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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Addison Allen
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aussahen, als hätten sie von Anfang an zusammengehört. Jeder Blick, jede Berührung war eine Versicherung und gleichzeitig fast elektrisch, als würden sie sich gegenseitig bei jedem Kontakt einen kleinen Stromstoß verpassen.
    Sie und Colin benahmen sich, als würden sie die Sache langsam angehen, als hätten sie Spaß und nähmen das Ganze nicht allzu ernst. Aber im Grunde taten sie nur so. Es war ihnen weit ernster damit, als sie zugaben. Sie hatten in letzter Zeit häufig darüber gesprochen, was sie tun wollten. War Colin bereit, nach Walls of Water zurückzukommen? War Willa bereit wegzugehen? Nachdem sie wusste, dass ihr Vater geplant hatte, den Ort zu verlassen, obwohl seine Mutter hier in einem Pflegeheim untergebracht war, kam ihr diese Frage nicht mehr so schwierig vor wie früher. Sie hatten beschlossen, dass Willa zuerst ein paar Wochen mit Colin in New York verbringen und er dann mit ihr ein paar Wochen nach Walls of Water zurückkehren würde. Danach wollten sie sich überlegen, was das Richtige war. Das hatten sie aber noch keinem gesagt. Sie befanden sich noch in dem Stadium, in dem sie einander häufig die Frage stellten, ob sie die Sache wirklich durchziehen wollten. Im Grunde jedoch hatten sie bereits einen Entschluss gefasst. Sie wollten dort sein, wo der andere war, und es spielte keine Rolle, wo das war.
    Die Zukunft hing wie ein reifer Apfel vor ihnen, bereit, gepflückt zu werden.
    Im Morgengrauen waren Paxton und Willa immer noch wach. Sie hatten die Füße auf den Schoß der Männer gelegt, deren Köpfe auf den Tisch gesunken waren. Um Colins Schulter hing eine silberne Luftschlange, und hinter seinem Ohr steckte eine Blume. Willa hatte ihn geschmückt, während er schlief. Er schnarchte leise.
    Paxton sah zu Willa, und Willa lachte. »Ich nehme ihn trotzdem«, wisperte sie.
    Paxton nahm die Füße von Sebastians Schoß und stand auf. »Ich schau mal nach, ob uns jemand ein Frühstück machen kann. Ich habe Hunger. Wie ist es mit dir?«
    »Ich bin schier am Verhungern. Soll ich ihn aufwecken?«, fragte Willa.
    »Noch nicht.« Paxton machte sich auf den Weg zur Küche, doch dann drehte sie sich noch einmal um. »Willa?«
    »Ja?«
    »Ich bin so froh, dass du zur Gala gekommen bist. Ich bin so froh …« Sie hatte Mühe, diesen Satz zu beenden, aber Willa verstand sie auch so.
    »Ich habe Leute für dich mit meinem Pfefferspray umgelegt«, sagte Willa. »Du wirst mich nicht mehr los.«
    Als Paxton gegangen war, schloss Willa die Augen. Wenn die Zukunft wie ein reifer Apfel vor ihr hing, dann wollte sie sich gern ausmalen, wie sie aussehen würde.
    Sie stellte sich vor, dass sie und Paxton jetzt, wenn sie sich auf der Straße oder in einem Laden begegneten, lachen würden, als teilten sie ein Geheimnis, dass nur sie beide kannten. Großmutter Georgie würde noch lange da sein, denn Willa konnte sich eine Zukunft ohne sie nicht vorstellen. Agatha würde sich nach wie vor um sie kümmern, und sie und Paxton würden dafür sorgen, dass Agatha so viel Schokolade bekam, wie ihr Herz begehrte. Willa und Colin würden in den nächsten Jahren zwischen New York und Walls of Water pendeln. Rachel würde in Willas Abwesenheit den Laden führen und ihre Kaffeestudien vertiefen. Vielleicht würde sie eines Tages sogar ein Buch herausbringen und den Begriff »Kaffeeologie« prägen. Willa und Colin würden endgültig heimkehren, wenn Willa schwanger war. Schwanger. Dieser Gedanke lag in weiter Ferne. Dennoch verspürte sie dabei ein Kribbeln im Bauch, als würde sie ihr größtes, tollstes Abenteuer planen. Sebastian und Paxton hingegen würden wahrscheinlich sehr bald heiraten und in rascher Folge drei Kinder bekommen. In all der Zeit würden Willa und Paxton sich fast jeden Abend anrufen, manchmal nur, um der anderen eine gute Nacht zu wünschen. Manchmal würde Willa wissen, dass es Paxton war, ohne dass diese ein Wort gesagt hatte. Sie würde neben Colin im Bett liegen, und wenn das Telefon klingelte, würde sie sagen: »Gute Nacht, Paxton. Ich bin da, wenn du mich brauchst.«
    Das war wahre Freundschaft, wie sie nun wussten.
    So etwas durfte man nie mehr loslassen.
    Sie schlug die Augen auf und bemerkte, dass Colin aufgewacht war. Sein Haar war zerzaust, sein Blick schläfrig. Er lächelte sie an und streichelte ihre Beine. Benommen, doch selig, sagte er: »Ich hatte gerade einen ganz erstaunlichen Traum.«
    Sie lächelte zurück und sagte: »Ich auch.«

Dank
    Tausend Dank Andrea Cirillo und Shauna
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