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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands
Autoren: Lynsay Sands
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sich prächtig und hatten in so mancher Schlacht Seite an Seite gekämpft, bis Amaury kürzlich geheiratet hatte und zum Duke aufgestiegen war. Bedingt durch seinen neuen Stand, hatte er sich aus dem Kriegsgeschäft zurückziehen müssen. Bischof Wykeham war zweifellos überzeugt, Blakes Braut durch den Vergleich ein Lob ausgesprochen zu haben. Aber da lag er falsch.
    „Grundgütiger“, murmelte Blake entgeistert. Vor seinem inneren Auge sah er sich den Schleier seiner Braut heben und eine große, schwarzhaarige Fassung seines besten Freundes küssen. Die Vorstellung hätte ihn beinahe vom Pferd gehauen.
    Er verscheuchte den Gedanken und schaute Little George durchdringend an, der just losprustete - gewiss hatte er ein ähnliches Bild vor Augen. Als sein scharfer Blick keinerlei Wirkung zeigte, sank Blake im Sattel zusammen. Ihm war ganz elend zumute. Wie gern hätte er kehrtgemacht und wäre zurück nach England galoppiert. Diese Möglichkeit allerdings stand ihm nicht offen. Das vermaledeite Verlöbnis war geschlossen worden, als er ein zarter Knabe von zehn Jahren gewesen war. Lady Seonaid war gerade einmal vier gewesen. Sein Vater, der Earl, hatte die Entscheidung bereut, kaum dass die Tinte auf dem Pergament getrocknet war. Angus Dunbar war einst der beste Freund des alten Sherwell gewesen, doch zwei Wochen nach der Verlobung ihrer Kinder hatten die beiden sich überworfen und seitdem kein Wort mehr gewechselt. Das war nun ungefähr zwanzig Jahre her. Beide Väter hatten jeden Gedanken an den Vertrag verdrängt, aber keiner von ihnen war bereit gewesen, ihn zu lösen und damit die vereinbarten Schenkungen der jeweils anderen Partei zu verwirken. Stets hatte die Möglichkeit gedräut, dass der König die Ehe schlussendlich einfach verfügen würde, sofern er dies wünschte. Unglücklicherweise war dies nun der Fall.
    Also konnte Blake nicht umdrehen und zurück nach England reiten. Seine Zukunft war besiegelt. Morgen Mittag würde er ein verheirateter Mann sein.
    Aber das Leben war nun einmal eine einzige Prüfung und das bisschen an Freiheit, das einem Mann vergönnt war, nur von sehr kurzer Dauer. Blake zwang sich, Haltung anzunehmen, als er sah, dass sie das Tor von Dunbar Castle fast erreicht hatten und gleich in den Burghof einreiten würden. Er würde sich vor diesen Leuten stark und selbstsicher geben. Das verlangte allein schon sein Stolz.
    Blake hob den Kopf und begegnete dem stummen Blick der Wachen auf der Wehrmauer. Er hatte Mühe, eine ausdruckslose Miene zu wahren, als die Männer anfingen, sich lautstark über den Bräutigam auszutauschen.
    „Welcher ist es, was meint ihr?“, rief einer.
    „Ich wette, der arme blonde Wicht dort“, erwiderte ein älterer Krieger. „Kann seinem Vater nicht das Wasser reichen.“
    Eine kurze Pause entstand, weil alle Blake eingehend musterten. „Schade“, meinte einer. „Dem dunklen Schönling da hätte ich gute Aussichten eingeräumt, aber dem Wicht gebe ich keinen Tag.“
    „Ich geb ihm keinen halben Tag!“, grölte ein anderer.
    „Um was wetten wir?“
    Blakes Züge verhärteten sich, als die Kerle Wetten abschlossen. Er fühlte sich erniedrigt. Nie zuvor war er als „Wicht“ bezeichnet worden. Im Vergleich zu den meisten anderen Männern war er groß, wenn auch nicht so riesenhaft wie Little George. Jedenfalls war er ebenso groß wie Kenwick und somit auf keinen Fall klein. Auch dass diese Schotten ihm die Fähigkeit absprachen, mit einer einzelnen Frau - hochgewachsen oder nicht -fertig zu werden, missfiel ihm sehr. Flüchtig schaute er zur Seite und sah, dass Kenwick und der Bischof betreten seinem Blick auswichen. Little George hingegen wirkte beklommen. Offenbar hatte er sich von den Burschen auf der Wehrmauer aus der Ruhe bringen lassen.
    Nun, Blake würde sich nicht von ihnen verunsichern lassen. Er straffte die Schultern und lenkte sein Pferd zur Treppe, die hinauf zum Wohnturm führte. Seine Braut, die ihn eigentlich hätte willkommen heißen sollen, glänzte durch Abwesenheit - eine weitere Kränkung. Wenn er die Dame erst zu Gesicht bekam, würde er ihr in aller Deutlichkeit bescheiden, wie verdammt unhöflich das war. Kaum war er zu diesem Schluss gelangt, als alle im Burghof Anwesenden nicht länger vorgaben, beschäftigt zu sein, sondern zusammenliefen und die Ankömmlinge unverhohlen begafften. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen war schon zermürbend genug, aber schier unerträglich waren das spöttische Grinsen und das
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