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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land
Autoren: Julian May
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Anwendungsmöglichkeit zu haben schien), erregte die Veröffentlichung seines Abschlußberichts im Taubenschlag der physikalischen Kosmologie nur ein kurzes Flattern. Aber trotz der vorherrschenden Gleichgültigkeit gab es in allen sechs der verbündeten galaktischen Rassen ständig eine kleine Zahl von Wissenschaftlern, die neugierig genug auf Guderians Entdeckung waren, um ihn in seinem bescheidenen Häuschen außerhalb von Lyon, in dem er wohnte und arbeitete, aufzusuchen. Auch als seine Gesundheit nachließ, empfing der Professor die ihn besuchenden Kollegen mit aller Höflichkeit und versicherte ihnen, es sei ihm eine Ehre, sein Experiment vor ihnen zu wiederholen, wenn sie die Primitivität seines Apparats entschuldigen wollten. Er hatte ihn in den Keller seines Häuschens gebracht, als das Institut sich nicht weiter daran interessiert gezeigt hatte.
    Madame Guderian brauchte einige Zeit, bis sie die fremdartigen Pilger von anderen Sternen mit Fassung hinnahm. Schließlich mußte man die gesellschaftlichen Regeln einhalten, indem man seine Gäste bewirtete. Aber was es da für Probleme gab! Sie überwand ihre Aversion gegen die hochgewachsenen, androgynen Gi nach vielen mentalen Exerzitien, und man konnte immerhin so tun, als seien die Poltroyaner zivilisierte Gnome. Sie konnte sich jedoch niemals an die scheußlichen Krondaku oder die halb unsichtbaren Lylmik gewöhnen, und die Art, in der manche der weniger achtsamen Simbianer grünen Schleim auf ihren Teppich tropften, vermochte man nur zu bedauern.
    Die Gruppe von Gästen, die die letzte sein sollte, erschien genau drei Tage vor dem Ausbruch von Professor Guderians zum Tode führender Krankheit. Madame öffnete die Tür und begrüßte zwei außerweltliche männliche Menschen (der eine beunruhigend massig, der andere ganz normal), einen höflichen kleinen Poltroyaner in der prunkvollen Robe eines Ordentlichen Elucidator, einen zweieinhalb Meter großen Gi (gnädigerweise mit Kleidern an) und sainte vierge! nicht weniger als drei Simbiari.
    Madame hieß sie willkommen und stellte zusätzliche Aschenbecher und Papierkörbe auf.
    Professor Guderian führte die extraterrestrischen Besucher, sobald dem Austausch von Höflichkeiten Genüge getan war, in den Keller des Landhäuschens. »Wir wollen sofort mit der Demonstration anfangen, gute Freunde. Sie werden mir verzeihen, aber heute bin ich ein wenig müde.«
    »Sehr bedauerlich«, meinte der Poltroyaner besorgt. »Würde Ihnen, mein lieber Professor, eine Verjüngung nicht guttun?«
    »Nein, nein«, wehrte Guderian mit einem Lächeln ab. »Eine Lebenszeit ist genug für mich. Ich empfinde es als Glück, daß ich in der Ära der Großen Intervention gelebt habe, aber ich muß gestehen, daß die Ereignisse jetzt schnei-ler aufeinander zu folgen scheinen, als es sich mit meiner Gemütsruhe verträgt. Ich freue mich auf den endgültigen Frieden.«
    Sie traten durch eine metallverkleidete Tür in einen Raum, der offenbar ein umgebauter Weinkeller war. Auf etwa drei Quadratmetern war der Steinboden entfernt worden, so daß die nackte Erde freilag. In der Mitte stand Guderians Apparat.
    Der alte Mann kramte kurze Zeit in einem antiken Eichenschränkchen neben der Tür und förderte einen kleinen Stapel Leseplatten zutage, die er an die Wissenschaftler verteilte. »Ein precis meiner theoretischen Abhandlungen und Diagramme der Erfindung sind in diesen Büchlein enthalten, die meine Frau freundlicherweise für Besucher vorbereitet hat. Sie müssen die Einfachheit des Formats entschuldigen; wir haben unsere Hilfsmittel schon seit langem erschöpft.«
    Die anderen murmelten mitfühlend.
    »Bitte, stellen Sie sich für die Demonstration hier auf. Sie werden bemerken, daß das Gerät eine gewisse Verwandtschaft mit dem Unterraum-Translator hat und deshalb wenig Energiezufuhr braucht. Ich habe daran einige Änderungen vorgenommen, um die in den hiesigen Fels-Strata enthaltenen residualen magnetischen Kräfte sowie die tieferen kontemporären Felder, die unterhalb des Kontinentalensockels entstehen, in die richtige Phase zu bringen. Diese erzeugen zusammen mit den Matrizen der Translator-Felder die Singularität.«
    Guderian faßte in die Tasche seines Arbeitskittels und zog eine große Mohrrübe heraus. Achselzuckend bemerkte er: »Wirksam, wenn auch etwas lächerlich.«
    Er legte die Möhre auf einen gewöhnlichen Holzschemel und trug diesen zu dem Apparat. Guderians Erfindung sah einer altmodischen Gitter-Pergola oder
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