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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition)
Autoren: Dirk Ullsperger
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Anubis , ließ es jedoch unberührt. Aber warum? Crampton nahm jedoch eine Malschablone an sich und verschloss das Grab. Die Schätze, die er dort vorgefunden hatte – von unvorstellbarem Wert – hatten ihn überhaupt nicht interessiert. Womöglich war der Schatz, nachdem er suchte, ein ganz anderer?“
    Nettgen nahm die Schablone zur Hand und hielt sie mit ausgestreckten Armen vor seine Augen. Er blickte nicht dahinter, was die Einschnitte und Öffnungen zu bedeuten hatten. Dann nahm er sich die Lagepläne vor und studierte die Geographie des Tals der Könige. Er fand nichts, was seiner Meinung nach zusammenpasste. Sein Kopf drohte zu platzen, seine Gedanken schienen sich in der Flut von Informationen aufzulösen.
    Plötzlich klingelte das Telefon. Nettgen ließ es fünf Mal k lingeln, bis er sich schließlich dazu durchrang, abzunehmen. Genervt brummelte er in den Hörer: „Nettgen! Wer stört?“
    „Ich bin es, Dietmar“, vernahm er die Stimme seines Lieblingskollegen, der nach Nettgens unwirscher Begrüßung eingeschüchtert klang.
    „Ach, du bist es. Hallo Dietmar, was kann ich für dich tun?“
    „Wollte nicht stören, wollte mich nur erkundigen, wie es dir geht. Was machst du?“
    „Überlege n , was Crampton wirklich suchte …“
Löffler war wesentlich verständnisvoller als Maria. Das lag vielleicht daran, dass beide denselben Beruf ausübten und sozusagen eine berufsbedingte Neugier hatten.
    „Es lässt dir keine Ruhe, habe ich recht?“
    „Stimmt, dafür ist das alles zu mysteriös. Ich kann nicht glauben, dass er das Totenbuch gesucht hat.“
    Für einen Moment herrschte Schweigen, dann machte Löffler einen Vorschlag.
    „Was hältst du davon, wenn du deinen Gedanken eine kurze Pause gönnst und mit mir ein gepflegtes Bier trinken gehst?“
    Nettgen musste grinsen, überlegte kurz und merkte, wie ihm bei dem Gedanken das Wasser im Mund zusammenlief.
    „Gute Idee. Wo treffen wir uns?“
    „ Na ja “, meinte Löffler, „ wie wäre es um sieben Uhr in deiner Kneipe? Ist zwar nicht mein Ding, was die Musik betrifft, aber was tut man nicht alles für Freunde.“
    „Super! Alles klar , ich freue mich. Dann bis gleich!“
    „Bis gleich!“ , entgegnete Löffler und beendete das Gespräch.
    Wenn er es genau überlegte, war Nettgen froh über die Ablenkung. Mit seinen Ermittlungen kam er sowieso im Moment nicht weiter und bei Silvia war er schon ewig nicht mehr gewesen. Er freute sich richtig auf den Abend.
    Er sprang kurz unter die Dusche und schmiss sich dann in Schale, fühlte sich gut, erfrischt, regelrecht wie neu geboren und nutzte die Gelegenheit, seinem Körper, seiner Seele, aber ganz besonders seinem Leben einen Gefallen zu tun.
    Schon um viertel vor sieben fand sich Nettgen im Pub ein und sicherte sich einen freien Platz am Tresen. Löffler war noch nicht da. Wie Nettgen es von ihm gewohnt war, kam er wohl auch dieses Mal zu spät. In der langen Geschichte ihrer Partner- und Freundschaft war er meist unpünktlich gewesen. Löffler war, was die Ermittlungen betraf, ein Ass, hatte aber kein Zeitgefühl, was Nettgen nicht im Geringsten störte. Also saß er an der Bar, und dagegen hatte er auch nichts einzuwenden, denn er brauchte Pils in den Adern, und nach zwei Gläsern fühlte er sich schon viel besser. Im Spiegel hinter den F laschenreihen betrachtete er sich, dazwischen hielt er über seine Schultern hinweg immer wieder Ausschau nach Löffler. Als er das dritte Bier vor sich stehen hatte, erschien er.
    „Hallo Ralf, du siehst müde aus.”
    „Und du siehst alt und müde aus” , entgegnete Nettgen frech . „Deine Stirn ist seit Kurzem ein paar Zentimeter höher geworden. Und bei deiner blassen Haut fallen die Ringe unter deinen Augen nicht so auf. Wollte ich dir immer schon mal gesagt haben” , griente Nettgen.
    „Gut, unentschieden!” , meinte Löffler und hielt derweil Ausschau nach Silvia, auf die er sich schon gefreut hatte, aber zu seinem Bedauern musste er feststellen, dass sie heute frei hatte. Dafür bediente ein junger Typ mit Glatze, der unfreundlich ein Bier vor ihm abstellte. Das konnte Löffler seine gute Laune jedoch nicht vermiesen.
    An diesem Abend spielte eine Band namens The Red Birds .
    Als Nettgen hereinkam, hatte sie gerade ihre Instrumente und ihr Equipment aufgebaut. Nun begannen sie zu spielen. Nettgen war so gut gelaunt, dass er mit dem Fuß im Takt wippte und damit zeigte, dass wenigstens einer der unzähligen Gäste an diesem Abend Interesse an der
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