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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land
Autoren: Julian May
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es nicht gelungen, sie praktisch anzuwenden bis heute. Die Tatsache, daß Sie, ein menschlicher Wissenschaftler, zumindest einen Teilerfolg haben, wo so viele andere versagten, ist gewiß eine weitere Bestätigung, daß die Kinder der Erde einzigartige Fähigkeiten besitzen.«
    Dem Poltroyaner entging nicht, daß die kleine Ansprache des Simb nach sauren Trauben schmeckte. Seine rubinroten Augen zwinkerten, als er sagte: »Das Amalgam von Poltroy hat im Gegensatz zu gewissen anderen verbündeten Rassen niemals daran gezweifelt daß die Intervention voll gerechtfertigt war.«
    »Für Sie und Ihr Milieu vielleicht«, bemerkte Guderian mit leiser Stimme. Seinen dunklen Augen hinter der randlosen Brille sah man an, daß er Schmerzen litt. Jetzt zeigte sich darin eine flüchtige Bitterkeit. »Aber was ist mit uns? Wir mußten so viel aufgeben unsere unterschiedlichen Sprachen, viele unserer sozialen Philosophien und religiösen Dogmen, unsern sogenannten nichtproduktiven Lebensstil ... sogar unsere menschliche Souveränität, so lachhaft ihr Verlust dem Galaktischen Milieu mit seinem alten Intellekt auch erscheinen mag.«
    Der Mann von Shqipni rief aus: »Wie können Sie an der Weisheit des Entschlusses zweifeln, Professor? Wir Menschen haben ein paar kulturelle Nebensächlichkeiten aufgegeben und dafür Energie im Überfluß, unbegrenzten Lebensraum und die Mitgliedschaft in einer galaktischen Zivilisation erhalten! Jetzt, wo wir unsere Zeit nicht mehr aufs bloße Überleben zu verschwenden brauchen, ist die Menschheit nicht mehr aufzuhalten! unsere Rasse fängt gerade erst an, ihr genetisches Potential zu erfüllen das größer als das anderer Leute sein mag!«
    Der Londinier zuckte zusammen.
    Der Erste Kontemplator säuselte: »Ah, die sprichwörtliche menschliche Fruchtbarkeitsrate! Wie sie das Reservoir der Gene in ständiger Umwälzung hält! Es erinnert einen an die wohlbekannte Überlegenheit, die der jugendliche Organismus, was die Reproduktion betrifft, im Vergleich mit dem reifen Individuum hat. Allerdings mag dessen Plasma gerade wegen des klügeren und weniger verschwenderischen Einsatzes im Streben nach dem genetischen Optimum mehr Erfolg haben
    »Haben Sie "reif" gesagt?« höhnte der Skipetar. »Oder verkümmert?«
    »Kollegen! Kollegen!« rief der diplomatische kleine Poltroyaner aus. »Wir werden Professor Guderian ermüden.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, versicherte der alte Mann. Aber er sah grau und krank aus.
    Schnell wechselte der Gi das Thema. »Dieser Effekt, den Sie demonstrieren, müßte doch ein großartiges Werkzeug für die Paläobiologie sein.«
    »Ich fürchte«, erwiderte Guderian, »daß das galaktische Interesse an den ausgestorbenen Lebensformen des RhôneSaöne-Grabens ziemlich begrenzt sein dürfte.«
    »Dann ist es Ihnen nicht möglich gewesen, den Apparat so einzustellen, daß er auch in anderen Gebieten ... äh ... Proben holt?« fragte der Londinier.
    »Leider nein, mein lieber Sanders. Auch ist es keinem anderen gelungen, mein Experiment an verschiedenen Orten der Erde oder auf anderen Welten zu wiederholen.« Guderian klopfte auf eine der Buchplatten. »Wie ich hier ausgeführt habe, ist es schwierig, die subtilen geomagnetischen Einflüsse zu berechnen. Diese Region Südeuropas ist geomorphologisch weniger kompliziert als die meisten anderen des Planeten. Hier in den Monts des Lyonnais und dem Forez haben wir ein sehr altes Vorland Wange an Wange mit neuen vulkanischen Einsprengseln. Das nahegelegene Massif Central zeigte das Arbeiten intrakrustaler Metamorphismen noch deutlicher, ich meine die oberhalb einer oder mehrerer aufsteigender asthenosphärischer Schichten aufgetretene Anatexis. Im Osten liegen die Alpen mit ihren gewaltigen Faltungen. Südlich von hier ist das mediterrane Becken mit aktiven Subduktionszonen übrigens befand es sich im frühen Pliozän in einem ganz absonderlichen Zustand.«
    »Dann sind Sie also in einer Sackgasse angelangt, wie?« bemerkte der Skipetar. »Zu schade, daß das Pliozän der Erde nicht besonders interessant war. Nur eine Epoche von einigen Millionen Jahren, die das Miozän von den Eiszeiten trennt. Sozusagen das Standbein des Känozoikums.« Gu-derian kam mit Handfeger und Kehrichtschaufel und begann das Gazebo zu säubern. »Es war eine goldene Zeit kurz vor dem Aufräumen der vernunftbegabten Menschheit. Eine Zeit mit einem freundlichen Klima und üppigem pflanzlichen und tierischen Leben. Eine unverdorbene und ruhige Zeit.
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