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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten
Autoren: Mary Scott
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erkennen waren. Unberührter, ungezähmter Busch bedeckte sie. Es ist eine Aussicht, die immer noch außergewöhnlich schön ist; vielleicht heute um so mehr, da das gesamte Oparau-Tal kultiviert und wunderbar grün ist, saubere Farmhäuser darin verstreut sind und gutgenährte Viehherden friedlich grasen. Doch einige der Hügelketten sind immer noch mit Busch bewachsen, immer noch unberührt, und das blaue Gefunkel der See erfüllt mich heute noch mit der gleichen Freude wie vor fünfzig Jahren.
    Während wir langsam die grobe Schotterstraße hinunterritten, entdeckten wir hin und wieder schwache Anzeichen von Kultivierung. Am Fuß eines steilen Hügels lag ein Farmhaus, wo, wie mir Walter sagte, zwei Junggesellen hausten. Ein Stück tiefer noch und ziemlich nah an unserer Landgrenze gab es ein kleines Haus über einem Stück ausgespartem Buschland. Ich freute mich, als ich Rauch aus seinem Kamin aufsteigen sah. Der Kamin war riesig und nicht aus Ziegeln aufgesetzt, sondern aus Wellblech. Ich fand das merkwürdig, doch Walter belehrte mich, daß hier die meisten Kamine aus Wellblech seien.
    »Warum?« wollte ich wissen.
    »Zu weit abgelegen für den Transport von Ziegeln und zu kostspielig. Die beiden Kamine in unserem Haus sind ebenfalls aus Wellblech.«
    Mir wollte das nicht gefallen, und dieses eine Mal trog mich meine Ahnung nicht. Drei Jahre später brannte unser Haus auf Grund eines schadhaften Wellblechkamins ab, und wenig später erlitt unser Nachbar das gleiche Schicksal.
    »Hier sind wir. Das ist unser Grenzzaun. Unser Land.« Wie großartig sich das anhörte! »Hier ist unser Eingangstor.«
    Ich sah eine steile Straße den Hügel hinaufklettern; aber das Haus lag hinter einer hohen Hecke oben am Kamm versteckt. In stummer Übereinstimmung trieben wir unsere Pferde zu einem letzten Galopp an und rasten um die Wette die Einfahrt hinauf.
    Wieder breitete sich vor mir eine unübertreffliche Aussicht aus, sogar noch schöner als die von der Hügelspitze. Noch nie hatte ich so etwas gesehen — und noch nie ein solches Haus. Es war lang und niedrig, aus Ruberoid erbaut, mit einer Veranda, die von wildwuchernden Kletterrosen und Jasmin überquoll. Die Fenster gingen zu einem Garten hinaus, der einmal reizend gewesen sein mußte, und von diesem Garten aus bot sich diese einmalige Aussicht.
    In fiebriger Hast sattelten wir unsere Pferde ab, deckten sie zu und ließen sie frei weiden, befreiten Jumbo von seiner Last, die wir ins Haus brachten — und begannen augenblicklich mit der Begutachtung unseres Heimes.
    »Du hast natürlich noch nie etwas derart Primitives gesehen«, murmelte Walter wieder in diesem entschuldigenden Ton, der mich ärgerte. »Bis jetzt hast du ja immer in Städten oder in zivilisierten Gegenden gelebt. Du wirst einen schönen Schreck bekommen.«
    Ich bekam keinen. Es war eine Überraschung, aber kein Schreck — jedenfalls nicht bis wir entdeckten, daß es keine Toilette und, in der Tat, auch kein Badezimmer in dem kleinen Haus gab. Aber das, so versicherten wir uns gegenseitig optimistisch, würde bald anders werden.
    Das Haus bestand — was uns befremdete — aus zwei Teilen. Die erste Hälfte enthielt einen großen Wohnraum mit einem enormen Kamin, in dem man ganze Holzklötze aufschichten konnte. Von dort aus führten Türen zu zwei kleinen Schlafzimmern auf der einen, und zu einem größeren auf der anderen Seite. In die eine Ecke eingeklemmt gab es einen kleinen Raum, der offenbar für ein Badezimmer bestimmt gewesen war, aber, wie wir später von Nachbarn erfuhren, niemals seiner Bestimmung zugeführt wurde, weil >die Burschen eines Tages die Lust daran verloren und meinten, wenn sie hin und wieder mal im Bach untertauchten, sei das durchaus gut genug für sie<.
    Dahinter lag ein offener Flur, ohne Dach und Fußboden, dann kamen zwei mittelgroße Räume, die vermutlich Vorratskammer und Küche darstellten. Der schwarze Herd duckte sich bösartig in die Ecke eines anderen Wellblechkamins, aber ich sah geflissentlich an ihm vorbei. Ich hatte kaum jemals etwas gekocht, und wenn, dann höchstens auf einem Gasherd.
    »Mach dir keine Sorgen seinetwegen«, tröstete mich Walter. »Ich kenne mich mit den Dingern aus. Außerdem, warum sollten wir eigentlich überhaupt kochen?«
    Dies war, wie es mir nun zurückblickend klar wird, immer die Art und Weise, wie Walter meine vielen Schwächen in unserem Eheleben abtat.
    Das Haus war malerisch, die Aussicht einmalig, die Luft kühl und klar, aber
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