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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman
Autoren: H kan Nesser
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einen Arzt dorthin.«
    Sie nickte.
    »Kropke und Mooser kommen mit mir!«
     
    »Was meinst du, wo er ist?« fragte Kropke, als Münster und Moerk sie verlassen hatten.
    »Bei seiner Familie«, antwortete Van Veeteren. »Da, wo er hingehört.«

51
    »Ich komme schon zurecht«, sagte Beate Moerk.
    »Wirklich?« fragte Münster.
    »Natürlich. Eine Weile in der Badewanne, und ich bin wieder wie neugeboren.«
    »Der Arzt kommt in einer halben Stunde. Ich bleibe lieber solange hier.«
    »Nein, danke«, lächelte sie. »Geh du lieber zu deiner Familie.«
    Er blieb stehen, die Hand auf der Türklinke.
    »Dieser Bericht ...«, sagte er. »Wieviel hast du eigentlich davon gelesen?«
    Sie lachte auf.
    »Na gut. Gar nichts. Ich habe die Numerierung vermißt. Als ich das Original abgeliefert habe, habe ich auf die letzte Seite geblättert und gesehen, daß ganz unten 35 drauf stand... ich glaube, ich habe das sogar gesagt.«
    »Stimmt«, erinnerte sich Münster.

    »Und auf der Kopie war die Numerierung weg... das war alles. Ich wußte kein bißchen über seine Tochter, als ich zum Revier gefahren bin. Ich arbeite hier ja erst seit vier Jahren, und sie war schon tot, als ich anfing. Ich wollte nur nachsehen, ob ich irgendwas im Kopierraum finden würde. Ja, da muß er mich gesehen haben, als ich hineinging oder rauskam... ganz einfach. Vielleicht war es nur ein Zufall. Ich weiß nicht, ob er meinte, ich wüßte was. Er hat jedenfalls nichts Dahingehendes gesagt. Noch was, was du wissen möchtest?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Ja, noch eine ganze Menge«, sagte er. »Aber das kann warten.«
    »Geh jetzt«, sagte sie. »Aber nimm mich vorher noch mal in den Arm, wenn du den Geruch ertragen kannst.«
    »Ich habe dich schließlich den ganzen Morgen getragen«, sagte Münster und umarmte sie.
    »Oh«, sagte Beate Moerk.
    »Na, dann tschüs«, sagte Münster. »Und paß auf dich auf.«
    »Du auf dich ebenfalls.«
     
    Er sah ihn bereits von weitem.
    In dem blassen Licht der Morgendämmerung stand er an dem gleichen Platz, an dem er an dem Abend ganz am Anfang der Ermittlungen gestanden hatte.
    Damals, als er sich ihm nicht hatte nähern wollen. Seine Trauer nicht stören.
    Jetzt hatte er genau wie damals die Hände tief in die Taschen gesteckt. Den Kopf gebeugt. Vollkommen still stand er da, die Füße breit auseinandergestellt, als hätte er schon lange gewartet und als wollte er sichergehen, daß er nicht aus dem Gleichgewicht kam.
    In tiefster Konzentration. Versunken in etwas, das ein Gebet sein könnte, dachte der Kommissar, aber das vielleicht auch einfach nur Warten war. Das Warten darauf, etwas zu erfahren.
    Oder reine Trauer. Der Rücken war so abweisend, daß Van
Veeteren sich nur mit großem Zögern näherte. Er gab Kropke und Mooser ein Zeichen, zurückzubleiben ... damit er zumindest einen Augenblick lang allein mit ihm sein konnte.
    »Guten Morgen«, sagte er, als nur noch ein paar Meter Abstand zwischen ihnen waren, und als Bausen seinen Schritt auf dem Kies schon lange gehört haben mußte. »Da bin ich.«
    »Guten Morgen«, sagte Bausen, ohne sich zu bewegen.
    Van Veeteren legte ihm seine Hand auf die Schulter. Blieb still stehen, während er die Inschrift auf dem Grabstein las.
    Brigitte Bausen
18/61966–30/9 1993
     
    Helena Bausen
3/2 1957 – 27/9 1996
    »Gestern?« fragte Van Veeteren.
    Bausen nickte.
    »Vor fünf Jahren. Wie du siehst, hat ihre Mutter es zum Schluß nicht ganz geschafft... aber es trennen sie nur drei Tage.«
    Sie standen eine Weile stumm da. Van Veeteren konnte Kropke im Hintergrund husten hören und hob abwehrend eine Hand, ohne sich umzudrehen.
    »Ich hätte es früher wissen müssen«, sagte er. »Du hast mir diverse Zeichen gegeben.«
    Bausen antwortete zunächst nicht. Er zuckte nur leicht mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
    »Zeichen, ja«, sagte er dann. »Ich kriege kein Zeichen... habe hier schon ’ne ganze Zeit gestanden und gewartet, und nicht erst heute...«
    »Ich weiß«, sagte Van Veeteren. »Vielleicht ... vielleicht ist ja das Fehlen selbst ein Zeichen.«
    Bausen hob seinen Blick.

    »Gottes Schweigen?« Er schüttelte sich und sah den Kommissar an. »Was die Moerk angeht, tut es mir leid... habt ihr sie rausgeholt?«
    »ja.«
    »Ich brauchte jemanden, dem ich alles erzählen konnte. Das wußte ich natürlich noch nicht, als ich sie geschnappt habe, aber so war es. Ich wollte sie nie umbringen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Van Veeteren. »Wann ist
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