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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands
Autoren: Lynsay Sands
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Gelächter.
    Daher war Blake erleichtert, als einer der beiden Türflügel des gewaltigen Portals knarrend aufschwang und die Menge ablenkte. Auf dem oberen Treppenabsatz tauchte ein Junge auf. Er wandte sich um und rief etwas über die Schulter, ehe er die Stufen heruntersprang.
    „Dank dir, Bursche“, sagte Blake lächelnd, nachdem er aus dem Sattel geglitten war und der Junge ihm die Zügel seines Pferdes abgenommen hatte. Sein Lächeln verblasste allerdings, als der Knabe ihn mitleidig und gleichzeitig erheitert beäugte, bevor er sich abwandte und auch die Pferde von Kenwick, dem Bischof und Little George entgegennahm und fortbrachte.
    Unbehaglich trat Blake von einem Bein aufs andere und schaute Kenwick mit fragend gehobener Braue an. Der zuckte nur vage mit den Schultern, aber in seinem Blick stand Besorgnis. Er drehte sich um und erteilte der bewaffneten Eskorte Anweisungen.
    Finster dreinschauend wandte Blake sich der Treppe zu und starrte das nun wieder geschlossene Portal an. Das anstehende Treffen erschien ihm zunehmend bedrohlicher, deshalb nutzte er die Wartezeit, um sich innerlich zu wappnen, bevor ihm aufging, dass ihn die Begegnung mit einer Frau aus der Fassung zu bringen drohte.
    Unwillig schüttelte er den Kopf. Worüber, zum Teufel, machte er sich Sorgen? Er hatte ein Händchen für Frauen und galt in der Damenwelt als recht gut aussehend. Es sollte ihn nicht wundern, wenn seine Braut bei seinem bloßen Anblick dahinschmelzen und in Ohnmacht fallen würde. Ihre Dankbarkeit ob des Glücks, ihn ehelichen zu dürfen, würde schier grenzenlos sein. Sie würde nicht aufhören, ihn um Vergebung zu bitten, weil sie ihn bei seiner Ankunft nicht begrüßt hatte.
    Da er „der Engel“ war, würde er ihr natürlich großzügig verzeihen. Sie würden heiraten, die Sache wäre erledigt, und er konnte nach Hause zurückkehren. Weder das Gesetz noch die  Verlobungsurkunde verlangten von ihm, seine Braut mitzunehmen. Blake plante, sie hierzulassen und nur dann und wann mit einem Besuch zu beehren, bis er über eine eigene Burg verfügte, wo er sie unterbringen und vergessen konnte.
    Nachdem er zu seiner alten Zuversicht zurückgefunden hatte, lächelte er dem verzagt dreinblickenden Little George zu und nahm unbeschwert die Stufen hinauf zum Portal. Schwungvoll öffnete er seinen Begleitern, die verhaltener ausschritten als er und weit weniger wohlgemut wirkten. Auch Blake wurde langsamer, als er die Schotten bemerkte, die an der aufgebockten Tafel in der Großen Halle saßen, gierig ihr Essen hinunterschlangen und dabei lärmend derbe Zoten zum Besten gaben. Falls Blake angenommen hatte, die etwa Hundert Männer auf der Wehrmauer und im Hof seien die einzigen, über die Lord Angus Dunbar herrsche, so hatte er sich gründlich getäuscht. Mindestens noch einmal so viele gönnten sich im Innern des Wohnturms eine Ruhepause bei guten Speisen. Eine sehr beachtliche Anzahl an Kriegern für eine solch kleine Burg.
    Blake ließ den Blick kurz über die Anwesenden schweifen, um die Frau auszumachen, mit der er sich vermählen und den Rest seines Lebens verbringen würde, doch sie schien nicht da zu sein. Bis auf ein paar Mägde weilte nur Mannsvolk in der Großen Halle. Das macht nichts, sagte er sich. Er würde ihr noch früh genug begegnen.
    Als er zur hohen Tafel schritt, erregte er zusehends Aufmerksamkeit. Ein Mann nach dem anderen schaute auf, knuffte seinen Nachbarn und wies auf Blake.
    Ohne etwas auf das rüde Gebaren zu geben, trat er in die Mitte der Halle und blieb vor dem grauhaarigen alten Mann stehen, den er für Angus Dunbar, den Laird, hielt. Schweigen hatte sich über den Raum gesenkt. Blake spürte an die Hundert Blicke auf sich, die ihn von allen Seiten zu durchbohren schienen - nur der Kerl vor ihm schenkte ihm keinerlei Beachtung. Blake fühlte sich zunehmend unangenehm berührt, bis endlich Rolfe Kenwick an seine Seite trat und sich räusperte.
    „Seid gegrüßt, Lord Dunbar.“
    Angus Dunbar war ein betagter, von den Härten des Lebens gebeugter Mann. Sein drahtiger Grauschopf stand in alle Richtungen ab. Seelenruhig nagte er an einem Hühnerbein, warf den Knochen schließlich über die Schulter und sah auf. Den Sprecher allerdings beachtete er nicht, sondern musterte stattdessen Blake. Umgehend verwarf dieser seinen ersten Eindruck. Hatte er den Mann tatsächlich für betagt gehalten? Für einen von den Härten des Lebens Gebeugten? Nay. Graues Haar mochte er haben, aber seine Augen
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