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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands
Autoren: Lynsay Sands
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Allistair gesprochen hatte, drohten sie zu überwältigen. Sie war Sherwell als Kind versprochen worden, und Allistair hatte recht: Er hätte sie bereits vor Jahren holen sollen. Doch das hatte er nicht, und mit jedem Jahr, das ins Land gezogen war, fühlte sie sich stärker gedemütigt, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Sie hatte so getan, als schere es sie keinen Deut. Und wer war schon erpicht darauf zu heiraten? Eine Ehe hätte sie nur der Freiheit beraubt, die sie genoss. Sie hätte Gewänder tragen müssen anstelle der Hosen, in denen sie und Aeldra herumliefen. Und zweifellos hätte Sherwell sie nicht mit Bogen und Schwert üben und an der Seite der Männer Schlachten schlagen lassen. Verächtlich hatte sie jedem, der es hatte hören wollen, beschieden, wie wenig sie vom Heiraten hielt. Aber Allistair und gewiss auch Aeldra hatten sich nicht narren lassen. Sie sahen, wie sehr Sherwells Gleichgültigkeit sie bedrückte und verunsicherte. Auch hatten sie durchschaut, dass Seonaid sich den Kopf darüber zerbrach. So fragte sie sich beispielsweise, ob ihm etwas Nachteiliges über sie zu Ohren gekommen sein mochte. Oder hatte er sie ohne ihr Wissen aus der Ferne gesehen? Fand er sie abstoßend, war er deshalb nicht gekommen?
    Aye , hinter ihrer selbstsicheren Maske schwärten Schmerz, Demütigung und Unsicherheit. Und nun hatte sie erfahren, dass Sherwell sie schlussendlich doch holen und ehelichen wollte -weil der König es so verfügt hatte. Aus Schmerz und Demütigung war Wut erwachsen. Er kam also, weil der König es so verfügt hatte? Zum Teufel mit ihm! Sie wollte keinen Mann, der seinerseits sie nicht wollte; sie wollte keinen Mann, den der König ihr gleichsam mit vorgehaltenem Schwert in die Arme treiben musste.
    Sie wollte verdammt sein, wenn sie hier herumsitzen und auf ihn warten würde wie ein braver, kleiner Schafskopf.
    Seonaid zog tief die Luft ein, hielt den Atem an und ließ ihn langsam wieder fahren, ehe sie ein Lächeln aufsetzte. „Gut, vielleicht war es so, aber das hat sich geändert. Zudem werde ich, wie gesagt, gar nicht hier sein, wenn er kommt, um mich zu holen. Gleich morgen früh brechen Aeldra und ich auf.“
    Allistair rührte sich nicht und starrte sie nach wie vor grimmig an.
    Sie legte den Kopf schräg und lächelte breiter. „Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?“
    Kurz fürchtete sie, es werde ihr nicht glücken, den Schatten von ihm zu nehmen, doch endlich ließ er ihren Arm los. Er entspannte sich, wenngleich ihn dies sichtlich Kraft kostete, und es gelang ihm sogar, den Anflug eines Lächelns zu zeigen.
    „Zum Kloster? Oh, aye“, meinte er trocken und schüttelte den Kopf. „Der Gedanke, der einzige Mann inmitten einer Frauenschar zu sein, hat seinen Reiz - aber mich dafür wie eine Nonne zu gewanden, dazu bringen mich keine zehn Pferde.“
    Sein Lächeln wuchs sich zu einem Grinsen aus, als Seonaid und Aeldra bei dieser Vorstellung losprusteten. „Nay, ich werde hierbleiben müssen, sosehr es mich auch schmerzt, dass du gehst.“
    „Es schmerzt dich? Wer’s glaubt“, neckte Seonaid. „Du wirst froh sein, endlich deine Ruhe vor mir zu haben.“
    „Nay, keineswegs“, erwiderte er ernst. „Ich werde dich vermissen, das kannst du mir glauben.“
    Seonaid lächelte, als Allistair ihr einen Arm um die Schultern legte und sie an sich zog. Ihr Lächeln wurde breiter, da er Aeldra den anderen Arm umlegte, sie ebenfalls an sich zog und hinzufügte: „Dich hingegen, Schwesterherz, werde ich kein bisschen vermissen.“
    „Aye, ich dich auch nicht, Bruderherz“, konterte sie.
    „Hm“, machte er nur und führte sie beide zum Übungsgrund. „Passt aufeinander auf, und bringt euch nicht in Schwierigkeiten.“
    „In welche Art von Schwierigkeiten sollten wir hinter Klostermauern schon geraten?“, fragte Seonaid amüsiert. „Um dich mache ich mir weit größere Sorgen. Denn wenn wir nicht hier sind, um ein Auge auf dich zu haben, sind dem Ungemach, in das du geraten kannst, praktisch keine Grenzen gesetzt.“

1. Kapitel
    Wie sieht sie aus?“
    Rolfe gab vor, die Frage nicht gehört zu haben. Als sie die Hügelkuppe erreichten und Dunbar Castle in Sicht kam, atmete er erleichtert auf. Die Burg stand für das Ende der vermaledeiten Aufgabe, die ihm aufgebürdet worden war - ein Ende, dem er regelrecht entgegenfieberte. Er war seinem König treu ergeben, aber allmählich hegte er den Verdacht, dass es mit der geistigen Gesundheit von Richard II. bergab ging.
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