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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
Autoren: Helen Bryan
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schreiben.« Sie schaltete ihr Gerät wieder ein. »Die Leute interessieren sich immer dafür, wie die Ehefrauen von vielbeschäftigten Politikern es schaffen, mit Beruf und Familie zurechtzukommen, wenn so viele zusätzliche Anforderungen an sie gestellt werden. Du weißt schon: Sie müssen immer blendend aussehen, bestens informiert sein und ihren Mann unterstützen, wo es nur geht. Für dich ist dieses Unternehmen ein Vollzeitjob, Menina – wie schaffst du das alles?«
    Menina stöhnte. »Ich habe keine Ahnung, denn bis jetzt habe ich noch nie alles geschafft, was ich mir für einen Tag vorgenommen habe. Ich halte es eher mit dem Chaos. Ständig gibt es Streit zwischen Handwerkern und Architekten und dann wollen sie, dass ich irgendwelche Pläne begutachte oder zwischen ihnen vermittle. Oder sie richten ausgerechnet in dem Moment ein riesiges Durcheinander an, wenn sich eine wichtige Delegation angekündigt hat und wir ein gutes Bild abgeben wollen. Die Nonnen besuche ich jeden Tag, um zu sehen, ob sie etwas brauchen. Und dann habe ich ja auch noch fünf Kinder und ein sechstes, das jeden Augenblick kommen kann, außerdem muss ich die Korrespondenz erledigen oder Kontakte herstellen oder Vortragende für Konferenzen organisieren. Wenn wir zum Mittagessen keine Pause machen und keine Siesta anschließen würden, würde ich einfach zusammenbrechen. Und wenn ich Almira nicht als Mitarbeiterin hätte, würde ich aufgeben. Sie ist diejenige, die alles geschafft kriegt.«
    »Aber du hältst Vorträge und all diese Dinge, du bist das Gesicht des Instituts. Wie schaffst du es, so gut auszusehen?«
    »Zum Glück sind die Leute nachsichtiger, wenn man schwanger ist. Alejandro und ich werden einfach immer wieder vom Lauf der Dinge überrumpelt. Und Alejandro lacht und sagt, eine große Familie ist doch normal, und ich habe mir immer eine große Familie gewünscht. Ist wahrscheinlich typisch für adoptierte Kinder. Aber er hat versprochen, sich nach dem nächsten Kind einen Knoten reinmachen zulassen – ziemlich unmännlich für einen Spanier. Himmel, schreib das bloß nicht!« Menina beugte sich vor und schaltete das Gerät aus. »Ohne Mamas Hilfe würde ich aussehen wie etwas, das es durchs Fliegengitter geschafft hat. Mein Dad weigert sich inzwischen, mit ihr einkaufen zu gehen. Er sagt, er sitzt nur noch auf dem Bänkchen für die Ehemänner.«
    »Ich mache auch ein paar Fotos von den Kindern, sie sind hinreißend.«
    »Sie sollten sowieso nicht so lange in der Sonne sein. Mädels, kommt und gebt Mommy einen dicken Kuss und trinkt ein Glas Saft«, rief sie.
    Vier kleine dunkeläugige Mädchen, sieben, sechs, fünf und fast vier Jahre alt, alle in dem gleichen gesmokten Sommerkleid, kamen über den Hof gerannt, gefolgt von ihrer Großmutter.
    Becky richtete ihre Kamera auf die Kinder. »Da haben Sie aber alle Hände voll zu tun, Mrs Walker.« Die kleinen Mädchen und Becky überboten sich gegenseitig im Grimassenschneiden, während Becky Fotos schoss.
    »Ja, das stimmt, Schätzchen. Es ist ein Segen, so viele zu haben.«
    Sie hörten, wie ein Wagen über den neu angelegten Schotterweg durch die Klostertore fuhr. Menina schloss die Augen und lächelte glücklich. Aus dem Auto stieg ein dunkeläugiger Mann in Blazer und offenem Hemd, der viel zu schnell gefahren war, um nach Hause zu kommen. In der Hand hielt er einen großen Blumenstrauß für seine Frau.
    Alejandro stand am Fuß der Treppe, die zum alten Pilgergarten hinaufführte. Auch er lächelte, als er seine Töchter auf der Terrasse lachen hörte, wo Menina und ihre Mutter und ihre Freundin auf ihn warteten und sein Schwiegervater eines der Kinder anwies, »nicht so wild« zu sein. Er wusste, dass es Lamm zum Mittagessen geben würde und dass seine Schwiegermutter den Tisch in der Weinlaube mit ihrem Hochzeitsgeschirr gedeckt hatte und dass sie nach einem beschaulichen Mittagessen mit der Familie und der besten Freundin seiner Frau Siesta halten würden. Schwangerschaften steigerten Meninas Lust auf Sex, und dann würde sie in Alejandros Armen schlafen und sie würden beide die Tritte des Babys spüren. Sie würden die Nonnen in ihrem Teil des Klosters besuchen und sich anhören, welche Ratschläge Sor Teresa heute auf Lager hatte. Und keiner von beiden würde dieses Leben gegen ein anderes eintauschen wollen.
    Alejandro war auf der Hälfte der Treppe, als tief im Innern des Klosters ein schrecklicher dumpfer Knall wie von einer Explosion zu hören war, gefolgt von
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