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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh
Autoren: Matthias Praxenthaler
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antwortete der Euro und grinste immer noch.
    Aber nicht mehr lange. Keine zehn Sekunden später war es mit der Grinserei vorbei. Und zwar endgültig.
    »Dann habe ich eine schöne Überraschung für dich«, sagte der Bongospieler nämlich. »Wenn du Paul Breitner bist und Drogenverkäufer, dann bin ich der Söllner Hans und Zivilpolizist. Hier, schau mal, mein Ausweis. Und damit bist du übrigens festgenommen.«
    »In echt jetzt?« fragte der Euro.
    »Nein, aus Spaß an der Freude«, antwortete der Cop.

Verhört.
    Mit welchen Mitteln die Männer in Grün auch versuchten, den Euro in die Enge zu treiben, um so ein allumfassendes und vor allem wahrheitsgemäßes Geständnis von ihm zu bekommen, sie ärgerten sich nur kunterbunt. Trotz intensivster Untersuchungen und nicht enden wollender Verhöre reichten die Beweise am Ende gerade mal für eine Anklage wegen des Verkaufs von ein paar lächerlichen Gramm Marihuana, und das auch noch für einen guten Zweck. Daß der Euro dafür trotzdem acht Monate aufgebrummt bekam, hatte er einem bluthundscharfen Richter zu verdanken; daß es nicht mehr wurden, dafür dankte er nur sich selbst.
    Es war eine perfekte Lügengeschichte, die er der Polizei da aufgetischt hatte. Denn klar, auch wenn er niemals damit gerechnet hätte, daß man ihn jemals schnappen würde, war er trotzdem auf gerade diesen Fall mehr als vorbereitet. Profi halt und so weiter! Vor Jahren schon hatte er sich eine Tarnung geschaffen, die bis ins letzte Detail wasserdicht war undihm jetzt seinen Arsch rettete. Obwohl er sein Geld ausschließlich mit krummen Dingern verdiente, leistete er sich nach außen hin nämlich eine zweite, geradezu bürgerliche Existenz, und zwar mit allem, was dazugehörte: mit einem anständigen Job, mit einer unverdächtigen Wohnung und sogar mit bezahlten GE Z-Gebühren . Das kostete ihn zwar jeden Monat eine Stange Geld, stellte sich aber spätestens jetzt als unbezahlbar heraus.
    Der Rastafari aus dem Englischen Garten hatte den Euro auf das Polizeirevier gebracht und dort zunächst seine Personalien festgestellt. Dann hatte er ein Durchsuchungskommando zu seiner angeblichen Wohnung geschickt und war parallel dazu mit einem Kollegen in die erste Verhörrunde gestartet. Doch wo andere Delinquenten nervös eine Kippe nach der anderen rauchten, schweißnaß auf ihren Stühlen herumrutschten und sich wanden wie die Zitteraale, blieb der Euro zu ihrer Verwunderung völlig entspannt, zeigte sich erstaunlich gesprächsbereit und bemühte sich stets um den Anschein eines schlechten Gewissens, ohne dabei allerdings sein Gesicht zu verlieren. Er habe halt keine andere Wahl gehabt, erklärte er den verdutzten Beamten, und man müsse ihn doch bitteschön verstehen, gab er zu Protokoll. Denn schließlich sei er natürlich kein böser, hauptberuflicher Dealer, wie man aufgrund der Beweislage vielleicht denken könnte, sondern nichts als ein dummer, aber im Grunde harmloser Junge, der sich Sorgen um seine kranken Eltern machte und ihnen daher etwas Gutes tun wollte. Und dann erklärte er den beiden zunehmend sprachlosen Cops in einem minutenlangen Vortrag ganz genau, wie alles zusammenhing, und griff dabei mal wieder zu seiner absoluten Lieblingswaffe – dem moralischen Vorschlaghammer.
    Sein Vater, so begann der Euro auch diesmal seine Rede, habe die Gicht und sei depressiv, während seine Mutter nach der Aufzucht von immerhin sechs Kindern für das Vaterlandund einem harten Leben als Kassiererin auch nicht mehr so richtig könne. Trotzdem seien die beiden seit Jahren nicht mehr in Ferien gewesen, erklärte er weiter, weil dafür leider das nötige Kleingeld fehle, und zwar vorne wie hinten. Und da habe er sich halt gedacht, so behauptete er, daß er seinen Eltern vielleicht mal einen schönen Urlaub spendieren könnte, als Dank sozusagen, für all die Jahre, die sie ihre eigenen Bedürfnisse für ihn und seine fünf Brüder hintangestellt hätten. Dummerweise würden für so ein Geschenk seine eigenen Mittel auch nicht reichen, klagte er, denn in seinem Job als Kellner verdiene er gerade mal genug, um nicht selber vor die Hunde zu gehen. Das mit dem Job könnten sie übrigens herzlich gerne überprüfen, ermunterte er seine Verhörer dabei und bot ihnen zusätzlich an, doch mal einen Blick auf sein Konto zu werfen. Denn da, so prophezeite er, würden sie sofort sehen, wie wenig von seinem Gehalt am Ende hängen blieb. Trotz billiger Bude, keinerlei Extrawürsten und SP D-Regierung . Und weil
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