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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband
Autoren: Carter Brown
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Gehirnschlosser, der im
Entwirren all dieser verrückten, verkorksten Hollywooder - ids und Egos und -ismen Fachmann war! Sie stolperten
beinahe alle übereinander vor lauter Begierde, sich auf seine Couch zu legen
und ihm alle ihre widerlichen kleinen Geheimnisse anzuvertrauen, aber Herman
war dazu zu gerissen. Er nahm nur die, die große Namen hatten. Wenn man die
Stars dazu bringt, zu einem zu kommen, wird man zum Statussymbol — und sie
fühlen sich zudem beleidigt, wenn man ihnen nicht zumindest Rechnungen über das
Doppelte des üblichen Honorars schickt! Mein Mann verdiente in sehr kurzer Zeit
sehr viel Geld, Mr. Holman . Schmutziges, stinkendes
Geld; und er verdiente es auf eine schmutzige, stinkende Weise! Es ist
widerwärtig, wenn man auf solche Weise dazukommt .« Sie
schauderte plötzlich. »Ich spüre förmlich, wie es wie ein schmieriges
Leichenhemd an mir klebt .«
    »Nehmen
Sie’s nicht zu schwer, Mrs. Reiner«, sagte ich. »Was
Ihr Mann auch getan hat, mit Ihnen hat es doch nichts zu tun .«
    »O
doch !« antwortete sie in scharfem Ton. »Er hat
verdammt gut dafür gesorgt! Ich sagte ihm, ich wolle nichts davon wissen. Ich
flehte ihn an, seine schmutzigen kleinen Geheimnisse für sich zu behalten.
Einmal hielt ich mir die Ohren zu und rannte schreiend aus dem Haus! Aber
Herman störte das nicht. Er war krank — psychisch. Verstehen Sie? Er war die
schlimmste Sorte Voyeur, die es gibt, denn er spähte nicht einfach in anderer
Leute Fenster, um zu sehen, wie sie sich ausziehen; er spähte in anderer Leute
Inneres und zog sie bis zur letzten Faser ihrer Seele aus, sofern sie eine
hatten! Er konnte nicht begreifen, daß ich seine Geheimnisse nicht zu teilen
wünschte, daß sie mir widerwärtig waren! Er dachte ernstlich, daß jedermann
dieselbe ekelhafte Voyeurmentalität hätte wie er
selber !«
    »Das
tut mir leid«, sagte ich.
    »Leid ?« sagte sie verächtlich. »Wer? Ich? Ich hätte jederzeit von
ihm weggehen können, aber ich hatte nicht den Mut dazu. Das bequeme Leben
bedeutete mir ein bißchen zuviel . Es machte mir
Vergnügen, das Geld auszugeben, ganz gleich, wie schmutzig es war .«
    »Warum
erzählen Sie mir das alles ?« fragte ich sie. »Was hat
es für einen Sinn, sich jetzt selber damit zu quälen. Er ist tot .«
    »Weil
Sie, wenn Sie Ihrer Kundin helfen wollen, erst verstehen müssen, wie das mit
Herman war«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Sie
müssen wissen, wie alles begonnen hat; Sie müssen wissen, was für ein Mann er
war. Verstehen Sie ?«
    »Warum
ist das so wichtig ?« beharrte ich.
    »Reden
Sie nicht wie ein Idiot«, sagte sie müde. »Oder habe ich mich in Ihnen auch
getäuscht? Sie sehen nicht aus wie ein Idiot. Wenn Sie Herman nicht verstehen,
verstehen Sie auch die Sache mit den Tonbändern nicht. Er brauchte sie nicht
für seine Arbeit — die Aufnahmen wurden lediglich zu seinem Vergnügen gemacht .«
    »Wie
bitte ?« murmelte ich.
    »Herman
benutzte diese Tonbänder wie andere Leute ein Fernseh- oder Radiogerät«, sagte
sie, »ausschließlich zu seinem eigenen Vergnügen. Er spielte sie immer wieder.
Saß da und lauschte den übelsten intimen Bekenntnissen; und sein Gesicht sah
dabei aus, als beginne er demnächst zu sabbern. Als er mich nicht dazu bringen
konnte, dabeizusitzen und mit ihm zuzuhören, rächte er sich dadurch, daß er
unserem ehelichen Zusammensein irgendwelche widerlichen obszönen Erlebnisse,
die ihm einer seiner Patienten oder Patientinnen gebeichtet hatte,
gegenüberstellte — «
    Ihre
Stimme brach plötzlich ab, während ihr Tränen über das Gesicht rollten , und dann griff sie mit einer heftigen Bewegung nach
ihrem Glas. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete, bis sie ihre Fassung
wiedererlangt hatte. Dann winkte ich dem Kellner. Die Stille dauerte an, bis
die frischen Drinks vor uns standen; und sie hörte auf, sich die Augen zu
betupfen.
    »Entschuldigung«,
sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Ich glaube, es hat sich allzulange in mir angesammelt — aber es kommt jetzt zu
keinen weiteren emotionellen Darbietungen mehr; ich kann es Ihnen versprechen .«
    »Aber
ich bitte Sie !« sagte ich. »Wenn Sie über etwas
anderes reden wollen...«
    »Nein!«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich möchte ebenso dringend wie Ihre Kundin,
daß diese Tonbänder gefunden und vernichtet werden — vielleicht ist es mir noch
wichtiger als ihr. Aber ich fange jetzt eben erst an, zu begreifen, in was Sie
da hineingeraten werden, Mr. Holman .
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