandte sich Katharina rasch um und sah Hannes dann enttäuscht an.
    »Ich habe gedacht, es wäre der Arzt«, sagte sie. »Dem Mann geht es schlecht. Er hat sehr hohes Fieber und ist noch nicht aufgewacht.« Sie zuckte ratlos die Schultern. |40| »Was können wir nur tun? Sollen wir die Kräuterfrau holen?«
    Hannes schüttelte den Kopf. »Ich weiß etwas Besseres. Ich hole Bruder Gisbert aus dem Klosterhospital. Der kann uns helfen. Das erlaubt mir Pierre bestimmt!«
    »Ja, das ist eine gute Idee! Mach schnell! Ich bleibe noch so lange bei ihm, dann muss ich auch ein bisschen schlafen.«
    Hannes merkte erschrocken, wie müde Katharina aussah. Sie hatte ja die ganze Nacht durchwacht und auf den Kranken aufgepasst!
    »Nun mach schon!«, sagte sie.
    Hannes lief zurück in die Küche, um Pierre Bescheid zu sagen, schnappte sich seinen Umhang vom Haken und rannte los. Er konnte gerade noch hören, wie Pierre ihm besorgt nachrief: »Tu alles, was ist notwendig für die arme Mann!«, da war er schon draußen, eilte über den Burghof und durch das große Tor.
    Eine winterlich rote Morgensonne hing über der Stadt und färbte die verschneiten Dächer rosa. Es war klirrend kalt. Hannes konnte beim Laufen seine Atemwölkchen sehen. Er musste einigen Männern ausweichen, die Körbe voller Brotfladen zum Burgplatz trugen, wo später die Armenspeisung stattfinden sollte. Auf dem Platzwarteten geduldig ein paar Pferde, während sich ihre Besitzer die Arme um den Körper schlugen, um sich aufzuwärmen.
    Natürlich! Es war ja Stefanstag! Der Heilige Stefan war der Beschützer der Pferdeknechte und der Fuhrleute. |41| Und an seinem Fest nach dem Weihnachtstag wurden alle Pferde gesegnet, um Unheil von ihnen fernzuhalten.
    Hannes hatte dafür jetzt keinen Sinn. Wie der Blitz rannte er die Lange Gasse hinunter und klopfte atemlos an die Klosterpforte. Bruder Bernhard, der Pförtner, öffnete ihm.
    »Hannes!«, sagte er. »Machst du einen Weihnachtsbesuch bei deinem Großvater?«
    Hannes war im Kloster gut bekannt. Sein Großvater Bertram hatte vor ein paar Jahren, als Hannes’ Eltern gestorben waren, ein Altenteil im Kloster erworben. Und Hannes durfte mit Erlaubnis des Grafen seinem Großvater immer Essen aus der Burgküche bringen.
    »Nein, noch nicht«, antwortete er. »Ich muss zu Bruder Gisbert. Wir haben einen Kranken
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