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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands
Autoren: Lynsay Sands
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Tagesritte von hier“, erklärte er aufgeräumt. „Dort hat sie um Obdach gebeten, und man hat es ihr gewährt. Obwohl ich sie mir beim besten Willen nicht unter Betschwestern vorstellen kann.“
    „Verdammt“, zischte Kenwick, ehe er den Schotten aus schmalen Augen musterte. „Ich dachte, Ihr wisst nicht, wo sie ist.“
    „Ich sagte, dass sie es mir nicht verraten hat“, berichtigte Dunbar gelassen. „Habe ihr einen von meinen Männern hinterhergeschickt. Der ist ihrer Spur bis nach St. Simmian’s gefolgt, hatte aber kein Glück damit, Seonaid herauszulocken. Männern ist der Zutritt verwehrt, wisst Ihr.“
    „Aye, weiß ich“, erwiderte Kenwick bissig.
    Angus Dunbar richtete den Blick erneut auf Blake und verengte die Augen, vermutlich weil Blake seine Erleichterung nicht ganz verbergen konnte. „Also? Ihr wisst, wo sie ist, Junge. Was steht Ihr noch hier? Holt sie Euch. Womöglich kommt sie gar freiwillig heraus, denn inzwischen dürfte sie vor Langeweile eingehen.“
    Blake schaute Kenwick an. Kaum hatte er frohlockt, weil er sich der Schlinge um seinen Hals ledig wähnte, als die Miene und die bereits schwiegerväterlich anmutenden Worte Dunbars ihm zeigten, dass er sich zu früh gefreut hatte. Man erwartete also von ihm, dass er seine Braut aus dem Kloster holte. Seiner Meinung nach hätte man ihn ebenso gut auffordern können, sein eigenes Grab zu schaufeln, aber offenbar hatte er in dieser Angelegenheit nichts zu vermelden.
    Seufzend drehte er sich um und ging dem Bischof und Kenwick voran aus der Halle. An der Tür ließ er die anderen beiden vorbei und wandte sich noch einmal zu Dunbar um. „Zwei Tagesritte bis zum Kloster, sagt Ihr?“
    „Aye, zwei Tagesritte.“
    „Sind die Menschen in dem Gebiet, das wir durchqueren, Euch freundlich gesinnt?“
    Angus Dunbar hob die Brauen. „Mir schon. Dem König von England hingegen nicht unbedingt“, fügte er vergnügt an. „Daher würde ich mit Eurem Banner nicht gar so sehr wedeln.“ Blake nickte. Das hatte er schon vermutet. Wenn er bei der Unternehmung starb, die Braut aufgrund seines Ablebens nicht heiraten konnte und somit die Besitzungen verwirkte, die sein Vater vertraglich zugesichert hatte, würden der Laird of Dunbar und dessen Tochter bis in alle Ewigkeit triumphieren. „In diesem Fall hätte ich gern Euer Plaid, Mylord“, sagte er boshaft grinsend und musterte die farbenfrohe Stoffbahn, die von den Schotten um die Hüften geschlungen und so gegürtet wurde, dass sie Falten warf. Das Ende der langen Decke wurde wie eine Schärpe über die Schulter gelegt.
    Angus Dunbar blinzelte überrascht, ehe sich seine Miene verdüsterte. „Und, wieso wohl wollt Ihr mein Plaid?“
    „Da die Menschen auf dem Gebiet, das wir queren müssen, Euch wohlgesinnt sind, würde ich gern Eure Farben tragen, um zu zeigen, dass wir unter Eurem Schutz stehen.“
    Totenstille senkte sich über die Halle, die Krieger an den Tischen blickten gar eine Spur ratlos drein. Ein Raunen erhob sich, etwas wurde von Mann zu Mann geflüstert und erreichte schließlich den Burschen zur Linken des Laird. Dunbars Verwirrung schwand, als er die Botschaft vernahm. Was immer gesagt worden war - Angus Dunbar schien sich köstlich darüber zu amüsieren. Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen, und alle übrigen Anwesenden taten es ihm gleich.
    Noch immer prustend stand er auf, entledigte sich mit einer fließenden Bewegung seines Plaids und warf es Blake über die Tafel hinweg zu. Nun trug er nur noch ein Hemd, das ihm knapp bis zu den Knien reichte.
    Sein Lachen verebbte, als Blake die Decke auffing, ob ihres strengen Geruchs das Gesicht verzog und sich abwenden wollte. „Heda!“
    Blake hielt inne und drehte sich um. „Aye?“
    „Wollt Ihr mich etwa in nichts als meinem Hemd hier stehen lassen?“, fragte Laird Angus und wackelte mit den Brauen. Verwirrt starrte Blake den Laird an. „Was wollt Ihr von mir?“ „Tunika, Wams und Beinkleider hätt ich gern.“
    Verdrossen sah Blake an sich hinab und betrachtete die Kleidungsstücke aus golddurchwirktem Stoff, die er sich gerade erst zugelegt hatte. Vermutlich, so musste er sich eingestehen, hatte er seiner Braut mit dieser feinen Gewandung imponieren wollen. „Die Tunika ist funkelnagelneu“, wandte er ein. „Sie ist erst wenige Wochen alt.“
    Angus Dunbar zuckte mit den Schultern. „Ein gerechter Tausch, wenn Ihr dafür meine Farben erhaltet.“ Wieder lachte er, und die anderen fielen ein.
    Seufzend
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