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Das War Ich Nicht

Das War Ich Nicht

Titel: Das War Ich Nicht
Autoren: Kristof Magnusson
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oder? Jeder Angestellte. Den ganzen Laden einfach in die Luft sprengen.« »Also hast du es doch absichtlich gemacht.«
    »Nein! Ich wollte das Beste für die Bank. Immer. Ehrlich.« Es amüsierte mich, wie eindringlich er mich davon überzeugen wollte, dass er kein Revoluzzer war, obwohl er sich denken konnte, dass ich das gar nicht so schlecht gefunden hätte. »Ich habe bei Rutherford & Gold angefangen. Dann hat es mir gefallen. Und dann wollte ich Erfolg. Wie jeder normale Mensch.«
    Ich schwieg. Fast hätte ich angefangen, darüber zu schimpfen, wie Henry LaMarck mich im Stich gelassen hatte, wo ich doch seit Jahren nur für ihn arbeite. Doch ich wollte es selbst nicht mehr glauben, dass Henry an irgendetwas schuld war.
    Wir fuhren durch Schleswig-Holstein, dann durch Niedersachsen, auf der Autobahn, wie auf dem Rücken eines großen grauen Asphalt-Tiers. Ich spielte weiterhin mit dem Fernlicht, knipste die Welt an, dann wieder aus. Ansonsten war es wie ein Telespiel - solange ich den roten Lichtem auswich, konnte nichts passieren.
    Kurz vor Bremen wurde es langsam hell. Jasper war eingeschlafen. Manchmal sah ich zu ihm hinüber, nahm den Fuß vom Gas, ließ die Motorengeräusche leise werden, bis ich hörte, wie er atmete.
    Er schlief noch immer, als wir den Flughafen erreichten. Ich überlegte, die Hand auf sein Bein zu legen oder auf seine Schulter, um ihn zu wecken, sagte dann aber:
    »Wir sind da.«
    Er streckte sich und setzte die Sonnenbrille wieder auf. Wir fuhren auf den Ankunftsbereich zu, wo eine Rentnergruppe stand, die, wahrscheinlich für fast umsonst, irgendwo hingeflogen war. Dahinter stand Henry LaMarck. Zuerst hätte ich ihn, bei all den älteren Menschen, die hier herumstanden, gar nicht erkannt. Sicher, sein Mantel hatte einen grauen Pelzkragen, war sportlicher geschnitten und sicherlich nicht aus knitterfreiem Trevira wie die Jacken der Ryan-Air-Rentner, doch die Farbe war ziemlich ähnlich, irgendwas zwischen Eierschale und Beige. Letztendlich hatte ich ihn daran erkannt, dass er, wie Jasper, eine Sonnenbrille trug. Ich kurbelte das Fenster hinunter und winkte.
    HENRY
    Im aufkommenden Tageslicht stand ich wieder einmal draußen vor der Ankunftshalle, als ein Auto auf mich zukam. Aus der Ferne hatte ich es für einen Leichenwagen gehalten, dann entpuppte es sich als dunkelroter Renault-Kombi mit verlängertem und erhöhtem Heck. Auf der Fahrerseite streckte jemand eine Hand aus dem Fenster und winkte. Die Urbanski, endlich! Ich war mir sicher gewesen, sie würde kommen. Selbst als ich erfuhr, wie weit der Weg von ihrem Landhaus zu diesem Flughafen war, hatte ich nicht daran gezweifelt. Ich wusste es einfach.
    Ich setzte ein Lächeln auf, winkte zurück und machte ein paar Schritte auf sie zu, da sah ich, dass auch auf der Beifahrerseite jemand saß. Sie hat also doch Freunde, dachte ich, einen neuen Freund vielleicht sogar; die Person schien zumindest männlich zu sein, soweit ich das erkennen konnte, bei der Kapuze und der Sonnenbrille. Vorsorglich lächelte ich etwas breiter, winkte etwas mehr, während der Wagen auf mich zurollte, ich die Urbanski schon deutlich sah und dann erkannte, wer neben ihr saß. Kein Signal. Worte rasten in meinem Kopf herum, mein Gehirn als Teilchenbeschleuniger; Jasper, Auto, Urbanski, lächeln, immer lächeln, Jasper, Urbanski, ich, pleite, Jasper, Auto.
    Der Wagen hielt direkt vor mir. Auch Jasper sah mich an, als hätte er ein Gespenst gesehen, und irgendwie hatten wir beide das ja auch - einen Wiedergänger aus der Welt, die wir fluchtartig verlassen hatten.
    »Wenn Sie diesen Typen nicht loswerden, steige ich da nicht ein«, sagte ich der Urbanski, die inzwischen ausgestiegen war. Sie antwortete nicht, packte den Ärmel meines Mantels und zerrte daran.
    »Bitte! Wir müssen uns beeilen.«
    »Ich meine das ernst«, sagte ich, da flog die Beifahrertür auf, Jasper sprang heraus, packte mich und schob mich so unsanft in das Auto hinein, dass die rauchenden Familienväter annehmen mussten, ich würde entführt. Jasper sprang hinterher, dann gab die Urbanski Gas.
    »Jasper darf nicht gesehen werden, die Polizei ist uns auf den Fersen«, sagte sie. Der Ton, in dem sie das gesagt hatte, verwunderte mich. Es klang nervös, hatte aber auch etwas Beschwingtes, als schien die Sache ihr Spaß zu machen.
    »Das habe ich auch schon mitbekommen«, sagte ich. »Aber gefährlich bin ich nicht«, sagte Jasper.
    »Na, dann kann uns ja nichts mehr passieren«, sagte ich. Die
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