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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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erstemal in die Kirch / und als er wieder nach Haus kam / examinirte er ihn / was er gehört und gesehen? Da erzehlte der Sohn / es hätte ein Kerl von einem andern ein langs und breits daher gesagt / wie man ihn verrahten und verkaufft / gefangen / gebunden / geschleifft / geschlagen / und endlich gar gecreutziget hätte; ja Vatter! sagte er / man ist so übel mit ihm umbgangen / daß er mich gleich daurete; HErr Gott / HErr Gott! sagte darauff der Alte / ist dann dieser Handel noch nicht ausgemacht? Es ist schon wol zwantzig Jahr als ich das letzte mal in der Kirchen gewesen / da hatte man diese Sach auch schon unterhanden; Es wundert mich / was nur unsere Herren thun / daß sie es nicht einmal vollends erörtern.
    Das ist kein Wunder / sagte hierauff ein Catholischer / dann wir wissen auß Doctor Schuppen Freund in der Noth / daß einsmals ein Teutscher Edelmann seinem Pfarrer / der / ihm auß dem Catechismo / was er von seinem Christenthum verstunde / examiniret / unverholen geantwortet / er wäre ein Narr / und glaube daß der Predicant auch selbst einer sey; und an statt daß er gesagt haben solte er wäre ein Christ und glaube in Christum.
    Damit aber hiervon nichts weiters geredet wurde / sagte ein anderer Calviner / als ein Schweitzer einem Capucciner gebeichtet / und nach der Absolution einen Kreutzer zum Beichtpfenning geben wolte / der Pater aber Geld anzunemmen sich wegerte / sagte er / behabs nur mein lieber alter Vatter / du darffst mein Narr nicht umbsonst seyn; und darauff huben sie wiederumb ihr vorig einhellig Gelächter an; die Catholische lachten mit und sagten / daß muß wol ein plumper Flegelius gewesen seyn? versetztens aber mit dieser Histori.
    Als ein Predicant einem verstorbenen Schuster seine Leichpredigt gethan / und nun an dem war / daß er den Todten auch loben solte / sagte er / liebe Zuhörer ich solte unseren seeligen Mitbruder auch wegen seiner Gottseeligkeit und anderer Tugenden halber herausstreichen / so wist ihr aber alle miteinander / daß er nichts dergleichen Lobwürdiges an sich gehabt; damit ich aber gleichwol auch meinen Thaler verdiene / der mir wegen der Leichpredigt gebühret / so sage ich ihm nach zu unsterblichem Lob / daß er dannoch wie schlimm er sonst gewest / einen schönen rothen Bart gehabt / allerdings wie unser heiliger Apostel Judas / etc.
    Auff diesem Streich thaten die Calvinisten wider einen andern hinum und sagten durch einen ihrer Beysitzer / und was ists dann auch mit eurer Beicht? Man weis das Dorff Schttrwlt / von dessen Jnnwohnern noch biß auff den heutigen Tag gesagt wird / der frömmste auß ihnen hätte ein Axt gestohlen; Dieser Nachnahm ist ihnen aus Gelegenheit der Zeit zugewachsen / die ihr vor die allerheiligste haltet / und darinn durch die Beicht und Bußwerck eure Sünden abzulegen gedencket; Dann demnach einer in der Charwochen daselbsten / nach verrichten Gleißnerischen Andacht und empfangner Absolution / auß der Kirchen gieng / und seinen Stecken vor der Kirchthür / mit sich nemen wolte / erdappte er darvor eine neue Axt / die bey den Stecken stunde / name sie mit und sagte / das walt GOtt / das ist auff ein neues?
    Jch glaub / sagte ein anderer Calviner / daß die Sünden specialiter in der Beicht zu erzehlen / nur von den Pfaffen erfunden und aufgesetzt worden / die Gewissenhaffte in der Contribution und Forcht zu behalten; dann wer wolte einen solchen / dem er seine innerste Heimlichkeiten vertrauen muß / nicht in hohen Ehren halten / und ihm mit allem seinen Vermögen nicht an die Hand gehen? Jhm den Beutel zu spicken und seinen Schmerbauch zu erhalten? damit er ihn in guten Laun haben / und ihn zum gnädigen Herrn behalten möge; bey andern aber wird es wie bey uns in der reinen Reformirten Religion nur vor ein Schertz gehalten / wie jenes Weib thät / welche nicht absolvirt werden konte / sie sagte dann ihrem Mann / daß ihr letztgebohrnes Kind nicht sein / sondern von einem andern ihr zugerichtet worden wäre; das Weib that zwar was ihr befohlen war / aber wie? Sie wartet biß das Kind schrie / und damit sie es desto besser geschweigte / sagte sie zu ihrem Mann / ach Peter henck doch ein Tuch über dich und erschrecke das Kind ein wenig / damit der Banckert wieder schweige; der Mann folgte / und als er so verstellt daher zu brumlen kame / wu / wu / wu / sagte das Weib zu ihm / gehe hinweg du häßlicher Butz / das Kind ist nicht dein / sondern mein / etc.
    Einer von den Catholischen antwortet darauf / diß ist die alte
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