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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters
Autoren: dtv
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auf der Burg.«
    Bernhard blickte den Jungen erschrocken an. »Ist etwas mit Graf Wilhelm passiert?«
    »Nein, nein, es ist ein Fremder. Ist Bruder Gisbert im Hospital?«
    »Er ist beim Vormittagsgebet in der Kirche. Aber das ist gleich vorbei. Warte am besten draußen vor der Abtspforte. Du weißt ja, wo sie ist.«
    »Ja«, nickte Hannes. »Danke!«
    Rasch bog er nach links ab und lief zu der Kirchenpforte direkt gegenüber vom Haus des Abtes. Unruhig stapfte er von einem Bein auf das andere, er bekam kalte Füße von der Warterei. Hoffentlich dauerte es nicht mehr so lange. Der Kranke brauchte Hilfe.
    |42| Endlich öffnete sich die Pforte. Als Erster trat Bruder Anselm aus der Kirche, der Apotheker, dem Hannes’ Großvater bei der Arbeit im Kräutergarten half. Anselm schien es eilig zu haben. Er winkte Hannes nur kurz zu und hastete weiter in Richtung seiner Apotheke. Direkt hinter ihm kam Bruder Melchior, der Wirtschaftsverwalter des Klosters, und bei ihm war Bruder Gisbert. Hannes seufzte erleichtert.
    Der Mönch mit dem schwarzen Haarkranz machte wie immer ein verschlossenes Gesicht, aber Hannes ließ sich nicht davon abschrecken. Er lief auf ihn zu.
    »Bruder Gisbert, wir brauchen Eure Hilfe auf der Burg. Wir haben einen Kranken!«
    Der Mönch runzelte die Brauen. »Was hat er?«
    »Hohes Fieber. Es ist seit heute Nacht noch schlimmer geworden. Der Stadtmedicus hat ihn zur Ader gelassen, aber das hat nicht geholfen.«
    Man konnte an Gisberts Gesicht nicht ablesen, was er von der Behandlung hielt. Er sagte nur: »Ich hole mir die Erlaubnis von Abt Urban und komme, so schnell ich kann. Hat er sonst noch ein Leiden?«
    »Nur eine üble Beule am Hinterkopf, mehr wissen wir nicht.«
    »Der Medicus hat sie doch sicher verbunden?«
    »Nein.«
    Für einen kurzen Moment trat ein erstaunter Ausdruck auf Gisberts Gesicht, verschwand aber sofort wieder.
    »Wo ist der Kranke jetzt?«
    |43| »In einer kleinen Kammer neben der Burgküche. Katharina von der Burgschenke wacht bei ihm.«
    »Gut. Ich hole ein paar Arzneien, dann komme ich sofort. Ich weiß, wo es ist«, fügte er hinzu. »Du brauchst bei der Kälte nicht auf mich zu warten.«
    Er nickte Hannes zu und eilte zurück in die Kirche. Offenbar wusste er, wo er den Abt finden würde.
    Hannes merkte, wie seine Aufregung von ihm abfiel. Bruder Gisbert hatte vielleicht nicht studiert, aber viel Erfahrung mit Kranken. Im Herbst hatte er sogar eine schlimme Verbrennung am Bein eines kleinen Jungen geheilt, als alle dachten, er würde sie nicht überleben. Auch jetzt würde Gisbert bestimmt das Richtige tun.
    Nachdenklich ging Hannes zurück zur Pforte, verabschiedete sich kurzvon Bruder Bernhard und lief über die Lange Gasse zurück. Es war noch genug Zeit, um in den »Drei Kronen« am Markt vorbeizugehen. Sein Freund Jakob war bestimmt da und half seinem Vater Köbes in der Schenke. Er musste ihm unbedingt von dem Fremden und dem fünfzackigen Stern erzählen.
    Vor der Schenke waren Pferde angebunden, und als Hannes eintrat, waren fast alle Bänke besetzt. Die Pferdesegnung hatte viele Menschen aus der Umgebung nach Erlenburg gelockt. Sie fand aber erst gegen Mittag auf dem Burgplatzstatt, also wartete man bei dem Wetter lieber im Warmen.
    Köbes und Hilda, Jakobs Mutter, hatten alle Hände |44| voll zu tun. Als Köbes Hannes entdeckte, lachte er und wies wegen seiner lauten Gäste nur mit dem Daumen hinter sich.
    Hannes verstand sofort. Er lief an der Theke vorbei zur Küche im hinteren Teil des Hauses. Am Tisch saß Jakob und löffelte eine Schale Hirsebrei. Agnes, die Tochter des Gewürzkrämers Josef Steinhaus und beste Freundin der beiden Jungen, saß ihm gegenüber.
    »Das war so peinlich!«, sagte sie gerade, blickte auf und rief freudig: »Hannes!«
    Jakob wandte sich um. »Gut, dass du kommst!«, sagte er mit vollem Mund. »Willst du auch was zu essen? Also mein Frühstück hat mir nicht gereicht.«
    Hannes nickte und setzte sich zu ihnen. Plötzlich merkte er, was für einen Hunger er hatte. Sein ganzer Vormittag war durcheinandergeraten, weil er verschlafen hatte. Und gefrühstückt hatte er natürlich auch noch nicht.
    Jakob stand auf und füllte eine Schale mit warmem Hirsebrei, streute ein paar Rosinen darüber und stellte sie auf den Tisch.
    »Wieso ist es gut, dass ich gekommen bin?«, fragte Hannes zwischen zwei Löffeln Brei. »Und was war so peinlich?«
    »Erzähl es ihm, Agnes.«
    Es ging um das Krippenspiel, das in der Weihnachtsnacht in der
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