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Das verschwundene Kind

Das verschwundene Kind

Titel: Das verschwundene Kind
Autoren: Doris Bezler
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spekulierte er.
    Sie nickte. »Aller guten Dinge sind drei! Sollen wir wieder die Fischplatte nehmen wie neulich?«
    Lars schüttelte den Kopf. »Ich muss dir ein Geständnis machen.«
    »Ja, Herr Kommissar, ich höre!«
    »Ich mag keinen Fisch!«
    Sie lachte. »Aber warum hast du dann mitbestellt?«
    »Du warst damals so begeistert, und da wollte ich dir nicht gleich etwas abschlagen.«
    Sie kicherte. Inzwischen waren die Getränke eingetroffen.
    Er hob sein Bierglas. »Also, auf ein Neues!«
    Sie prostete ihm mit dem Wasserglas zu. »Auf ein Neues, und diesmal wirklich ohne Flunkereien und Geheimnisse.«
    Er war sich nicht sicher, ob er das versprechen konnte, doch er hielt das Glas hoch und trank dann in langen, durstigen Zügen.
    »Habt ihr den Fall mit dem Halstuchmörder aufklären können?«, fragte sie.
    »So gut wie«, antwortete er.
    Am Fenstertisch hörte man Andrea Schröder lachen. Sie setzte ihr Glas an den Mund und trank in gierigen Schlucken, bestellte sofort nach, und der Kellner reagierte schnell auf ihren Wink.
    »Na, der scheint es ja wieder bestens zu gehen«, sagte Lars ironisch.
    »Es geht ihr wirklich wieder gut. Sie hat in dieser Gruppe der Anonymen Alkoholiker Anschluss und Halt gefunden«, erklärte Maren.
    Lars grinste. »Und so stützen sie sich gegenseitig auf dem Heimweg, wenn sie sich mit Rotwein abgefüllt haben.«
    »Ich glaube nicht, dass das Rotwein ist«, entrüstete sich Maren.
    »Wetten, dass?«, entgegnete Lars.
    Andrea Schröder schien ihre Blicke bemerkt zu haben. Sie erhob sich und trat an ihren Tisch.
    »Hallo, Maren, hallo, Lars, schön, euch hier zu sehen, nur dass keine Missverständnisse auftreten! Wir trinken Johannisbeersaft. In Rotweingläsern sieht das edler aus. Habt ihr eigentlich das Kind gefunden?«
    »Nein«, antwortete Lars.
    Andrea wechselte noch ein paar Sätze mit Maren und berichtete ihr, dass sie bald wieder in der Schule anfangen würde. Sie verabredeten sich, gemeinsam den Kunstunterricht vorzubereiten. Lars atmete auf, als die Schröder endlich wieder zu ihrem Tisch zurückkehrte.
    »Seit wann seid ihr per du?«, fragte Maren.
    »Ich war bei ihr zum Kaffee, hatte noch einige Fragen an sie. Es war schließlich so etwas wie ihre Freundin, die da in Offenbach umgebracht wurde.«
    »Ist das inzwischen sicher, dass es mit meinem Halstuch passiert ist?«, fragte Maren.
    Stephan musterte sie sorgenvoll. Er wollte mit ihr nicht über dieses Thema reden. Am Ende regte sie das zu sehr auf. In ihrem Zustand musste sie jetzt geschont werden.
    »Hm«, antwortete er.
    »Wie schrecklich«, hauchte sie. »Und diesen Mörder habt ihr hinter Gitter gebracht?«
    »Hm.«
    »Und das Halstuch?«
    »Ist bei den Asservaten.«
    »Ich möchte weder das Tuch noch sein Duplikat zurückbekommen, und noch heute Abend werde ich die Vorlage wegwerfen.«
    »Ja, tu das. Kann ich verstehen. Ehrlich gesagt, würde ich dich auch nicht gerne mit diesem Tuch um den Hals herumlaufen sehen.« Er lächelte und stellte erleichtert fest, dass sie sich wieder entspannte.
    »Von welchem Kind hat Andrea eben gesprochen?«, fragte sie, und Lars fühlte sich erneut alarmiert. Er hatte Maren seinerzeit nichts davon erzählt, dass es Hatices Kind war, das Andrea bei sich aufgenommen hatte.
    Die Vorspeise wurde serviert und versprach Ablenkung. Er wollte das Gespräch auf die gesundheitlichen Vorzüge von Tomaten lenken, doch Maren blieb hartnäckig. Er entschloss sich, ihr möglichst schonend eine Variation der Wahrheit anzubieten. »Es ist das Kind dieser Freundin. Sie hat es zur Adoption freigegeben. Dabei ist formal etwas schiefgelaufen, und wir wissen jetzt nicht so genau, bei welchen Eltern das Kind gelandet ist. Jedenfalls aber geht es ihm gut.«
    Maren kaute nachdenklich. »Apropos Adoption, da ist mir heute in der Praxis etwas passiert, das habe ich dir noch gar nicht erzählt.« Lars horchte auf.
    Maren fuhr fort: »Ich sitze also da in einem Nebenraum und heule mir die Augen aus, da kommt die eine Arzthelferin zu mir, um mich zu trösten. Das war ja ganz nett von ihr. Aber weißt du, was sie sagt?«
    Lars war bemüht, sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Bloß nicht, dachte er. Maren fixierte ihn.
    »Sie sagte im Ernst zu mir, es sei gar nicht schlimm, dass ich das Baby nicht abtreiben lasse. Die meisten Frauen würden im letzten Augenblick Gewissensbisse bekommen. Sie hätte die perfekte Lösung für mich. Ich trage das Kind aus, bekomme medizinisch die beste Privatversorgung und
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