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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen
Autoren: Donna Vanliere
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stand mit einem Paket Windeln hinter ihr. Ich nahm Gabriel und bat die beiden Frauen ins Haus. Dann erzählte ich ihnen, so schnell ich die Worte aneinanderreihen konnte, was geschehen war.
    »Um es kurz zu machen: Momentan schläft Matthew friedlich in deinem Zimmer!«, erklärte ich zum Schluss.
    Erin ließ sich auf den Lehnstuhl fallen, der in der Diele stand, und ihre Mutter starrte mich, nach Worten suchend, an. »Er ist hier?«, fragte Erin. »Er ist tatsächlich in diesem Haus?«
    »Er ist zu Hause.« Ich küsste Gabriel und blickte auf sein Gesicht hinunter. »Babys werden geboren, und Kinder kehren nach Hause zurück. Genau das verstehe ich unter Weihnachten!«
    »Ich wollte meine Sachen holen«, sagte Erin. »Aber ich werde ein anderes Mal wiederkommen.«
    »Nein, bleib. Du kannst ihn kennenlernen.«
    »Diese Zeit gehört Ihnen«, widersprach Lois. »Wir werden wiederkommen.«
    »Wirst du weiter bei Layton arbeiten?«, fragte ich Erin.
    Sie warf den Beutel mit den Windeln über ihre Schulter. »Ich fange am Dienstag wieder an. Jodi hat gesagt, dass sie bald jemanden für eine Ganztagsstellebrauchen, und ich will mir meine Chance dort nicht entgehen lassen. Meine Mutter wird mir bei der Betreuung des Kleinen behilflich sein.« Sie strich mit dem Finger über Gabriels Nase. »Es ist ein Neuanfang, weißt du.«
    Offenbar lernten wir gerade alle etwas über Neuanfänge.
    Nachdem ich jahrelang in dieser Stadt im Wohltätigkeitsbereich gearbeitet habe, ist mir klar geworden, dass sich Menschen verändern wollen, wenn das, was sie bisher gemacht haben, für sie nicht mehr erträglich ist. Man kann es nennen, wie man will – eine Offenbarung, ein Erwachen oder eine Bewegung der Seele. Was auch immer es ist, es lässt die Menschen aufstehen, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, und sie sind fest entschlossen, dass sich diesmal etwas ändern wird. Aus diesem Grund rief Matthew die Anonymen Alkoholiker an.
    Sein Leben war für ihn nicht mehr erträglich.
    Matt spürte ein Hämmern in seinem Kopf, und seine Zunge klebte an seinem Gaumen fest, als er spät an jenem Morgen in den Gelben Seiten nach der Nummer suchte. Manchmal, wenn man sich ein neues Leben wünscht, will man so schnell wie möglich damit anfangen.
    Matthew trank einen halben Karton Orangensaft, um die Trockenheit in seinem Mund zu lindern, und stand zehn Minuten in seiner Wohnung unter der Dusche.Dann nahm er sein Beruhigungsmittel. Er ging allein zum Treffen der Anonymen Alkoholiker der Kirche – so wollte er es.
    Von der Treppe, die ins Kellergeschoss führte, zog der Geruch von Zigarettenrauch zur Straße hoch. Seitlich an der Treppe drängten sich Leute, die einen letzten Zug inhalieren wollten, bevor sie hineingingen. Matt bahnte sich einen Weg durch den Rauch. Die Stahltür schlug dröhnend hinter ihm zu, als er den düsteren Flur entlangging, der zu einer offenen Tür führte. Vorne im Raum stand ein Tisch mit Kaffee. Er goss sich eine Tasse ein.
    »Sind Sie neu?«
    Matt drehte sich um und sah einen Mann in Khakihose und Rollkragenpullover, der ihn anblickte.
    »Ja.«
    »Schön, dass Sie hier bei uns sind«, meinte der Mann und rührte die Sahne in seinem Kaffee um.
    In den Vorhängen hing der Geruch von Zigarettenrauch, und auf dem Teppichboden waren Kaffeeflecken.
    »Was halten bloß die Kirchenleute hiervon?«, fragte Matt.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Sie halten genug davon, um uns jede Woche wieder herkommen zu lassen.«
    Hinter ihnen begann jemand zu sprechen, und der Mann im Rollkragenpullover forderte Matt mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen. Der Raum war mit zwei im Halbkreis stehenden Metallstuhlreihen bestückt. Matthew setzte sich in die zweite Reihe hintereinen Pfosten und neben einen Lüftungsschacht, weil er hoffte, dass ihn so niemand bemerkte. Er sank in sich zusammen und musterte den Schmutz unter seinen Fingernägeln.
    Der Raum summte von Stimmengewirr, während er sich mit mehr als fünfzig Menschen füllte. Zu ihnen gehörten, wie Matt erfahren hatte, Mechaniker und Bankdirektoren ebenso wie Kosmetikerinnen und Unternehmenstrainer. Sie trugen Anzüge oder Freizeitkleidung, und ihr Alter reichte von achtzehn bis siebenundsiebzig Jahren. Es war eine bunt zusammengewürfelte Gruppe. Offenbar verband sie nichts außer einem: Sie wollten ihr Leben ändern.
    Ein ruppiger Mann in Baumwollhemd und Jeans eröffnete das Treffen. »Ich heiße Lukas, und ich bin Alkoholiker.«
    Alle begrüßten ihn, und Matt
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