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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband
Autoren: Carter Brown
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Wenn Ihnen das
nicht klar ist, werden Sie nicht die geringste Aussicht auf Erfolg haben .«
    »In
was soll ich da, bitte, hineingeraten ?« fragte ich
kalt.
    »In
einen Mordfall.«
    Ich
starrte sie eine Weile an, während sie ihr Glas hob und einen tiefen Schluck
nahm, diesmal offensichtlich ohne Furcht vor Gift. Ein Gesicht wie die Madonna
auf einem Kirchenfenster, hatte ich gedacht, als ich sie vorhin zum erstenmal gesehen hatte; und nach wie vor hatte es dieselbe
Wirkung, obwohl sie, seit wir in der Bar saßen, nichts anderes getan hatte, als
sozusagen ihrem toten Mann ins Gesicht zu speien.
    »Ich
wußte von Anfang an, daß es sich um einen Mord handelte .« Ihre Stimme hatte die beiläufige Selbstsicherheit, die zehnmal überzeugender
ist als Hysterie. »Aber es spielte keine Rolle. Verstehen Sie? Wenn je ein Mann
den Tod verdient hat, dann war es mein Ehemann Herman Reiner. Ich nehme an, es
war eins seiner Opfer — es muß so gewesen sein. Einer seiner sogenannten
Patienten, den er so zum Wahnsinn getrieben hat, daß er sich schließlich
rächte. Ich kann es niemandem verdenken. Es gab Zeiten, in denen ich ihn selber
hätte ermorden können, wenn ich nur den Mut dazu gehabt hätte .«
    »Kam
er nicht bei einem Jagdunfall ums Leben ?« murmelte
ich.
    »Das
war die offizielle Version«, sagte sie kühl. »Aber natürlich war es ein Mord.
Die Polizei hegte nicht den geringsten Verdacht, und ich beabsichtigte gewiß
nicht, sie mißtrauisch zu machen. Damals war mir das gleichgültig, aber nachdem
nun diese Sache mit den gestohlenen Tonbändern herausgekommen ist, ist mir
klar, daß Hermans Tod nicht nur einfach ein Racheakt war; und darin liegt der
Unterschied .«
    »Es
freut mich, daß Sie so darüber denken, Mrs. Reiner«,
sagte ich vorsichtig. »Nun können wir hier vielleicht zusammenarbeiten und...«
    »Ja«,
sagte sie scharf. »Und hören Sie um Himmels willen auf, mich Mrs. Reiner zu nennen. Daran will ich nicht immer erinnert
werden. Nennen Sie mich von jetzt an Karen .«
    »Gern,
Karen.« Ich versuchte es mit einem diplomatischen Lächeln — was immer man
darunter versteht — , was mich aber auch nicht
weiterbrachte. »Ich heiße Rick .«
    »Gut,
Rick.« Ihre glanzlosen Augen betrachteten mich eine ganze Weile von oben bis
unten und fanden dann das Ganze nicht sonderlich ermutigend, einschließlich des
Vornamens. »Ich kann Ihnen im Augenblick nicht viel sagen. Die beiden anderen
Leute, die sich wegen der Tonbänder erkundigt haben, waren diese schauerliche
Nymphomanin Susanne Faber und ein Mann namens Larsen .«
    »Wie
interessant !« sagte ich geistreich. Das war es
natürlich gar nicht, aber zum Kuckuck, ich mußte diese Witwe hier irgendwie zum
Reden anspornen.
    »Der
Mann, der mit Herman auf dieser Jagd war, ist einer unserer alten Freunde —
ebenfalls ein Psychiater, Garret Sullivan. Ich bin sicher, daß er Herman nicht
umgebracht hat, soweit man da sicher sein kann. Meiner Vermutung nach hat
jemand für diese Sache einen Killer angeheuert und ihn instruiert, das Ganze
als Jagdunfall hinzustellen. Und derjenige, der es getan hat, hat seine Sache
erstklassig gemacht .«
    »Vielleicht
sollte ich einmal mit diesem Sullivan reden ?« schlug
ich vor. »Ist es Ihnen recht, wenn ich ihm sage, Sie hätten seinen Namen
erwähnt ?«
    »Nein«,
sagte sie rundheraus. »Lassen Sie mich aus dieser Sache heraus, Rick. Hören
Sie? Wer immer diesen Killer angeheuert hat, er kann ihn jederzeit ein zweites
Mal engagieren; und ich nehme nicht das Risiko auf mich, am Schluß ebenso wie
Herman in einem Leichenhemd dazuliegen .«
    »Okay.«
Ich zuckte die Schultern.
    Sie
trank mit einem energischen Schluck ihr Glas aus. »Nun bringen Sie mich bitte
nach Hause. Ja? Ich habe anstrengende Stunden hinter mir; und wenn ich an diese
ganze schmutzüberkrustete Atmosphäre denke, die Herman geschaffen hat, dann
sehne ich mich nach einem Bad .«
    Ich
bezahlte. Wir gingen wieder auf den sonnenbeschienenen Sunset Boulevard hinaus, und ich fuhr sie heim.
    Das
Haus lag in Bel Air, wie mir schien, ein schöner Besitz, in der Preislage einer
sechsstelligen Zahl, was aber in der Gegend nichts besonders Aufwendiges
darstellte. Ich parkte auf der mit rotem Kies bestreuten Zufahrt, die vor
kurzem geharkt und gewässert worden war. Karen Reiner öffnete schnell die Tür
auf ihrer Seite des Wagens, stieg aus und schlug die Tür wieder zu.
    »Danke
schön«, sagte sie kurz. »Sie lassen mich doch wissen, was Sie herausfinden,
Rick, nicht
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