Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
Autoren: Helen Bryan
Vom Netzwerk:
sie sich mühsam hinunter und drückte sie. »Marisol! Oh Süße …« Sie blickte zu Alejandro hoch. »Salomé?«, formten ihre Lippen. Er zuckte die Schultern.
    Plötzlich hörten sie ein Schniefen und langsame Schritte hinter sich. Ein Mann räusperte sich. Hendrik sah sie durch seine Hornbrille feierlich an. »Vorsichtig«, sagte er. Er trug etwas Großes, Rechteckiges, das mit alten Stofffetzen umwickelt zu sein schien. Becky, die verweint und vollkommen erledigt aussah, kam hinter ihm hergehumpelt. »Ich habe Becky gerade erzählt, dass wir etwas gefunden haben. Es war in der Wand versteckt, die wir eingerissen haben. Ich glaube, das ist ein sehr interessanter Fund. Kommt, wir sehen es uns an.« Alejandro half ihm beim Tragen.
    In der Küche räumte Almira hastig den großen Holztisch frei und Hendrik legte den Gegenstand darauf. Menina sagte: »Das sieht wie ein Gemälde aus. Hinter der Wand? So, als hätte es jemand dort versteckt?«
    Wieder spürte sie ein untrügliches Zeichen. Der Weg zur Entbindungsklinik im Tal war weit, doch erst musste sie wissen, was es war, das Hendrik da gefunden hatte. Vorsichtig hob sie die Stofffetzen ab und blies den Staub weg. Darunter konnten sie den schwachen Umriss einer Gruppe von Menschen erkennen. »Was um alles in der Welt … Gebt mir ein Stück Brot.« Almira reichte ihr den Brotkorb, den sie schon für das Mittagessen gefüllt hatte. Alle drängten sich erwartungsvoll um Menina, als sie erst hier, dann da ein wenig Schmutz abtupfte. Selbst Becky sah neugierig zu.
    Der Umriss von fünf Köpfen kam zum Vorschein.
    »Oh!« War das schon wieder eine Wehe? Menina versuchte, sie zu ignorieren; sie musste wissen, ob es das war, was siehoffte – das fehlende Puzzlestück. Sie nahm sich ein neues Brotstück und arbeitete so rasch wie möglich, bis auch die anderen die Menschen auf dem Bild sehen konnten. »Esperanza darf auf Grandpas Schultern sitzen. Ich will auch gucken! Heb mich hoch, Papa!«, forderte Marisol. Alejandro hob sie auf seine Schultern und plötzlich kreischte sie und zeigte mit dem Finger auf eine Gestalt am rechten Rand des Gemäldes. »Mama! Das bist du!«
    »Sie hat recht!«, rief Becky. Hendrik beugte sich über ihre Schulter.
    »Ja, das stimmt«, pflichtete Virgil ihr bei. Almira starrte mit großen Augen auf das Bild. Hastig bekreuzigte sie sich. Die Ähnlichkeit war unverkennbar.
    »Das ist Esperanza«, sagte Menina. »Und … das sind die anderen.« Nacheinander nannte sie ihre Namen: Sanchia, Marisol, Pía mit ihrem silbrigen Haar, hell wie Mondlicht, und die Zwergin Luz.
    »Aber das ist mein Name!«, protestierte Esperanza auf Virgils Schultern.
    »Ja, das ist dein Name. Und die Esperanza auf dem Bild ist wahrscheinlich deine Ur-Ur-Ur- … ich weiß nicht, wie viele Ur-Großmutter. Wenn du älter bist, siehst du ihr vielleicht ähnlich. Wenn ihr alt genug seid, erzähle ich euch alles über sie.« Über diese Mädchen und über Isabela, die sich später Sor Beatriz nannte, und über Salomé und den Inka-Herrscher, wie Esperanza Salomés Sohn Don Miguel geheiratet hatte … alles, was sie über ihre Vorfahren wusste. Und sie würde ihnen sagen, dass sie trotzdem die Tochter der Walkers war.
    Eine weitere Wehe unterbrach ihre Gedanken. Sie war stärker als die vorangegangenen. Wahrscheinlich war es Zeit, loszufahren.
    »Ich würde gerne noch zu Mittag essen«, sagte sie, »aber dieses Baby wird auf diesem Tisch geboren, wenn wir nicht sofort ins Krankenhaus fahren, Alejandro!« Auf einen Moment der Fassungslosigkeit folgte hektische Aktivität. Almira rannte zum Telefon und rief das Krankenhaus an, Sarah-Lynn sagte Virgil, wo Meninas Koffer zu finden war, und die kleinen Mädchen fingen an, auf und ab zu hüpfen. Alejandro suchte seine Hosentaschen verzweifelt nach seinen Autoschlüsseln ab und Sarah-Lynn scheuchte alle kreuz und quer durch die Küche.
    »Die Autoschlüssel liegen auf dem Küchentisch«, meinte Menina und ergriff Alejandros Arm. »Doch bevor wir gehen, sollten wir noch sagen, wie wir sie nennen wollen. Genauer gesagt hat der Name uns ja ausgesucht, vorhin, als Marisol im Garten war.« Fragend sah sie Alejandro an. Er nickte.
    Alle riefen: »Wie soll sie heißen? Du kannst nicht gehen, ohne es uns zu sagen!«
    »Sie soll natürlich Salomé heißen«, sagte Menina und streichelte ihren Bauch. »Salomé ist endlich nach Hause gekommen.«

DANKSAGUNG
    Unabhängig davon, wie schwierig, befriedigend, frustrierend, erfreulich oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher