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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband
Autoren: Carter Brown
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betrachtete, war es schwer zu entscheiden, ob er ein Geschenk der Natur
an eine einsame Frau oder einfach ein Gespenst war.
    »Das
ist Rick Holman «, kicherte Susanne Faber. »Rick, das
ist mein guter Freund Leroy .«
    »Leroy ?« brachte ich mit erstickter Stimme hervor.
    »Leroy
möchte Ihnen etwas sagen .« Sie streckte die Jadespitze
auf Armlänge von sich weg und tippte sorgfältig Asche auf meine Veranda. »Nicht
wahr, Leroy ?«
    »Ja«,
brummte der muskulöse Gorilla. »Sex ist tot, Holman .«
    »Wenn
das stimmt, können Sie meines Mitgefühls sicher sein«, erklärte ich ihm
aufrichtig. »Aber kommen Sie mir nicht mit Ihren persönlichen Problemen, Leroy,
meine eigenen reichen mir bereits .«
    »Er
meint, der alte Doktor Sex sei tot«, sagte die Faber, nach wie vor kichernd.
»Und hören Sie auf, unverschämt zu sein, Sie ungezogener Mensch .«
    »Sex
ist tot«, wiederholte Leroy knurrend und nachdrücklich. »Es schickt sich nicht,
daß irgend jemand hergeht
und in seinem Grab herumstochert. Verstehen Sie ?«
    »Sie
meinen, ich soll aufhören, nach diesen Tonbändern zu suchen, über die sich Miss
Faber solche Sorgen macht ?« fragte ich.
    »Das
ist des Pudels Kern«, antwortete sie für ihn mit gepreßter Stimme, und diesmal kicherte sie nicht im geringsten .
»Erklär ihm alles andere auch noch, Leroy .«
    »Ja.«
Er nickte, und der Bizeps seines rechten Arms spannte sich. Es war ein
eindrucksvoller Anblick, so ähnlich, wie wenn man eine neue vulkanische Insel
plötzlich aus dem Ozean auftauchen sieht.
    »Ich
rate Ihnen, die Sache ernst zu nehmen, Holman .«
    Der
Bizeps seines rechten Armes spannte sich noch ein wenig kräftiger; seine Hand
ballte sich zur Faust, und dann holte er zu einem vernichtenden Schlag in mein
Gesicht aus. Ich duckte mich ohne Eile darunter weg — der Schlag war
ausreichend langsam — und stieß ihm die gestreckten Finger meiner rechten Hand
tief in den Solarplexus; dann, kurz bevor er zusammenknickte, schlug ich ihm
mit der Kante meiner Hand gegen den Adamsapfel. Er landete auf dem Boden und
wand sich, seltsame animalische Laute ausstoßend, auf dem Boden, bemüht, sich
nicht mit seinen eigenen Stimmbändern zu erdrosseln.
    »Das
liegt an all diesen zweitklassigen Filmen, die Sie gedreht haben«, sagte ich.
    »Was?«
Ihre Finger umkrampften so fest die Zigarettenspitze,
daß die Knöchel weiß hervortraten. »Wovon, zum
Kuckuck, reden Sie ?«
    »Diese
Masche mit Leroy hier«, sagte ich. »Den Dialog kann man fast jeden Abend im
Nachmitternachtsprogramm im Fernsehen hören .«
    »Sie
haben ihn verletzt !« zischte sie. »Dafür wird er Sie
umbringen .«
    »Heute
nicht«, beruhigte ich sie. »Und er ist nicht schlimm verletzt; er wird sich nur
eine Weile lang ungemütlich fühlen .«
    »Ungemütlich!«
Nachte Wut funkelte aus ihren dick mit Mascara umgebenen Augen. »Sie, Sie...!«
    Die
Zigarettenspitze fiel aus ihrer Hand, und sie stürzte sich mit hoch erhobenen
Fäusten auf mich. Ich streckte den rechten Arm aus, die Handfläche leicht
gewölbt — und ihre rechte Brust paßte genau hinein.
Dann verstärkte ich meinen Griff leicht und hielt sie so fest, während ihre
Fäuste wütend in der Luft herumfuchtelten, aber etwa zwölf Zentimeter zu weit
von meinem Gesicht entfernt, um irgendwelchen Schaden anzurichten.
    »Es
geht nichts über ein gutes Konditionstraining, sage ich immer .« Ich lächelte freundlich in ihr verzerrtes Gesicht. »Kommen Sie öfter her, Miss
Faber ?«

DRITTES KAPITEL
     
    G arret Sullivan entsprach gar nicht meiner Vorstellung von einem
Psychiater. Dafür sah er viel zu gesund aus, mehr wie der Typ, der irgendwo in
der Wildnis als Pilot einen Heliokopter im
Pendelverkehr fliegt. Er war ein stämmiger Bursche mit rosigem Gesicht, der
aussah, als ob er gesünder sei, als für ihn gut war. Er war schätzungsweise
vierzig Jahre alt, hatte einen Kopf voll hübschen braunen Haars, das noch nicht
den Bruchteil eines Zentimeters aus der Stirn zurückgewichen war, und warme
braune Augen, die einen instinktiv fühlen ließen, hier habe man einen Freund,
dem man vertrauen könne, noch bevor man ihm die Hand gereicht hatte.
    »Sie
sagten, es sei wichtig, Mr. Holman .« Er hatte einen hübschen, aufrichtig klingenden Bariton. »Hat es etwas mit
Herman Reiner zu tun ?«
    »Ja«,
bestätigte ich. »Es war sehr freundlich von Ihnen, sich heute
abend für mich Zeit zu nehmen, Doc .«
    »Machen
Sie es sich bequem«, sagte er. »Etwas zu trinken?«
    »Bourbon
auf Eis,
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