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Das Werben des Lord MacKenzie

Das Werben des Lord MacKenzie

Titel: Das Werben des Lord MacKenzie
Autoren: Jennifer Ashley
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der Tanzfläche, zog ihren Arm unter seinen und führte sie rasch aus dem Ballsaal durch eine weit geöffnete Flügeltür hinaus auf die Terrasse. »Ein Spaziergang auf der Terrasse.«
    »Mac.«
    Er ignorierte ihren Protest und führte sie über die kühle und nur schwach beleuchtete Terrasse. An deren Ende, in den Schatten jenseits der lichthellen Fenster, blieb er stehen.
    »Also dann«, sagte er.
    Isabella wurde gegen die Mauer gedrückt, und Macs starke Hände stützten sich rechts und links von ihr gegen die Steine.
    Isabellas Atem war ein süßer Hauch, ihr Körper ein Quell der Wärme in der kühlen Luft. Ihr Busen hob sich gegen ihren Ausschnitt, auf ihrer Haut funkelten Brillanten.
    So wie jetzt hatten sie auch auf der Terrasse ihres Vaters gestanden, in der Nacht, in der sie sich begegnet waren. Mac hatte die Hände hinter ihr gegen die Mauer gestützt. Isabella war damals achtzehn gewesen, ihr Kleid von jungfräulichem Weiß und ihr einziger Schmuck ein Perlenhalsband. Ein reines unberührbares Mädchen mit herrlichem Haar, eine reife Pflaume, die bereit war, gepflückt zu werden.
    Die Versuchung, sie zu berühren, war überwältigend groß. Die Wette, der Mac in jener Nacht zugestimmt hatte, war klar gewesen – betritt uneingeladen das Haus des über die Maßen arroganten Earls Scranton, tanze mit der verklemmten herausgeputzten Debütantin, zu deren Ehren der Ball gegeben wird, und bring sie dazu, dich zu küssen.
    Mac erwartete, auf eine stockdürre Jungfrau mit säuerlich verkniffenem Mund und von nerviger Zickigkeit zu treffen – und war stattdessen Isabella begegnet.
    Er hatte das Gefühl, als habe er einen Schmetterling zwischen farblosen Motten gefunden. In dem Augenblick, in dem Mac Isabella sah, war ihm klar, dass er sie kennen lernen, dass er mit ihr reden und alles über sie erfahren wollte. Er erinnerte sich daran, wie sie ihn angesehen hatte, als er sich seinen Weg durch den vollen Ballsaal zu ihr bahnte. Ihr erhobenes Kinn und der Ausdruck in ihren grünen Augen hatten ihn dazu ermutigt, sich von seiner schlechtesten Seite zu zeigen. Die Freundinnen, die hinter ihr standen, hatten ihr etwas zugewispert, sie zweifellos vor ihm gewarnt und gehofft mitzuerleben, wie sie dem skandalumwitterten Lord Roland »Mac« MacKenzie eine Abfuhr erteilte. Isabella war, wie Mac gehört hatte, sehr geübt darin, jemanden abblitzen zu lassen.
    Er blieb vor ihr stehen, und ohne dass sie auch nur ein Wort gesagt hätte, raubte ihr Anblick ihm den Atem. Das Haar fiel ihr schimmernd über die Schulter wie ein Fluss aus Rot, ihre Augen funkelten vor kühler Intelligenz, und da wusste er, dass er sie haben wollte. Um mit ihr zu tanzen, um sie zu malen, um sie zu lieben. Komm, mein süßes Herz. Sündige mit mir.
    Mac griff sich den nächstbesten männlichen Bekannten aus der Menge und zwang ihn, sie miteinander bekannt zu machen, wohl wissend, dass diese perfekt erzogene junge Lady sich weigern würde, überhaupt mit ihm zu reden. Als Mac ihr die Hand hinstreckte und die konventionelle Frage stellte: »Mylady, darf ich um diesen Walzer bitten?«, sah sie ihn kühl an und hob ihre Hand, um ihm die Tanzkarte zu zeigen, die von ihrem Handgelenk baumelte.
    »Wie schade«, sagte sie. »Aber meine Karte ist voll.« Natürlich war sie das. Isabella war eine wohlbehütete Debütantin, die älteste Tochter Earl Scrantons, und somit ein einträglicher Fang. Einer der von ihrem Vater handverlesenen Gentlemen würde sich gerade jetzt seinen Weg zu ihr bahnen und sich beeilen, den ihm versprochenen Walzer einzulösen.
    Mac griff nach der Karte, holte einen Stift aus seiner Tasche und zog einen dicken schrägen Strich über alle Namen. Auf diesen Strich schrieb er in lässiger Handschrift – Mac MacKenzie .
    Er ließ die Karte fallen und streckte Isabella erneut die Hand hin. »Kommen Sie, tanzen Sie mit mir, Lady Isabella«, sagte er. Du traust dich ja doch nicht …
    Er rechnete damit, dass ihre schneidend scharfe Abfuhr ihn zu Eis erstarren lassen würde. Sie würde davongehen, die Nase hoch in die Luft gereckt, und den Dienern ihres Vaters Anweisung geben, den Kerl hinauszuwerfen.
    Stattdessen legte sie ihre Hand in seine. In jener Nacht waren sie miteinander durchgebrannt.
    Heute Nacht, im Halbdunkel von Lord Abercrombies Terrasse, flammte Isabellas Haar wie Feuer, aber ihre Augen waren umschattet. In der Nacht ihrer ersten Begegnung hatte sie weder gegen ihn aufbegehrt noch war sie vor ihm davongelaufen, und sie tat es
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