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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten
Autoren: Mary Scott
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abgesehen, gehörte die Landstraße uns allein.
    In Otoko, damals die Endstation der Eisenbahn von Gisborne, unterbrachen wir die Reise und verbrachten die Nacht in einem Haus, das Walters Schwester gehörte. Am nächsten Tag ritten wir durch die Motu, jene großartige, aber enorm schwierige Straße, die inzwischen längst nicht mehr in Gebrauch ist. Mich beeindruckten die vielen Meilen undurchdringlichen Busches sehr, denn bis dahin war ich die zivilisierten Landschaften der Hawke’s Bay und der Poverty Bay gewöhnt gewesen. Es war wunderschön, aber ein bißchen überwältigend.
    In Opotiki verbrachten wir ein paar Tage bei einer Tante meines Mannes, der Witwe von Captain Ross, einem exzentrischen Engländer, der sich in den Maori-Kriegen ausgezeichnet hatte. Unser nächstes Ziel war Te Teko, wo wir zum Mißvergnügen der Pferde mit der Fähre übersetzten. Nach einer Nacht im dortigen Hotel ging es weiter nach Rotorua, wo wir eine Woche blieben, einerseits, um uns und die Pferde gründlich auszuruhen, andererseits, weil Walter die Geiser, das Maori-Dorf und all die verschiedenen Touristenattraktionen besichtigen wollte.
    Diese Unterbrechung kam mir recht gelegen, denn ich war doch einigermaßen erschöpft. Den ganzen Tag langsam zu reiten, war etwas völlig anderes als ein schneller Kanter für ein paar Meilen. Aber Rotorua war ungünstig für die Pferde, die in einem Stall untergebracht werden mußten, weil keine Weide zur Verfügung stand. Die harten Kiesel in den Höfen gefielen ihnen ganz und gar nicht, so daß wir ihnen zuliebe früher aufbrachen, als wir geplant hatten. Eine Nacht in Tirau, eine weitere in Te Awamutu, und endlich waren wir innerhalb der Reichweite unserer Farm und unseres neuen Heimes.
    Ich hatte beides noch nicht gesehen, weil ich die ganze Zeit über in Auckland in Anspruch genommen war, von all meinen Freunden Abschied zu nehmen, mit »goodbye« und »komm und besuch uns, wenn du kannst«, und dem Einkäufen von neuen Kleidern. Die kostspieligsten davon waren zwei maßgeschneiderte Reitkostüme. Obwohl wir schon im Herrensitz ritten, trugen Damen damals diskret >geteilte Röcke<. In ihnen gedachte ich in der Hauptsache zu leben. Selbstverständlich ritt man auf einer Farm! Daß man außerdem noch ein Haus in Ordnung halten, kochen, backen und sich Besuchern widmen mußte, war mir damals nicht in den Sinn gekommen.
    Unsere Möbel und der größte Teil unserer Habe war von Gisborne aus verschifft und dann mit dem Zug nach Te Awamutu transportiert worden. Der Rest kam von Auckland, dazu eine sehr bequeme, leichte Zweiradkutsche für ein Zweigespann.
    »Ein Zweigespann?« hatte ich gestottert, denn ich hatte noch nie mehr als ein Pferd zur gleichen Zeit gelenkt, und das war mir immer schon reichlich schwierig erschienen! Aber Walter erklärte mir, daß die Straßen steil und kurvig seien und die Farm >meilenweit von überall< entfernt läge. Zwei Pferde seien unerläßlich, um selbst eine leichte Zweiradkutsche zu unserer Farm hinaufzuziehen.
    Hinter Te Awamutu war jeglicher Transport ein Problem. Die Straße war nur neun Meilen beschottert: die sieben nach Pirongia und zwei Meilen darüber hinaus. Danach bestand sie aus Lehm, und obwohl es bereits Frühling war, bedeutete das ein langsames Vorankommen, denn es dauerte hier bis in den Sommer hinein, ehe die Sonne die lehmigen Straßen von King Country trocknete.
    Te Awamutu war damals eine kleine Stadt. 1914 wurde jeglicher Transport dort selbstverständlich noch mit Pferdekutschen und Pferdekarren durchgeführt. Es gab ein Transportunternehmen in der Stadt, geleitet von zwei Brüdern, ausgezeichneten Pferdekennern und — liebhabern, die in dem Ruf standen, immer noch >durchzukommen<, wo andere versagten. Sie waren nicht gerade hingerissen von der Idee, all unser weltliches Gut durch den meilenweiten Schlamm über die steile und kurvige Pekanui-Road zu karren, aber schließlich sagten sie widerstrebend zu.
    Sie brauchten dazu vier Pferde, erklärten sie uns, und müßten in der Morgendämmerung schon aufbrechen. Unsere Sachen wurden am nächsten Tag in Te Awatumu erwartet. Wir mußten also bei Morgengrauen losziehen, um am Ziel bereitzustehen, wenn das Ausladen begann.
    Eine meiner lebhaftesten Erinnerungen an diese vergangenen Tage ist die an jenen Frühlingsmorgen, als wir uns auf den Weg zu unserer Farm machten, die von nun an unser Heim sein sollte. Es war windstill; es versprach ein schöner Tag mit blauem Himmel und Sonnenschein zu
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