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Das Wunder der Liebe

Das Wunder der Liebe

Titel: Das Wunder der Liebe
Autoren: Laura Anthony
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los.
    “Warum sind Sie hier?” Sie war selbst über ihre Frage überrascht. Er würde es ihr kaum erzählen, wenn er tatsächlich schlechte Absichten hatte.
    “Um zu essen.” Er wies auf den Teller. “Ich suchte eine Zuflucht vor dem Unwetter und einen Platz zum Schlafen. Ich habe ein wenig Geld, ich kann also dafür auch bezahlen. Und so wie die Farm aussieht, könnten Sie das Geld gebrauchen. ” Er griff zu seiner Hosentasche.
    “Das ist nicht nötig.” Sie schüttelte den Kopf. Diesen Mann einzuordnen war schwieriger als ihre fünftausend-Teile-Puzzles, mit denen sie sich an langen, langen Wochenenden ihre Zeit vertrieb.
    “Ich will nicht, dass Sie mich für einen Schmarotzer halten”, verteidigte er sich.
    Sie wehrte mit einer Handbewegung ab. “Das Geld würde ich aber nie annehmen.”

    “Warum nicht?”
    “Weil Sie anders sind.”
    Er verzog leicht den Mund. “Sie auch. Die meisten Leute hätten Ihren Hund auf mich ge hetzt.”
    “Ich habe keinen Hund. Aber wahrscheinlich hätte ich dasselbe getan, wenn ich einen gehabt hätte.”
    “Na, dann habe ich ja wohl Glück gehabt.” Er goss sich eine Tasse Kaffee ein und trank einen Schluck,
    “Warum sind Sie unterwegs?” fragte sie und strich sich eine feuchte Locke aus der Stirn. “Sind Sie mit Ihrem Wagen liegen geblieben?”
    Er schluckte und schüttelte den Kopf. “Ja, aber das war bereits drüben in Arizona. Seitdem nutze ich Mitfahrgelegenheiten oder laufe zu Fuß.” Er zog einen zerknitterten 20-Dollar-Schein aus der Tasche und legte ihn neben die Tüte.
    “Behalten Sie Ihr Geld.” Sie hob wieder abwehrend die Hände.
    “Sind Sie sicher?”
    Der Mann, der jetzt die Suppe aufgegessen hatte, legte den Löffel nieder und schaute sie an. Erneut war sie über seine kraftvolle Ausstrahlung erstaunt. Doch da war noch mehr, etwas Schmerzliches, etwas, das seine Seele quälte. Es war so stark, als ob man sein Leid berühren könnte, sie spürte das am ganzen Körper. Wieder einmal eine von ihren Eingebungen?
    “Ganz sieher.”
    Er steckte den Geldschein wieder ein, und Wren seufzte leise.
    Leute machten sich des öfteren über ihre Intuition lustig, aber verflixt noch mal, sie konnte nun einmal Dinge spüren, die andere nicht wahrnahmen.
    Er hob den Kopf, und im harten Licht der Glühbirne sah Wren eine übel aussehende Brandnarbe von seinem rechten Ohr über seinen Nacken laufen, wo sie unter dem Pullover verschwand. Es war eine riesige rote Narbe, die bestimmt viele Monate gebraucht hatte, um zu heilen.
    Dieser Mann musste schlimme Verbrennungen erlitten haben.
    Ja, er hatte gelitten. Vielleicht so viel wie sie selbst.
    Ein Gefahr lauerte in ihm, eine Dunkelheit, die so tief war, dass Wren seinen Schmerz am eigenen Körper spürte. Wie viel Qualen hatte dieser Mann erlitten? Wollte er sich rächen für das, was man ihm einst angetan hatte? Hatte ein schwerer Schicksalsschlag ihn auf die Straße getrieben?
    Sie hätte ihm gern eine Million Fragen gestellt, aber der Ausdruck in seinen Augen riet Wren, sich diese Fragen lieber zu verkneifen.
    Er hatte jetzt begonnen, das Preiselbeer-Walnussbrot zu essen, und lobte den Geschmack.
    “Ich bin Wren Matthews”, stellte sie sich vor und kam sich wie eine Schulanfängerin vor. “Und wie ist Ihr Name?”
    Er strich sich ein paar Krümel von den Händen und ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten.”
    “Keegan Winslow”, nannte er seinen Namen nach einer langen Pause.
    Sagte er ihr die Wahrheit, oder hatte er nur einen Namen erfunden, damit sie Ruhe gab?
    “Mr. Winslow.” Sie verschränkte die Hände und war auf einmal nicht mehr in der Lage, ihre Neugierde zu unterdrücken.
    “Was ist mit Ihnen geschehen?” stieß sie mutig hervor.
    “Ich ziehe es vor, nicht über mein Privatleben zu sprechen”, erwiderte er steif und legte eine Hand über die Narbe, als ob er sie verstecken könnte. ,
    Wren wusste, dass sie Angst vor ihm haben sollte, aber seltsamerweise empfand sie jetzt vor allem Mitgefühl für ihn.
    Obwohl Keegan Winslow offensichtlich Probleme hatte, fühlte sie sich nicht mehr durch ihn bedroht.
    Sie versuchte nicht, eine weitere Unterhaltung zu beginnen, und zu ihrer Überraschung war das Schweigen, das nun zwischen ihnen entstand, nicht unangenehm. Wren gefiel das.
    Sie schätzte Stille und Zurückgezogenheit.
    Seine großen, kräftigen Hände wirkten rauh, auch sein Gesicht war von Wind und Wetter gezeichnet. Seine Haut war trocken, und feine Fältchen lagen um seine Augen.
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