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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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hüpsch gewesen; diese hiesse beyde Cappucciner gar freundlich willkommen seyn / mit angelegener Bitt / sie wolten mit ihr ins Haus gehen und mit einem Trunck / und was die Küch vermögte / verlieb nehmen: aber die Capucciner schlugen ihr holtseelig Anerbieten glat ab / nicht weiß ich / ob sie vielleicht besorgten / der Teufel mögte ihrer Keuschheit durch diß Weib nachstellen; sie hingegen war nicht beym besten damit zufrieden / sondern sagte: HErr GOtt! wie seyd ihr so wunderlich? kommt immer mit herein / ich bin die Frau Pfarrerin / und hab erst mit meinem Herrn vor vier Wochen Hochzeit gehabt / kommt nur / dann wann wir Geistliche nicht selbst einander ehren / wer würde es dann sonsten thun; Aber die Capucciner wolten nicht / sondern giengen ihres Wegs / wiewol ich ihnen ansahe und an mir selbst abnehmen konte / daß ein guter Trunck an ihnen nicht übel angelegt gewesen wäre; hingegen aber gedachte ich auch / danck du GOtt mein liebe Predicantin / daß dir die Capucciner nicht gefolgt / dann solte dein Mann darzu kommen seyn / so würde er dir nicht anderst gedanckt haben / als hättest du diese ihm ohne das verhaste Nollbrüder zu etwas anders in seiner Abwesenheit eingeladen / ob gleich sie noch du an nichts böses gedacht; darneben war ich auch unwillig über die Capucciner / daß sie nicht in Pfarrhof giengen / dann ich hatte willens / auch meinen Durst mit ihnen darin zu löschen / derowegen als mirs so fehlete / gieng ich in das Wirthshauß / zu sehen / ob mir daselbst ein Trunck anstehen mögte.
    Es sasse ein gantzer Tisch voll Bauren dort von der Calvinischen Religion / welchem Glauben dann auch derselbe gantze Flecken anhieng / die waren gar andächtig / etliche Gesäng und Psalmen bey dem lieben Weinigen auß ihrem Lobwasser zu singen / welche Vermischung mir gleichwol besser gefiele / als wann man auff Jtalianische oder Spannische Manier gemein Wasser unter den Wein schüttet; Gleich hernach kamen auch zween Catholische Passagires hinein / die dort etwas assen / und von ihnen am Creutz machen erkannt wurden / umb welcher willen sie gleich ihr Gesang änderten und diesen zu spott das Ave Maria gratia plena daher sungen / als es aber die Catholische nicht achteten / fingen sie an allerhand schimpffliche Possen zu erzehlen / die in der Catholischen Kirch / umb willen die Pfarrer ihre Pfarrkinder nicht eiferiger unterrichtet / geschehen seyn solten.
    Einer erzehlte aus Schimpff und Ernst / als einsmals ein kleines Mädgen beichtet / fragte es der Pfaff / ob es auch ins Bett brüntzle? und wie das Kind mit nein antwortet / sagte er / bey leib thue es nicht / dann ich friß die Kinder die ins Bett brüntzlen; darauff daß Mädgen gesagt / nein Herr ich brüntzle nicht darein / aber ich hab ein Brüderlein daheim das scheist ins Bett / dasselbe iß; und darauff fiengen sie alle an zu lachen / als hätten sie toll und thörigt werden wollen; mithin sich umbschauend / ob die Catholische nichts darwider reden oder sich darüber erzörnen wolten: aber diese thäten als hätten sie nichts davon gehört oder verstanden / sondern als das Gelächter ein End hatte / erzehlete der eine dem andern / es wolte neulich in unserer Nachbarschafft ein Predicant ein Kind tauffen / und als er daran kam / daß er zum Pfetter sprach / widersagst du dem Teufel (sprich mir nach) ich widersag; da antwortet der Pfetter auch / widersagst du dem Teufel / sprich mir nach / ich widersag / der Predicant schüttelt den Kopf und sagte / ich vermeine du bist ein Narr / der Pfetter antwortet alsobalden auch / ich vermeine du bist ein Narr; hingegen erzörnte der Predicant und sagte / thut mir den unsinnigen Narren auß der Kirchen / der Pfetter vermeinte er müste immerhin nachsprechen / und sagte gleichfalls / thut mir den unsinnigen Narren auß der Kirchen; Solte nun das Kind getauft werden / so muste man einen verständigern an deß Pfettern Stell nemmen.
    Gleich hierauff erzehlet einer von den Calvinisten / es hätte ein Pfarrer ein Mädgen in der Beicht gefragt / obs die jungen Knaben auch gerne sehe / darauf es geantwort / mein Herr / wir haben einander noch niemal viel nach gefragt / aber auff die Feyertäg bekomme ich einen neuen Rock / aldann wirds Rammlen rechtschaffen angehen.
    Jm Schweitzerland sagt ein anderer allwo die frömmste im Gebürg wohnende Leut / wanns wol geräth jährlich einmal umb die Oesterliche Zeit in die Kirch kommen / schickte ein achtzig Jähriger Vatter seinen fünf und zwantzig jährigen Sohn das
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