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Das War Ich Nicht

Das War Ich Nicht

Titel: Das War Ich Nicht
Autoren: Kristof Magnusson
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Sie«, sagte Jasper.
    Ich schwieg.
    »Das war so eine spontane Idee von mir, am Flughafen.« »Du hast das gemacht?«, sagte die Urbanski und lächelte Jasper an. An mir vorbei. Er lächelte zurück.
    »Eigentlich sollten es nur ein paar Tausend sein, aber dann ... «
    »Nur ein paar Tausend?«, sagte ich und hätte gern empörter geklungen, aber es gelang mir nicht. Es fiel mir schwer genug, zu begreifen, was er gesagt hatte. Da hatte Jasper also Meike mein ganzes Geld überwiesen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Fragen, warum er es getan hatte? Dazu war ich viel zu überrascht.
    Mein Geld war wieder da. Oscar Wilde, Friedrich Hölderlin, Edgar Allen Poe. Nun würde ich doch keiner von ihnen werden. Am liebsten hätte ich sofort ein Glas Champagner getrunken, dann ein zweites, dann ein drittes, vielleicht mit Aperol.
    »Das müssen wir feiern«, sagte ich. »Ja«, sagte Jasper.
    »Wo ist denn hier was Schönes?«
    »Hier ist überhaupt nichts«, sagte Jasper.
    »Es muss ja nichts Besonderes sein. Eine nette Bar, etwas Champagner, ein paar Häppchen.«
    »Hier ist wirklich nichts«, sagte Jasper.
    »Das ist doch eine Stadt, dieses Leverkusen.«
    »Da wollen Sie nicht hin«, sagte nun auch Meike.
    »Wann kommt denn die nächste schöne Stadt?«, fragte ich, und Jasper antwortete: »Hamburg. «
    »Dann fahren wir eben da hin. Auf dem schnellsten Weg.« »Ja, lasst uns in Hamburg ordentlich feiern«, sagte Jasper. Meike sagte nichts.
    MElKE
    Ich war froh, dass Jasper dabei war. Er war der lebende Beweis dafür, dass ich nicht so vereinsamt war, wie Henry LaMarck und, ehrlich gesagt, auch ich selbst - angenommen hatte. Ich war Jaspers Komplizin. Zumindest gewesen, als wir noch dachten, er würde vom FBI gesucht.
    Nachdem es anfänglich so aussah, als könnte Henry Jasper überhaupt nicht leiden, fingen sie im Laufe der Autofahrt an, sich ganz gut zu verstehen. Sie unterhielten sich und scherzten miteinander, trugen nun beide ihre Sonnenbrillen, und immer, wenn ich sie ansah, fand ich es schade, dass ich keine hatte. Nicht, weil die Sonne so blendete, wir fuhren ja Richtung Norden, einfach, weil das gut ausgesehen hätte, wir drei, mit Sonnenbrillen in meinem Renault - als ob wir in geheimer Mission unterwegs wären. Einer Mission, die so geheim war, dass selbst wir nichts von ihrem Zweck und ihrem Ziel wussten.
    Nun musste ich nur noch dafür sorgen, dass wir an Hamburg vorbeikamen. Gerne hätte auch ich ein bisschen geschlafen, doch ich konnte Jasper nicht bitten, das Steuer zu übernehmen, aus Angst, irgendwo in Hamburg wieder aufzuwachen, womöglich noch im Schanzenviertel. Also hielt ich das Steuer so fest wie möglich, beschäftigte mich mit sinnlosen Kleinigkeiten, drehte an der Heizung herum, machte das Licht oder den Scheibenwischer an und wieder aus, nur um nicht einzuschlafen.
    Kurz hinter Bremen drehte ich die Heizung hoch, stellte Klassik-Radio ein und sagte nichts mehr, in der Hoffnung, die beiden mögen einschlafen, und das taten sie auch, erst Henry, dann Jasper. Sie verschliefen Rotenburg, Buchholz/Nordheide; ich vermied jede plötzliche Lenkbewegung und erreichte bald darauf den Elbtunnel. Noch eine Viertelstunde, dann waren wir an Hamburg vorbei. Ich würde so tun, als hätte ich vergessen, dass wir dort halten wollten und ein Lokal in Husum vorschlagen. Hamburg kam nicht in Frage. Auf gar keinen Fall.
    Als wir bereits das gelbe Dreieck passiert hatten, das an der Tunnelwand die Stelle markierte, ab der es wieder aufwärts ging, wachte Jasper auf.
    »Henry, wach auf. Wir sind da.«
    »Lass ihn schlafen«, sagte ich noch, hatte einen Moment lang das Gefühl, es könnte geklappt haben, dann fuhren wir aus dem Tunnel, es wurde hell, und er hob den Kopf.
    »Hamburg. Endlich. Ich brauche unbedingt ein Glas zu trinken.«
    »Ich habe noch eine bessere Idee«, sagte ich. »Wir fahren nach Husum.«
    »Husum?«, sagte Jasper. »Was ist das?«, fragte Henry.
    »Eine kleine Stadt. Viel netter und schöner.« »Ich will nach Hamburg«, sagte Henry.
    »Husum hat viel ältere Häuser. Das ist viel typischer für Deutschland. «
    »Ich will keine alten Häuser, ich will eine schicke Bar.«
    »Ich glaube auch, dass Hamburg besser ist«, sagte Jasper. »Sie haben doch bis vor Kurzem in Hamburg gewohnt, da können Sie uns doch was Nettes empfehlen«, sagte Henry.
    »Du hast in Hamburg gewohnt?«, fragte Jasper. »Dann kannst du uns ja nach dem Essen die Stadt zeigen.«
    »Genau«, sagte Henry. »Ich bin zum
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