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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Addison Allen
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handeln. Er ist noch nicht ganz weg. Und er ist wütend. Wir müssen ein Loch in der Nähe buddeln. Wir können ihn nicht sehr weit tragen. Es muss irgendwo hier oben sein. Wenn wir ihn auf dem Hang eingraben, wird es ihn davonspülen. Beeil dich, Georgie. Fangen wir an!« Das war etwas, worauf sich Agatha hervorragend verstand: die Kontrolle übernehmen, etwas organisieren, ein Problem in kleinere Teile aufbrechen, damit es besser zu bewältigen war.
    Sie arbeiteten bei Kerzenlicht. In der Küche fegte Georgie die Sägespäne auf, die die Holzbienen hinterlassen hatten, als sie sich Löcher ins Haus bohrten. Die Sägespäne vermischte sie mit Pfeffer. Die Köchin hatte ihr einmal erzählt, dass man jemanden daran hindern konnte, einen Raum zu verlassen, wenn man Sägespäne gemischt mit Pfeffer davorstreute. Georgie verteilte das Gemisch vor der Schlafzimmertür ihres Vaters und ihres Bruders. Sie hoffte, dass sie nun genügend Zeit hatten zu tun, was getan werden musste.
    Sie arbeiteten stundenlang an dem Loch, nachdem sie sich eine Stelle ausgesucht hatten, die weit genug vom Haus entfernt und gleichzeitig nicht so nah an der Kante nach unten lag, dass der Hügel abrutschen konnte. Georgie vergaß nie, wie still es damals war. Der Nebel unter ihnen verbarg die Stadt vor ihren Blicken und dämpfte sämtliche Geräusche. Es fühlte sich an, als wären sie die einzigen Menschen auf der ganzen Welt – zwei junge Mädchen, die das Symbol ihrer Hilflosigkeit vergraben wollten. So, als würde das reichen, um sie wieder heil zu machen.
    Der Halbmond war über dem nächtlichen Himmel entschwunden, als Agatha endlich meinte, nun sei das Loch groß genug.
    Sie gingen zurück ins Haus, um ihn zu holen. Sie zogen ihn an Georgies Fenster und schoben ihn hinaus. Dann packten sie ihn an Armen und Beinen und transportierten ihn halb tragend, halb zerrend quer über den hinteren Garten. Dabei hinterließ sein Körper eine schwarze Spur, als ob ein Blitz die Erde versengt hätte.
    Nachdem sie fertig waren, standen sie wie betäubt vor ihrem Werk. Gerade stieg die Sonne aus dem Nebel auf. Die zwei Mädchen fühlten sich todmüde. Sie waren schmutzig und zitterten.
    Schließlich nahm Agatha Georgie in die Arme. Es dauerte ein Weilchen, bis Georgie auffiel, dass Agatha weinte. Agatha weinte sonst nie.
    »Ach, Agatha«, sagte Georgie. »Es tut mir so leid.«
    »Nein!«, entgegnete Agatha. »Dir muss nichts leidtun. Es ist meine Schuld. Was für eine Freundin lässt so etwas zu? Mir tut es leid, mir tut es unendlich leid.«
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte Georgie. »Sag mir, was ich tun soll, Agatha.«
    »Wir überstehen das. Mach dir keine Sorgen. Egal, was passiert, ich bin für dich da. Ich werde dich nie mehr im Stich lassen.«
    »Und was ist, wenn sie herausfinden, dass ich es war?«
    Agatha nahm ihre Hand. »Solange ich lebe, Georgie, wird niemand erfahren, dass du es warst. Das verspreche ich dir hoch und heilig.«
    Noch fünfundsiebzig Jahre später hielt Agatha ihr Versprechen.

NEUNZEHN
    Der Traum
    I hre Kleider raschelten im Dunkeln, als Willa und Paxton die Stufen zum Säulengang hinaufstiegen. Was für ein seltsamer, wunderschöner Abend dies doch geworden war. Willa musste daran denken, dass sie noch vor wenigen Wochen fest entschlossen gewesen war, nicht zur Gala zu gehen. Und sie hatte auch nicht vorgehabt, sich zu verlieben, eine neue beste Freundin zu finden und eine Menge verrückter Familiengeheimnisse ans Licht zu befördern.
    Ihr Leben – so hatte sie zu der Zeit gedacht – war völlig in Ordnung, so wie es war.
    Colin und Sebastian warteten im Säulengang auf sie. Sebastian lehnte mit einem Cocktailglas in der Hand am Rahmen der offenen Tür. Das Licht von innen umgab ihn wie ein Strahlenkranz. Colin lehnte in seiner Nähe an der Wand. Er hatte seine Krawatte gelockert und die Hände in die Taschen gesteckt. Willa ging auf Colin zu, und er umarmte sie und drückte ihren Kopf an seine Brust. Paxton blieb vor Sebastian stehen. Er reichte ihr seinen Cocktail, legte eine Hand um ihre Taille, zog sie an sich und küsste sie.
    Sie kehrten zu viert in den Saal zurück und verabschiedeten die letzten Gäste. Dann nahmen sie an einem der Tische Platz. Dort saßen sie die ganze Nacht und redeten und lachten, während um sie herum aufgeräumt wurde.
    Willa erlebte Paxton und Sebastian zum ersten Mal als Paar. Sie wirkten selbstbewusst und unbefangen. Während sie die beiden beobachtete, fiel ihr auf, dass sie so
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