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Das War Ich Nicht

Das War Ich Nicht

Titel: Das War Ich Nicht
Autoren: Kristof Magnusson
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was ein«, worauf ich keine andere Antwort wusste als ein lang gezogenes:
    »Ich?«
    Dann sah ich erneut durch die Rückscheibe und musste grinsen, wartete aber noch ein, zwei Sekunden, bevor ich sagte: »Für mich sieht das aus wie eine Feuerwehr.«
    Da fuhr sie auch schon vorbei.
    »Das war aber wirklich gefährlich«, sagte ich. »Wir rasen mit knapp über 1OO Stundenkilometern durch Deutschland und werden von der Feuerwehr verfolgt, mir ist schon ganz schwindelig.«
    »Sie glauben uns wohl nicht? Jasper wird gejagt. Vom FBI«, sagte die Urbanski.
    »Das weiß ich, Herr Lüdemann ist ja in letzter Zeit oft genug in den Medien.«
    »Neidisch?«, sagte sie, und ohne sie anzusehen, ahnte ich, dass sie grinste.
    »Darauf, dass ich nicht mit einem Bein im Gefängnis stehe? Nein.«
    »Wenn Sie mich nicht in die Bank verfolgt hätten, wäre das alles nicht passiert«, sagte Jasper.
    »Ich musste Sie doch irgendwie warnen. Sonst säßen Sie jetzt in einer Zelle in Chicago.«
    »Ohne Ihren peinlichen Auftritt wäre das denen gar nicht aufgefallen. «
    »Peinlichen Auftritt?«, fragte Meike. Nun beugte Jasper sich Richtung Handschuhfach und sagte an mir vorbei zu Meike:
    »Er ist mir in den Händlersaal gefolgt. Mit Sonnenbrille und Anzug. Er hat mich gestalkt. «
    »Da will ich Ihnen helfen, und Sie denken so was!«, sagte ich und spürte schon während ich sprach, wie ich anfing, mich zu schämen. Natürlich hatte ich ihn gestalkt. Meine Recherche und die Anlageberater-Nummer waren nur Vorwände gewesen. Dass mein ganzes Geld zusammen mit Rutherford & Gold im Orkus der Finanzmärkte verschwunden war, war wohl die gerechte Strafe für mein Verhalten der letzten Zeit. Ich konnte das nicht mehr leugnen, noch nicht einmal mehr etwas sagen. Also sagte ich auch nichts, und damit meine Verlegenheit nicht zu sehr auffiel, schaltete ich das Radio an, hörte deutsche Stimmen, die ich immer wieder durch den Suchlauf wegdrückte, bis ich einen englischen Sender fand. Jemand sprach einen Wetterbericht, woraufhin die fußwippende Fröhlichkeit der Pretenders mit Don't get me wrong erklang. Danach folgte ein Bericht aus Amerika.
    » . .. gibt es weitere Erkenntnisse über die amerikanische Pleitebank Rutherford & Gold, die für erhebliche Turbulenzen auf den Finanzmärkten gesorgt hat. Die Ermittlungsbehörden haben bekannt gegeben, dass es überraschenderweise nicht zur Ausstellung eines Haftbefehls gegen den Deutschen Jasper Lüdemann gekommen ist. Wir haben dazu unseren Rechtsexperten Professor Kenneth Dickinson befragt«, dessen Stimme nun eingespielt wurde: »Der Tatbestand des Betrugs wäre nur erfüllt, wenn Herr Lüdemann sich oder jemand anderen persönlich bereichert hätte. Dafür gibt es bisher keine Anzeichen. Herr Lüdemann hat ja noch nicht einmal seinen Bonus-Scheck eingelöst. Natürlich kann die Bank ihn wegen einer Reihe kleinerer Vergehen belangen: Untreue, Eindringen in Computersysteme aber für einen Haftbefehl reicht das nicht.«
    Die Urbanski streckte ihre Hand Richtung Jasper aus, ich dachte, sie wollte Jasper wieder eine Zigarette geben, doch sie legte die Hand auf sein Knie.
    »Die Polizei sucht nicht nach mir«, sagte Jasper.
    »Das klingt ja, als seien Sie enttäuscht«, sagte ich. Er sah in meine Richtung und doch an mir vorbei. Da war es wieder, das Gesicht, wie ich es zum ersten Mal gesehen hatte, in der Tribune, mit den Augen, die in die Ferne sahen, nur dass diese Feme jetzt kein Händlersaal mehr war, sondern diese zersiedelte deutsche Landschaft, irgendwo zwischen Frankfurt und Hamburg.
    »Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte die Urbanski und schaltete mit abrupten Bewegungen erst das Radio aus, dann den Scheibenwischer an, denn es hatte angefangen zu regnen. »Sie können uns ruhig ein bisschen dankbar sein.«
    »Dankbar?«, fragte ich.
    »Dass Meike und ich den ganzen Weg hierher gekommen sind, um Sie abzuholen«, sagte Jasper.
    »Meike und ich. Meike und ich«, sagte ich. »Jetzt hören Sie endlich auf, einen auf Bonny & Clyde zu machen. Diese verliebte Gangster-Nummer mit der Sonnenbrille und dem ... « Ich erinnerte mich daran, dass ich mir vorgenommen hatte, höflich zu sein, » ... es ist doch schön. Sie werden nicht verhaftet.«
    »Und Sie sind nicht ruiniert«, sagte Jasper. »Wer sagt das?« fragte ich.
    »Ja, was sollte das denn überhaupt?«, fragte die Urbanski.
    »Mit der Überweisung von Ihnen. Neun Millionen Dollar.« »Ich habe Ihnen überhaupt nichts überwiesen.«
    »Doch, das haben
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