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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition)
Autoren: Dirk Ullsperger
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kostbaren Inhalt, den er zwischen Shorts und T-Shirts versteckt hatte, zu den anderen Utensilien auf den Tisch. Er verriegelte die Tür, kramte seinen Zettel aus der Hosentasche, legte sich aufs Bett und ging alles noch einmal durch. Die Zeit verstrich und Nettgen nickte ein.
     
    Die Mittagssonne schickte ihre unbarmherzigen Strahlen auf die wenigen Pflanzen, die dem extremen Klima standhalten konnten.
    Nettgen war schweißgebadet, sein Hemd klebte am Rücken. Von Mittag bis zum frühen Nachmittag war es in den Straßen ruhiger, die Sonne wurde zum Mittelpunkt des Daseins. Nicht mal eine leichte Brise kam auf. Schon nach dem Frühstück hatte er sich mit dem Bus auf den Weg gemacht. Nun befand er sich am Stadtrand von Kairo und starrte mit anderen Touristen auf die imposanten drei Pyramiden von Gizeh. Minutenlang rührte er sich nicht von der Stelle. Sein Blick galt der mächtigsten der Pyramiden, der des Pharaos Cheops. Ein Kamelführer kam vorbei und fragte, ob er um die Pyramiden reiten wolle, aber er fürchtete, dass ihm auf so einem sabbernden Wüstenschiff noch übler würde als im Bus.
    Wie er so dastand und die beeindruckenden Bauwerke betrachtete, schossen ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf. War er am Ziel? Hatte er das erreicht, was Crampton nicht mehr geschafft hatte? War er kurz davor, das Geheimnis zu lüften? Er wusste es nicht, doch er hoffte es sehr.
    Die Spannung war schier unerträglich. Nettgens Hände zitterten, trotz der Hitze liefen ihm kalte Schauer über den Rücken. Er zog den Rucksack aus, stellte ihn vor sich zwischen die Füße und öffnete ihn. Dann griff er hinein und zog behutsam die Schablone hervor.
    Zitternd hielt er sie mit ausgestrecktem Arm vor sich in Richtung der großen Pyramide. Er rückte die Schablone so, dass er die Pyramide durch das Dreieck sah, aber es passte nicht ganz. Er war zu weit weg und die Sonne stand auf der anderen Seite. Gut, also näher ran und um die Pyramide herumgehen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, denn die Jahres- und Tageszeit stimmte mit den Angaben überein.
    Nettgen näherte sich der Pyramide und umkreiste sie. Ein paar hundert Fuß weiter blieb er stehen. Wieder richtete er die Schablone gegen die Pyramide.
    Jetzt passte sie haargenau! Doch der Winkel der Sonne war noch nicht exakt genug. Nettgen legte einen Spurt ein und rannte noch ein Stück weiter. – Die Cheops passte! Und die Sonne auch! Nettgens Herz begann zu rasen. Nochmals überprüfte er den exakten Sitz von Sonne und Pyramide. Sie passten!
    Dann wanderten seine Blicke den Spalt unterhalb der Sonne hinab. Er traute seinen Augen nicht. Sein Blick fiel ... auf d ie Sphinx!
    Ihm schossen Informationen über die ägyptische Mythologie durch den Kopf, die er während der Ermittlungen gelesen hatte und glaubte von nun an zu wissen, was d ie Sphinx dort bewacht!
    Sofort machte er sich auf den Weg.

Kapitel 2 3
     
    Nettgen kroch durch einen engen Durchlass, dessen kreisrunder Schacht schräg in die Erde führte. Er schätzte den Schacht auf ungefähr vierhundert Fuß Länge. Am Ende des Schachts angelangt, stand er in einem langen, dunklen Gang. Nettgen hatte irgendwie das Gefühl, schon einmal hiergewesen zu sein. Vorsichtig schritt er im Licht seiner Taschenlampe durch den Gang. Nach ein paar Metern stand er plötzlich vor einer Mauer.
    In den Tiefen, in die anscheinend seit tausenden von Jahren kein Licht gefallen war, herrschte eine Schwärze, wie sie Nettgen nie zuvor so extrem wahrgenommen hatte. Er inhalierte den kühlen Staub der Jahrhunderte. Es war eigenartig, denn es roch frisch und sauber, ohne den geringsten Hinweis auf Verfall oder Fäulnis. Das zerstreute Glitzern von Gold zwinkerte zu ihm und vermischte sich mit dem Staub.
    Jeder andere hätte vermutlich frustriert aufgegeben und wäre umgekehrt, aber auf Nettgens Gesicht erschien ein breites Grinsen. Er nahm den Stein aus dem Rucksack und suchte die Mauer nach einer Einkerbung ab. Tatsächlich: Ganz oben rechts sah es aus, als habe man einen Stein tiefer als die anderen in die Mauer eingelassen.
    Aus seiner Tasche zog Nettgen einen Zettel: 5 – 1 – 6 – 6 – 9 – 2 – 6 – 7 – 3 – 3.
    Er hielt den Stein gegen die Maueröffnung. Er passte!
    „Jetzt darf ich mich bloß nicht vertun“, murmelte er vor sich hin.
    Langsam drehte er den Stein eine viertel Umdrehung nach links, bis zum Anschlag. Er wiederholte diesen Vorgang weitere vier Mal. Nach der fünften Drehung drückte Nettgen gegen den Stein.
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