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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten
Autoren: Mary Scott
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die Böden ungeheuerlich schmutzig. So schmutzig, daß es unser erstes Problem war, sie sauber und trocken zu bekommen, bevor unsere Möbel und Teppiche eintrafen.
    »Zum Glück habe ich all dieses Werkzeug mit der Farm gekauft«, bemerkte mein Mann, und ich sah ihm voller Ehrfurcht zu, wie er mit einem Spachtel die Bodenbretter abkratzte. Ob unser Vorgänger wohl seine Tiere hier drinnen beherbergt hatte? Eine Unzahl Eimer mit kochendem Wasser mußten über diesen Fußboden ausgeleert werden, bevor Aussicht bestand, die Bretter zu schrubben. Die ganze Zeit horchten wir besorgt auf das Geräusch eines nahenden Pferdefuhrwerks. Dumm, wenn unsere Möbel eintreffen würden, bevor die Böden einigermaßen trocken waren!
    Unsere Sorge war reichlich überflüssig gewesen. Der Nachmittag neigte sich bereits dem Abend zu; die Sonne versank rotgolden aufglühend im fernen Meer, und immer war noch kein Knarren der Räder, keine anfeuernde Stimme zu hören, welche die Pferde zu einer letzten Anstrengung antrieb. Wir hatten kein Bettzeug, keine Kleider, nichts von den notwendigsten Dingen, die wir bald brauchen würden. »Er wird schon noch vor Dunkelheit eintreffen«, versicherten wir uns leichtherzig. »Besser so, dann bleibt uns noch Zeit zu einem kurzen Rundblick auf der Farm.«
    Wir gingen den grasbewachsenen Abhang vor dem Haus hinunter, wo sich unsere Pferde bereits ihre Mahlzeit geholt hatten und sich zur Nachtruhe bereitmachten. Wir sahen das üppige Frühlingsgras, die wenigen Morgen pflügbares Land, und sprachen von den Schafen, die wir züchten und dem Getreide, das wir anbauen wollten. Wir bemerkten nicht das Farnkraut, das nur darauf wartete, unsere Weiden zu überwuchern und das Gras zu ersticken; wir ahnten nicht, daß der undurchdringliche Busch, so ähnlich dem an der Ostküste, an welchen mein Mann gewöhnt war, hier unfruchtbaren Boden bedeckte, der jede Art von Unkraut leichter hervorbrachte als Gras.
    Gleichwohl, der Abend war klar und golden, und wir wußten nichts von alledem. Wir wußten nur, daß wir jung waren, und erfüllt von Hoffnung und Begeisterung, und zu Hause.
    Wir fanden es beinahe amüsant, daß das Fuhrwerk noch nicht eingetroffen war, daß wir kein Bettzeug, keine Kleider außer denen im Reisegepäck, keine Lebensmittel außer unserer Picknickration hatten. »Schadet nichts«, sagte Walter, »da ist immer noch dieser Schinken«, und erzählte mir, daß der vorherige Besitzer der Farm seinen eigenen Schinken räucherte. »Ich kaufte ein ganzes Schwein von ihm; das sollte uns eigentlich über die Runden bringen. Wir wollen uns ein bißchen davon zum Tee braten, und dann mach ich uns ein Bett zurecht.«
    Der Schinken schmeckte hervorragend, und das »Bett« war schnell gemacht. Ganz in der Nähe gab es kräftigen, guten Farn — wie nahe, sollten wir erst am nächsten Morgen mit einigem Schreck feststellen, denn er begann sich bereits in die umliegenden Weiden einzuschleichen. Walter schleppte eine Menge davon an. »Von diesem verfluchten Zeug gibt es ganze Massen«, bemerkte er ein bißchen gedämpft. »Jedenfalls taugt es zu einem weichen Lager vor dem Kaminfeuer.«
    Als Bettzeug benützten wir zwei überzählige Pferdedecken, eine über den Farn, eine zum Zudecken. Wir lachten und fanden es einfach großartig, daß wir geheiratet hatten und nun mitten im Busch waren.
    In siebzehnhundert Meter Höhe sind die Frühlingsnächte kalt, und wir merkten bald, daß zwei Pferdedecken nicht genug wärmten. Schlimmer noch — sie stanken. Walter stand in dieser Nacht viele Male auf, um das Feuer im Kamin in Gang zu halten, aber trotzdem konnte von Schlaf keine Rede sein. Die Umgebung war zu fremd, zu unbequem, und davon abgesehen, waren wir viel zu aufgeregt. Wir setzten uns auf und plauderten und machten immer wieder Tee und wunderten uns, was wohl aus unseren Möbeln, unseren kostbaren Hochzeitsgeschenken und unseren Büchern geworden war.
    »Pech, daß wir den ersten Abend in unserem neuen Heim so beginnen müssen. Du frierst und bist müde und fragst dich wohl, warum in aller Welt du einen Kerl geheiratet hast, der keinen Cent hat und mit dir am Ende der Welt leben will.«
    »Unsinn. Ich bin überzeugt, daß wir eine Menge Spaß haben werden.«
    »Aber die Arbeit... Nichts ist hier so, wie du es gewöhnt bist. Keine intellektuellen Freunde. Keine neuen Bücher. Keine Leute, mit denen du über die Weltereignisse diskutieren kannst. Nichts von alledem, was du magst.«
    »Du weißt ja gar nicht, was
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