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Das Werben des Lord MacKenzie

Das Werben des Lord MacKenzie

Titel: Das Werben des Lord MacKenzie
Autoren: Jennifer Ashley
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er den Ellbogen auf den Kaminsims stützte. Sein Kilt besaß das Karomuster der MacKenzies.
    Beim nächsten Herzschlag erkannte Isabella, dass der Mann nicht Mac, sondern sein älterer Bruder Cameron war. Voller Erleichterung und Entzücken entschuldigte sie sich bei den Freunden, mit denen sie gekommen war, raffte ihre Satinröcke und eilte durch die Menge zu ihm.
    »Cam, was um alles auf der Welt machst du hier? Ich dachte, du seiest oben im Norden, um dich intensiv auf das St. Leger vorzubereiten.«
    Cameron warf die Zigarre, die er geraucht hatte, ins Feuer, ergriff Isabellas Hände und beugte sich vor zu ihr, um sie auf die Wange zu küssen. Er roch wie immer nach Zigarrenrauch und Malt Whisky; manchmal gesellte sich auch noch der Geruch nach Pferden dazu. Cameron unterhielt einen Stall der besten Rennpferde Englands.
    Cameron war Macs zweitältester Bruder und ein wenig fülliger als dieser, ein wenig breiter in den Schultern und zudem hochgewachsener. Eine tiefe Narbe zog sich über seine linke Wange. Von den vier Brüdern hatte Cams widerspenstiges rotbraunes Haar den dunkelsten Ton, und seine Augen waren von einem tieferen Gold. Er war das schwarze Schaf einer Familie, deren hehre Aufgabe es zu sein schien, mit ihren Heldentaten die Skandalblätter zu füllen. Es war allgemein bekannt, dass Cameron, ein Witwer mit einem fünfzehnjährigen Sohn, sich alle sechs Monate eine neue Geliebte nahm, wobei er die Wahl zwischen berühmten Schauspielerinnen, Kurtisanen und hochwohlgeborenen Witwen hatte. Isabella hatte schon vor Langem aufgehört zu versuchen, den Überblick zu behalten.
    Als Antwort auf ihre Frage zuckte Cameron mit den Schultern. »Es gibt nicht mehr viel zu tun. Die Trainer haben ihre Anweisungen bekommen, und ich werde sie dort vor dem ersten Rennen treffen.«
    »Du bist ein schlechter Lügner, Cameron MacKenzie. Hart hat dich geschickt, habe ich Recht?«
    Cameron machte sich nicht die Mühe, verlegen auszusehen. »Hart hat sich Sorgen gemacht, nachdem Mac dir nach Ians Hochzeit hinterhergejagt ist. Entwickelt er sich zur Nervensäge?«
    »Nein«, sagte Isabella rasch. Sie liebte Macs Brüder, aber sie neigten dazu, ihre Nasen in die Angelegenheiten der anderen zu stecken. Nicht, dass sie ihnen nicht dafür dankbar war – sie hätten sie schneiden können, als sie vor dreieinhalb Jahren beschlossen hatte, Mac zu verlassen, doch stattdessen hatten sie sich an ihrer Seite zusammengeschart. Hart, Cameron und Ian hatten kundgetan, dass sie Isabella nach wie vor als Teil der Familie betrachteten. Und da sie ein Teil der Familie war, wachten sie über sie wie beschützende ältere Brüder.
    »Hart hat dich also hergeschickt, um Kindermädchen zu spielen?«, fragte sie.
    »Das hat er«, bestätigte Cameron mit unbewegter Miene. »Du solltest mich mit meiner Haube und meiner Schürze sehen.«
    Isabella lachte, und Cameron fiel mit ein. Er hatte ein raues Lachen, das klang, als wäre etwas über seine Stimme geschrammt.
    »Ist Beth wohlauf?«, fragte sie. »Ihr und Ian geht es gut?«
    »Sehr gut, als ich sie verlassen habe. Ian ist höchst entzückt über die Aussicht, Vater zu werden. Er erwähnt es nur ungefähr alle fünf Minuten.«
    Isabella lächelte in aufrichtiger Freude. Ian und Beth, seine kürzlich ihm angetraute Frau, waren so glücklich, und Isabella freute sich darauf, das Baby in den Armen zu halten. Dennoch versetzte ihr der Gedanke auch einen kleinen Stich des Kummers, den sie rasch zu unterdrücken versuchte.
    »Und Daniel?«, fragte Isabella weiter und hielt die leichte Konversation aufrecht. »Hat er dich begleitet?«
    Cameron schüttelte den Kopf. »Daniel wohnt zurzeit bei einem ehemaligen Professor von mir, der ihm vor dem Herbstsemester noch den Kopf mit Wissen vollstopfen soll. Ich will Dannys Lehrern weniger Anlass geben, ihm seine Lektionen einzuprügeln.«
    »Unterricht statt Pferde? Ich bin sicher, das macht unserem Danny arg zu schaffen.«
    »Aye, aber wenn er weiterhin schlechte Noten bekommt, wird er es nie auf die Universität schaffen.«
    Er klang so ganz und gar wie ein besorgter Vater, dieser hochgewachsene Mann mit dem berüchtigten Ruf, dass Isabella wieder lachte. »Er versucht, dir nachzueifern, Cam.«
    »Aye, das tut er. Und genau das macht mir Sorgen.«
    Hinter Isabella ertönten erste Walzerklänge, und die Paare begaben sich auf das Parkett. Cameron bot ihr seinen starken Arm. »Tanzen, Isabella?«
    »Ich würde mich sehr freuen, mit dir zu -«
    Isabellas
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