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Das zarte Gift des Morgens

Das zarte Gift des Morgens

Titel: Das zarte Gift des Morgens
Autoren: Tatjana Stepanova
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einer ganzen Sultansdynastie bei einem Festessen. Maria hörte aufmerksam zu, und ihr fiel auf, dass sich außer ihr auch die Kellnerin Worobjowa sehr dafür interessierte. Von Mochow, der mit der Familie Worobjow befreundet war, erfuhr sie, dass der Bruder ihrer Kellnerin in einem militärischen Forschungsinstitut arbeitete, wo er mit stark wirkenden giftigen Präparaten zu tun hatte.«
    »Aber wie hat sie Jelena da hineinziehen können? Sie konnte doch nicht einfach sagen, besorg mir Gift?«, fragte Katja.
    »Sie selber hat ausgesagt, dass sie mit Jelena einen Handel abgeschlossen hat. Jelena erklärte sich bereit, mithilfe ihres Bruders das Thalliumsulfat zu besorgen und es im geeigneten Moment Aurora einzuflößen – im Tausch gegen sechstausend Dollar und den Verzicht Marias auf Simonow.«
    »Was?!«
    »Du hast richtig gehört – Maria bot Jelena an, ihr Serafim Simonow zu überlassen. Jelena liebte Simonow und erwartete ein Kind von ihm. Für diesen Mann, für die Chance, ihn zu heiraten, war sie zu allem bereit, sogar zu einem Mord.« Kolossow schwieg. »Maria Potechina wusste von der Beziehung ihres Geliebten zu der Kellnerin und beschloss, diesen Umstand auszunutzen. Jelena sollte den von ihr geplanten Mord ausführen. Das Gift konnte man der Sängerin am sichersten während eines Essens geben. Und da bot sich plötzlich eine gute Gelegenheit.
    Aurora selbst organisierte ein Abendessen im ›Al-Ma-ghrib‹. Als Hauptgericht dieses Essens stand merkwürdigerweise gegrillter Hammel auf der Speisekarte. Dieses Gericht hat die Potechina persönlich ausgesucht – sie wusste sehr gut, dass Aurora Diät hielt und sich etwas anderes bestellen würde. So kam es dann auch. Das Gift wurde von Jelena Worobjowa in das Fischragout getan, das Aurora statt des Hammels bestellte, und auch von ihr serviert. Aurora sollte sterben, aber durch einen seltsamen Zufall wurde sie ausgerechnet von ihrem Ex-Mann gerettet. Gussarows unerwarteter Anruf brachte die ganze Gesellschaft durcheinander -da hattest du völlig Recht, Katja. Aurora war so verstört, dass sie ihr Essen gar nicht anrührte, und an ihrer Stelle aß Maxim Studnjow den vergifteten Fisch.«
    »War es Maria, die Aurora dann am nächsten Tag anrief?«
    »Genau. Aurora ist das dann noch eingefallen, aber zu spät. . . Es war nämlich so, dass Jelena Worobjowa selbst nicht sicher war, wer dieses Fisch-Tajin denn nun eigentlich gegessen hatte – nach Gussarows Anruf ging es am Tisch drunter und drüber. Sie teilte das ihrer Chefin mit, und die rief am Samstagvormittag bei Aurora an, um sich zu vergewissern. Und zu ihrer Enttäuschung musste sie feststellen, dass das Opfer am Leben und unversehrt war. Das war ein schwerer Schlag für sie. Aber noch viel schlimmer traf sie die Nachricht vom Tod eines ganz Unbeteiligten – Studnjow. Doch es war zu spät, sie konnte nichts mehr rückgängig machen.
    Jelena forderte trotz des Misserfolgs ihren vereinbarten Lohn, und Maria begriff, dass die Kellnerin gefährlich war. Und eigentlich hatte sie auch absolut keine Lust, ihr Simonow abzutreten.«
    »Sie haben ja um ihn gefeilscht wie um eine Ware«, meinte Katja.
    »Ja, aber die wirkliche Besitzerin war die Potechina. Nach meinem Gespräch mit Jelena beschloss sie, die Kellnerin schnellstens aus dem Weg zu räumen. Sie nutzte den Umstand, dass Jelena wie alle anderen nicht verbrauchte Lebensmittel aus dem Restaurant mit nach Hause nahm. In ihrer Tasche steckte eine Packung mit Grapefruitsaft. Das sah Maria und brachte Gift, Spritze und Klebstoff zum Einsatz. Wie sie uns sagte, hat sie diese Methode aus einem französischen Krimi.«
    »Aber den Gedanken, Aurora umzubringen, hatte sie nicht aufgegeben?«
    »Natürlich nicht, das war das Wichtigste. Aurora erzählte mir im Krankenhaus, dass Maria sie oft angerufen hätte und sich mit ihr verabreden wollte. Und dann war plötzlich von einer angeblich zum Verkauf stehenden schicken Wohnung die Rede, und der Immobilienmakler Sitschkin, der in Wirklichkeit schon längst tot war, kam ins Spiel.«
    »Aber wieso hatte sie Zugang zu seiner Datscha in Malachowka?«, rief Katja.
    »Die Datscha hat Maria nach Sitschkins Tod von dessen Neffen gekauft. Der Neffe lebt seit langem in Amerika und konnte mit der Datscha nichts anfangen«, antwortete Nikita. »Diese einsame Datscha schien Maria bestens geeignet, um sich dort ungestört Aurora vom Hals zu schaffen. Aber das erste Treffen sagte Aurora ab – ihr Kind war krank. Maria wartete geduldig.
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